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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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an Land und folgte Ensign Keogh, dessen Dreispitz aussah, als habe er seinem Großvater gehört. Die Ecken waren übertrieben nach oben gebogen. Dünne Schnüre hingen daran, und obenauf hatte der Hut eine riesige blaue Feder, die zu den Kragenspiegeln auf den roten Röcken des 87th passte. »Mir nach, mir nach, mir nach«, zischte Keogh, doch nicht zu Sharpe, sondern zu einem großen Sergeant und gut zwanzig Männern, für die Keogh in dieser Nacht die Verantwortung trug. Der Sergeant hatte sich im Fangkorb eines Fischers verfangen und fluchte nun vor sich hin, während er versuchte, das Ding wieder loszuwerden. »Brauchen Sie Hilfe, Sergeant Masterson?«, fragte Keogh.
    »Himmel, nein, Sir«, antwortete Masterson und zertrampelte die Reste des Korbs. »Dieses verdammte Ding, Sir.«
    »Pflanzt die Bajonette auf, Jungs!«, befahl Keogh. »Und zwar leise!«
    Es kam Sharpe äußerst ungewöhnlich vor, dass fünfhundert Mann so nahe an zwei feindlichen Stellungen unbemerkt an Land gehen konnten. Doch die Franzosen schienen die Angreifer tatsächlich noch nicht bemerkt zu haben. Sharpe sah kleine Zelte im Feuerschein und zwischen den Zelten einfache Hütten aus Zweigen und mit Dächern aus Schilf. Vor einem der Zelte standen Musketen, und Sharpe fragte sich, warum in Gottes Namen die Franzosen Zelte aufgeschlagen hatten. Die Männer sollten die Flöße bewachen und nicht schlafen! Doch mindestens ein paar Soldaten waren noch wach. Zwei Männer wanderten langsam durch das Lager. Sie hatten die Musketen über die Schulter geschlungen und ahnten nichts, als ein zweiter Leichter eine weitere Kompanie Rotröcke des 87th ausspuckte. Gleichzeitig gingen noch einmal zwei Kompanien am Nordufer an Land.
    »For a balla, Jungs«, schien Major Gough leise und drängend hinter Keoghs Männern zu sagen. »For a balla!«
    »Wie bitte was?«, flüsterte Sharpe zu Harper.
    » Faugh a ballagh , Sir. Das heißt: Macht den Weg frei. Meint: Seht zu, dass ihr Land gewinnt, denn die Iren kommen.« Harper hatte sein Schwertbajonett gezogen. Offensichtlich hatte er die sieben Kugeln des Salvengewehrs für später reserviert. »Und wir kommen auch«, sagte er und machte das lange Schwertbajonett am Lauf seines Gewehres fest, sodass er nun eine dreiundzwanzig Zoll lange Lanze hatte.
    »Vorwärts!« Major Gough wechselte wieder ins Englische, doch er sprach nach wie vor leise. »Schlachtet die Bastarde ab. Aber leise, Jungs, leise. Weckt sie erst auf, wenn ihr unbedingt müsst.«
    Die Rotröcke rückten vor, und ihre Bajonette funkelten im schwachen Schein der Feuer. Es klickte, als die Männer ihre Hähne spannten, und Sharpe war sicher, dass die Franzosen das Geräusch hörten – sie mussten einfach –, doch der Feind blieb stumm. Es war eine Wache am Nordufer, die als Erste die Gefahr erkannte. Vielleicht hatte der Mann die dunkle Form der Leichter im Wasser entdeckt oder das Funkeln der Klingen im Westen gesehen, in jedem Fall stieß er einen erstickten Schrei aus, gefolgt von einem Knall, als er seine Muskete abfeuerte.
    »Faugh a ballagh!« , brüllte Major Gough. » Faugh a ballagh! Auf sie, Jungs, auf sie!« Nun, da der Überraschungsmoment verloren war, hatte Gough nicht länger die Absicht, langsam und diszipliniert vorzurücken. Sharpe erinnerte sich an das Bataillon bei Talavera, und er wusste, dass sie eine standhafte Einheit waren, doch jetzt wollte Gough Schnelligkeit und Wildheit. »Lauft, ihr Halunken!«, schrie er. »Überrennt sie! Und schreit! Schreit!«
    Die Männer reagierten auf den Befehl, indem sie wie die Banshees heulten. Sie stürmten durch den Sumpf, stolperten über Schilfbüschel und sprangen über kleine Gräben. Schlank und jung, wie er war, rannte Ensign Keogh mit seinem schmalen Infanteriesäbel voraus, wie es bei Offizieren üblich war. »Faugh a ballagh!« , schrie er. »Faugh a ballagh!« Dann sprang er über einen Graben, und mit der linken Hand hielt er seinen Hut fest, damit er nicht herunterfiel. Er stolperte, doch Sergeant Masterson, der fast so groß war wie Harper, riss den zerbrechlich wirkenden Ensign wieder in die Höhe. »Tötet sie!«, kreischte Keogh. »Tötet sie!« Musketen blitzten zwischen den Lagerfeuern auf, doch Sharpe hörte weder das Zischen einer Kugel, noch sah er jemanden fallen. Noch halb im Schlaf stolperten die Franzosen aus ihren Zelten und Unterständen. Ein Offizier, dessen Klinge den Feuerschein reflektierte, versuchte Ordnung in seine Truppe zu bringen, doch das Heulen der

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