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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Zehenspitzen in die Mitte des Raums. Dort angekommen, legte er den Finger auf die Lippen, und Sharpe nahm an, dass Seine Lordschaft Ehrfurcht zeigen wollte, doch stattdessen schlug er mit dem Stock auf den Boden, und das Geräusch hallte laut in der Kammer wider. »Ist das nicht fantastisch?«, fragte Lord Pumphrey. »Fantastisch«, antwortete das Echo ein-, zwei-, dreimal. Eine der Frauen drehte sich um und funkelte Lord Pumphrey böse an, doch Seine Lordschaft lächelte sie nur an und verbeugte sich elegant. »Hier kann man mit sich selbst im Chor singen«, sagte Pumphrey. »Wollen Sie es mal versuchen, Richard?«
    Sharpe war mehr an den Gängen interessiert, die aus der Hauptkammer führten. Insgesamt gab es fünf davon. Der mittlere führte in eine weitere Kapelle mit einem Altar, vor dem ebenfalls Kerzen brannten, während sich am Ende der anderen nur dunkle Kavernen verbargen. Sharpe erkundete die nächstgelegene davon und fand einen weiteren Gang, der von ihr wegführte. Der Gang führte von einer Kaverne zur nächsten, einmal um die Hauptkammer herum. »Das sind wirklich clevere Bastarde, nicht wahr?«, bemerkte er Lord Pumphrey gegenüber, der ihm gefolgt war.
    »Clever?«
    »Plummer ist in der Mitte der großen Kammer gestorben, stimmt’s?«
    »In jedem Fall hat man da Blut gefunden. Wenn Sie genau hinschauen, können Sie es immer noch sehen.«
    »Und die Bastarde müssen in diesen Nebenkammern gewartet haben. Und man kann nie sagen, wo genau sie sind, denn sie können einmal komplett herum. Es gibt nur einen Grund, warum man sich mit jemandem an so einem Ort treffen sollte: Das ist die reinste Mördergrube. Sie sind derjenige, der mit den Bastarden verhandelt. Sagen Sie ihnen, wir würden uns nur an einem öffentlichen Ort mit ihnen treffen – bei Tag.«
    »Wir haben wohl Grund, ihnen gegenüber ein wenig Nachsicht zu zeigen, nicht andersherum.«
    »Was auch immer das heißen mag …«, erwiderte Sharpe. »Von wie viel Geld reden wir eigentlich?«
    »Von mindestens tausend Guineas. Mindestens. Vermutlich wesentlich mehr.«
    »Verdammte Scheiße!«, sagte Sharpe und lachte freudlos. »Das wird den Botschafter lehren, sich seine Frauen in Zukunft besser auszusuchen.«
    »Henry hat die dreihundert Guineas bezahlt, die Plummer verloren hat«, sagte Pumphrey, »er kann sich das auch leisten. Der, der ihm die Frau gestohlen hat, musste ihm ein Vermögen dafür zahlen. Doch nun ist es das Geld der Regierung.«
    »Warum?«
    »Weil das Ganze nach der Veröffentlichung des ersten Briefs zu einem politischen Problem geworden ist. Hier geht es nicht länger um Henrys unglückliche Wahl seiner Bettgefährtin, sondern um die britische Spanienpolitik. Vielleicht war das ja auch der Grund, warum sie den Brief überhaupt erst veröffentlicht haben. Das hat den Preis in die Höhe getrieben und die Börse Seiner Majestät geöffnet. Wenn das ihr Motiv war, dann muss ich sagen: verdammt clever.«
    Sharpe kehrte in die Hauptkammer zurück. Er stellte sich vor, wie hier überall Feinde versteckt waren, Feinde, die sich durch den versteckten Gang bewegten, Feinde, die jederzeit aus einer anderen Richtung kommen konnten. Plummer und seine Männer hatten wie Ratten in der Falle gesessen. »Nehmen wir einmal an, sie verkaufen Ihnen die Briefe«, sagte er. »Was sollte sie dann davon abhalten, Kopien anzufertigen und sie trotzdem zu veröffentlichen?«
    »Sie werden sich verpflichten, das nicht zu tun. Das ist eine unsere unverhandelbaren Forderungen.«
    »Das ist doch Unsinn«, erklärte Sharpe verächtlich. »Sie haben es hier nicht mit anderen Diplomaten zu tun, sondern mit Kriminellen!«
    »Ich weiß, Richard«, sagte Pumphrey, »ich weiß. Das ist alles äußerst unbefriedigend, aber wir müssen unser Bestes tun und darauf vertrauen, dass wir ein ehrbares Geschäft abschließen.«
    »Sie meinen, sie hoffen darauf.«
    »Ist das schlecht?«
    »Mylord, in der Schlacht muss man immer mit dem Schlimmsten rechnen. Darauf muss man sich vorbereiten. Wo ist die Frau?«
    »Welche Frau?«
    »Caterina Blazquez. So heißt sie doch, oder? Wo ist sie?«
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Pumphrey distanziert.
    »Ist sie Teil davon?«, verlangte Sharpe mit Nachdruck zu wissen. »Will sie Geld?«
    »Ihr sind die Briefe gestohlen worden!«
    »Zumindest behauptet sie das.«
    »Sie sind ein sehr misstrauischer Mensch, Richard.«
    Sharpe erwiderte nichts darauf. Er mochte es nicht, dass Pumphrey ihn stets mit Vornamen ansprach. Das

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