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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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de León, die die Stadt beschützt. Ohne England, Padre, gäbe es kein Cadiz. Wenn wir die Engländer genug ärgern, dann werden sie die Junta davon überzeugen, die Zeitung zu schließen, und was würden uns dann die Briefe nutzen? Deshalb müssen wir all unsere Munition auf einmal abfeuern! Wir müssen ihnen eine Salve verpassen, die sie auf einen Schlag erledigen wird. All die Briefe, all die Leidenschaft, all der Schweiß auf diesen Blättern, all die Lügen, die ich schreiben werde, alles auf einmal! Wir müssen sie mit einer einzigen Ausgabe vernichten, dann ist es egal, ob sie die Zeitung schließen oder nicht.«
    Montseny starrte den elenden Kerl an. Das ergab sogar Sinn. »Aber wenn sie die Zeitung schließen«, warf er ein, »dann werden wir auch keine Briefe mehr haben.«
    »Aber es gibt noch andere Briefe«, erklärte Chavez enthusiastisch. »Hier.« Er kramte in seinen Papieren herum. »Da steht etwas vom letzten Brief Seiner Exzellenz, und den haben wir nicht. Ich nehme an, diese wunderbare Kreatur hat noch mehr, nicht wahr?«
    »Ja, hat sie.«
    »Dann besorgen Sie sie«, sagte Chavez, »oder lassen Sie es, ganz wie Sie wollen. Es ist egal. Ich bin Journalist, Padre. Dinge zu erfinden ist mein Beruf.«
    »Sie alle auf einmal veröffentlichen …«, dachte Montseny laut.
    »Ich brauche eine Woche«, sagte Chavez. »In der Zeit werde ich umschreiben, übersetzen und erfinden. Wir werden sagen, die Engländer planen, den Rebellen in Venezuela Musketen zu verkaufen und ihre protestantische Häresie in Cadiz zu verbreiten.« Er hielt kurz inne und zog an seiner Zigarre. »Und wir werden sagen«, fuhr er bedächtiger fort, »dass sie Friedensverhandlungen mit Frankreich führen, um Portugal von Spanien unabhängig zu machen. Das dürfte reichen. Geben Sie mir zehn Tage.«
    »Zehn?«, schnaubte Montseny. »Sie haben fünf.«
    Ein listiger Ausdruck schlich sich auf Chavez’ breites Gesicht. »Mit Brandy würde ich besser arbeiten, Padre.« Er deutete auf den leeren Herd. »Und es ist ziemlich kalt hier drin.«
    »Nach fünf Tagen, Chavez«, sagte Montseny, »werden Sie Ihr Gold bekommen. Dann können Sie sich so viel Brandy und Holz kaufen, wie Sie wollen. Bis dahin arbeiten Sie.« Er schloss die Tür. Er konnte den Sieg schon förmlich riechen.
    Der frisch aufgekommene Südwind hatte ein Dutzend Schiffe auf die Reise nach Portugal geschickt, und Sergeant Noolan und seine Männer waren weg. Sie waren an Bord einer Schaluppe befohlen worden, die Kurierfahrten nach Lissabon unternahm, doch Lord Pumphreys Brief an Sir Thomas Graham hatte gereicht, um Sharpes Riflemen auf der Isla de León festzuhalten. An diesem Abend schaute Sharpe bei den Zelten nach ihnen. Er hatte wieder die Uniform angezogen, sich ein Pferd von der Botschaft geliehen, und als er das Lager erreichte, war es bereits dunkel, und Harper versuchte gerade, ein sterbendes Feuer wieder anzufachen. »Da in der Flasche ist Rum, Sir«, sagte Harper und nickte zu einer Steingutflasche neben dem Zelteingang.
    »Wo sind die anderen?«, fragte Sharpe.
    »Da, wo ich auch in zehn Minuten sein werde: in einem Gasthaus, Sir. Wie geht es Ihrem Kopf?«
    »Er pocht.«
    »Halten Sie den Verband auch immer schön feucht, wie der Arzt gesagt hat?«
    »Das habe ich vergessen.«
    »Sergeant Noolan und seine Männer sind weg«, berichtete Harper. »Sie haben ein Boot nach Lissabon genommen, aber wir müssen noch bleiben, stimmt’s?«
    »Aber nicht lange«, sagte Sharpe. Unbeholfen ließ er sich aus dem Sattel gleiten und fragte sich, was zum Teufel er jetzt mit dem Pferd machen sollte.
    »Aye, wir haben entsprechende Befehle von Lieutenant General Sir Thomas Graham bekommen«, sagte Harper, »höchstpersönlich sogar. Lord William Russell hat sie uns überbracht. Das ist auch nicht schlecht, würde ich sagen.« Er schaute Sharpe fragend an.
    »Wir haben einen Auftrag, Pat«, sagte Sharpe. »Es gibt da ein paar Bastarde in der Stadt, denen man die Fresse polieren muss.«
    »Einen Auftrag, hm?« In Harpers Stimme war ein Hauch von Widerwillen zu hören.
    »Denkst du an Joana?«
    »Ja, Sir.«
    »Es sind nur ein paar Tage, Pat, und wir könnten sogar was dabei verdienen.« Sharpe war der Gedanke gekommen, dass Lord Pumphrey womöglich recht hatte und dass Henry Wellesley sie vermutlich wirklich großzügig entlohnen würde, sollten sie ihm die Briefe beschaffen. Er beugte sich über das Feuer und wärmte sich die Hände. »Wir müssen euch Zivilkleidung besorgen. Dann

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