Sharpes Zorn (German Edition)
mit Ihren Jungs kämpfen zu dürfen, Hugh«, sagte Sir Thomas.
»Sie sind uns von Herzen willkommen, Sir.« Gough sprach mit leichtem irischem Akzent.
»Aber warnen Sie Ihre Männer bitte, dass sie zwei Riflemen dabei haben«, sagte Sir Thomas. »Wir wollen doch nicht, dass Ihre Beutelschneider zwei Helden abknallen, die einen französischen Adler erbeutet haben. So, Sharpe – Major Gough wird mit seinen Jungs am Südufer der Bucht landen. Dort gibt es ein paar Wachen, aber um die werden wir uns rasch kümmern. Ich nehme an, dann werden die Franzosen Entsatz aus San Luis schicken, und dann wird es interessant.«
Sir Thomas’ Plan war, mit zwei Leichtern am Südufer zu landen und mit zwei weiteren im Norden. Die Männer würden an Land gehen, die französischen Wachtposten vertreiben und die Bucht dann gegen zu erwartende Gegenangriffe verteidigen. In der Zwischenzeit würde der fünfte Leichter mit den Pionieren zu den Feuerflößen fahren, die ein kleines Stück flussaufwärts von den beiden französischen Lagern lagen, die Kontrolle über sie übernehmen und die Sprengladungen legen. »Das wird aussehen wie am 5. November. Guy Fawkes wäre stolz auf uns«, bemerkte Sir Thomas fröhlich.
Sharpe machte es sich auf dem Deck bequem. Lord William Russell brachte ihnen kalte Wurst und eine Flasche Wein. Die Wurst war in Scheiben geschnitten, und die Flasche wurde herumgereicht, während sich der Leichter langsam, aber stetig durch die Wellen kämpfte. Ein Spanier stand neben dem Rudergänger. »Das ist unser Führer«, erklärte Sir Thomas. »Ein Fischer. Ein guter Kerl.«
»Und er hasst uns nicht, Sir?«, fragte Sharpe.
»Uns hassen?«
»Ich höre ständig, wie sehr die Spanier uns hassen, Sir.«
»Er hasst die Franzosen. Genau wie ich, Sharpe. Wenn es eine Konstante in diesem Tal der Tränen gibt, Sharpe, dann ist das der Hass auf die Franzosen«, erklärte Sir Thomas voller Leidenschaft. »Ich nehme doch an, Sie hassen die Franzosen auch, oder, Sharpe?«
Sharpe hielt kurz inne. Hass? Er war nicht sicher, ob er sie wirklich hasste . »Ich mag die Bastarde nicht, Sir«, antwortete er.
»Ich früher schon«, sagte Sir Thomas.
»Früher schon?« Sharpe war verwirrt.
»Ich habe sie einmal gemocht«, sagte Sir Thomas. Der General schaute nach vorn und zu den kleinen Lichtern auf den Wällen der Forts. »Ja, ich habe sie gemocht, Sharpe. Ich habe mich über ihre Revolution gefreut. Ich habe geglaubt, dass sei ein Neubeginn für die Menschheit. Freiheit! Gleichheit! Brüderlichkeit! Ich habe an all diese Dinge geglaubt, und ich glaube immer noch an sie, aber jetzt hasse ich die Franzosen. Ich hasse sie seit dem Tag, an dem meine Frau gestorben ist, Sharpe.«
Sharpe war dieses Gespräch ein wenig unangenehm, genau wie am Abend zuvor, als der Botschafter ihm seine dummen Liebesbriefe an eine Hure gestanden hatte. »Das tut mir leid, Sir«, murmelte er.
»Das war vor neunzehn Jahren«, erzählte Sir Thomas. Sharpes Mitgefühl schien er gar nicht zu bemerken, »vor der Südküste Frankreichs. Meine geliebte Mary ist am 26. Juni 1792 gestorben. Wir haben ihren Leichnam an Land gebracht und in einen Sarg gelegt. Es war mein Wunsch, sie in Schottland beizusetzen, und so haben wir eine Bark angeheuert, die uns nach Bordeaux bringen sollte, wo wir hofften, ein Schiff nach Hause zu finden. Und kurz vor Toulouse, Sharpe«, die Stimme des Generals verwandelte sich in ein Knurren, »kurz vor Toulouse hat eine wilde, halb betrunkene Meute von Franzosen darauf bestanden, die Bark zu durchsuchen. Ich habe ihnen meine Papiere gezeigt und sie angefleht, ein wenig Respekt zu zeigen, doch sie haben mich ignoriert, Sharpe. Sie haben die Uniform Frankreichs getragen, und sie haben den Sarg aufgerissen und meine geliebte Mary in ihrem Leichentuch belästigt, und seit diesem Tag, Sharpe, habe ich mein Herz vor ihrer verdammten Rasse verschlossen. Ich bin zur Armee gegangen, um Rache zu nehmen, und ich bete täglich zu Gott, dass ich noch lange genug leben werde, um zu sehen, wie auch der letzte Franzose auf dieser Erde stirbt.«
»Amen«, sagte Lord William Russell.
»Und heute Nacht«, fuhr Sir Thomas mit sichtlicher Freude fort, »werde ich noch ein paar mehr von ihnen töten. Für meine Mary.«
»Amen«, sagte Sharpe.
Von Westen wehte ein leichter Wind. Er trieb winzige Wellen in die Bucht von Cadiz, über die die fünf Leichter langsam, aber stetig fuhren. Es war nicht wirklich kalt, sondern nur ein wenig kühl. Dennoch
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