Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
packte den Stiefel und riss ihn nach oben, sodass der Mann mit dem Rücken auf das Pflaster knallte. Sein Schädel machte dabei ein Geräusch wie ein Musketenkolben, den man auf den Boden schlägt. Dem dritten Mann stieß Sharpe den Ellbogen zwischen die Augen. Das alles hatte nur wenige Sekunden gedauert. Der erste Mann starrte Sharpe mit weit aufgerissenen Augen an, als der nun seine Pistole zog und auf den Unterleib des Anführers zielte. Sharpe spannte den Hahn, und das Geräusch hallte bedrohlich in dem Torbogen wider.
    Der Mann, dessen Mund noch immer von dem Messer geschlossen gehalten wurde, stellte die Schüssel ab. Dann streckte er zum Zeichen der Kapitulation die Hände aus. »Verpisst euch«, sagte Sharpe auf Englisch, und obwohl die Männer ihn nicht verstanden, gehorchten sie ihm. Langsam wichen sie rückwärts zurück, bis Sharpe die Pistole herunternahm. Dann rannten sie los.
    »Mist«, zischte Sharpe. Sein Kopf pochte. Er berührte den Verband und zuckte unwillkürlich vor Schmerz zusammen. Dann bückte er sich und sammelte die Münzen ein, und als er wieder aufstand, da hatte er ganz kurz das Gefühl, ohnmächtig zu werden. Also lehnte er sich an den Torbogen und schaute nach oben, denn das schien den Schmerz zu lindern. Im Schlussstein des Bogens war ein Kreuz eingraviert. Sharpe starrte es an, bis der Schmerz abgeklungen war. Er steckte die Pistole weg. Zum Glück war es unter dem Torbogen dunkel genug, dass keiner der Passanten sie bemerkt hatte. Sharpe sah Unkraut unter dem Tor, das mit der gleichen Art von altmodischem Vorhängeschloss gesichert war wie das Bootshaus der Marquesa. Das Schloss war völlig verrostet. Sharpe trat wieder auf die Straße hinaus und sah, dass die Fenster des Gebäudes vernagelt waren. Ein Turm ragte aus dem Haus empor, und zwischen dessen Steinen wuchs auch wieder Unkraut. Das Haus stand leer, und es war keine vierzig Schritt von Núñez’ Haus entfernt. »Perfekt«, sagte Sharpe laut, und eine Frau, die eine Ziege an einem Seil hinter sich herzog, bekreuzigte sich rasch, denn sie hielt ihn für verrückt.
    Es war kurz vor Mittag. Sharpe verbrachte viel Zeit mit der Suche nach einem Kaufmann, wie er ihn brauchte, und als er ihn schließlich fand, musste er erst einmal den dreckigen Mantel und den Hut ausziehen und unter den Arm klemmen, bevor er sich in den Laden trauen konnte. Dort kaufte er dann ein neues Schloss. Es war in England gemacht und hatte Sicherungen, die es Einbrechern erschweren sollten, es einfach so zu knacken. Der Ladenbesitzer berechnete Sharpe zu viel, vermutlich weil er Engländer war, doch Sharpe beschwerte sich nicht. Schließlich war es ja auch nicht sein Geld, das er hier ausgab. Lord Pumphrey hatte es ihm aus der Botschaftskasse gegeben.
    Sharpe kehrte zu dem wundersamen Kreuz zurück und setzte sich auf die Stufen vor der Kirche. Er wusste, dass die drei Männer wieder zurückkommen würden – oder zumindest zwei von ihnen –, aber erst wenn sie Verstärkung organisiert hatten, und das würde gut ein, zwei Stunden dauern. Ein Hund roch interessiert an Sharpes eingetauschtem Mantel und pinkelte dann an die Kirchenwand. Frauen kamen und gingen in die Kirche, und die meisten von ihnen warfen kleine Münzen in Sharpes Schüssel. Ein weiterer Bettler, diesmal eine Frau, bearbeitete die andere Seite der Treppe. Sie versuchte, Sharpe in ein Gespräch zu verwickeln, doch er sagte immer nur »Madre de Dios« , und schließlich gab sie ihre Versuche auf, und Sharpe beobachtete weiter das Haus und überlegte, wie er aus dieser Festung etwas stehlen sollte – falls die Briefe denn wirklich dort waren. Das Haus war offensichtlich gut bewacht, und Sharpe nahm an, dass der Haupteingang und die Fenster im Erdgeschoss verbarrikadiert waren. Ein Mönch, der von Haus zu Haus gegangen war, um Spenden zu sammeln, hatte erfolglos an die Tür gehämmert, bis der Priester mit dem kantigen Kinn aus der Gasse gekommen war. Der hatte den Mönch dann angeschrien, er solle verschwinden. Also konnte man die Vordertür wohl tatsächlich nicht öffnen. Die französischen Mörser feuerten noch zweimal, doch keines der Geschosse kam auch nur in die Nähe der Straße, in der Sharpe wartete. Er saß auf den Stufen, bis sich die Menschen zur Siesta zurückzogen, dann schlurfte er zu dem verlassen Gebäude zurück, wo die drei Männer versucht hatten, ihn auszurauben. Er zerschlug das alte Vorhängeschloss mit einem Pflasterstein, zog die Kette heraus und ging

Weitere Kostenlose Bücher