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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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immer das war, der da unten nachsehen wollte, er ging zum Osteingang mit den drei Türen. Niemand beobachtete die Nordfassade, wo Sharpe die Leitern fand, die sie nun hinabstiegen. Inzwischen trug Harper das Gold. Donner grollte über ihren Köpfen und ein Blitz ließ sie das komplizierte Gebilde aus Planken und Pfosten sehen, durch das sie nun kletterten. Lord Pumphrey hätte wohl am liebsten das Pflaster geküsst, als sie endlich unten ankamen. »Gütiger Herr Jesus«, sagte er. »Ich glaube, mein Fuß ist nur verrenkt.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er nicht gebrochen ist«, sagte Sharpe. Er grinste. »Zum Schluss war zwar alles ein wenig überstürzt, aber alles in allem betrachtet, lief es doch ganz gut.«
    »Das war eine Kathedrale!«, sagte Harper.
    »Gott wird dir verzeihen«, erwiderte Sharpe. »Den Bastarden da drin wird er vielleicht nicht vergeben, dir aber schon. Gott liebt die Iren. Das sagst du mir doch immer.«
    Bis zur Botschaft war es nicht weit. Sie klopften ans Tor, und ein verschlafener Pförtner öffnete ihnen. »Wartet der Botschafter auf uns?«, fragte Sharpe.
    »Natürlich.«
    »Dann können Sie ihm ja das Geld Seiner Majestät zurückgeben«, sagte Sharpe, »abzüglich sechs Guineas.« Er schaute in die Tasche. Sie war voller Lederbeutel. Sharpe öffnete einen davon, zählte sechs Guineas ab und gab Pumphrey den Rest zurück.
    »Sechs Guineas?«, fragte Lord Pumphrey.
    »Vielleicht muss ich ja jemanden bestechen«, erwiderte Sharpe.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass Seine Exzellenz Sie morgen früh sehen will«, sagte Pumphrey. Er klang entmutigt.
    »Sie wissen ja, wo Sie mich finden können«, antwortete Sharpe. Er ging zum Stall, blieb aber noch einmal kurz am Hoftor stehen und sah, dass Lord Pumphrey nicht zu dem Haus ging, wo sich die Arbeitszimmer der Botschaft befanden, sondern zu dem Hof, an dem die kleineren Häuser standen. Er ging zu sich nach Hause. Sharpe schaute Seiner Lordschaft hinterher, bis er verschwunden war, und spie dann aus. »Die halten mich wirklich für dumm, Pat.«
    »Tun sie, Sir?«
    »Ja, das tun sie. Bist du müde?«
    »Ich könnte einen Monat lang durchschlafen, Sir.«
    »Aber jetzt nicht, Pat, jetzt nicht.«
    »Nicht, Sir?«
    »Wann schlägt man einen Mann am besten?«
    »Wenn er am Boden liegt?«
    »Wenn er am Boden liegt«, bestätigte Sharpe. Er hatte viel zu tun.
    Sharpe gab jedem seiner Riflemen eine Guinea. Sie hatten fest geschlafen, als Sharpe und Harper in den Stall zurückgekehrt waren, aber sie wachten auf, als Sharpe eine Laterne entzündete. »Wie viele von euch sind betrunken?«, fragte Sharpe.
    Die Gesichter schauten ihn reumütig an. Niemand antwortete ihm. »Es ist mir egal«, sagte Sharpe. »Ich will es nur wissen.«
    »Ich habe mir ein paar genehmigt«, gestand Slattery.
    »Und, bist du betrunken?«
    »Nein, Sir.«
    »Harris?«
    »Nein, Sir. Ein wenig Rotwein, Sir, aber nicht viel.«
    Perkins schaute seine Guinea an und runzelte die Stirn. Vermutlich hatte er noch nie eine gesehen. »Was heißt M. B. F. ET H. REX F. D. B. ET L. D. S. R. L. A. T. ET E.?«, fragte er. Er hatte die Inschrift auf der Münze gelesen, doch das fiel ihm schwer, und so stolperte er über die Buchstaben.
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«, erwiderte Sharpe.
    »König von Großbritannien, Frankreich und Irland«, sagte Harris, »Verteidiger des Glaubens, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, Erzschatzkanzler und Kurfürst. Das ist natürlich eine Abkürzung, eine lateinische.«
    »Verdammt«, sagte Perkins beeindruckt. »Und wer ist das alles?«
    »Na, König George, du Idiot«, antwortete Harris.
    »Lass es gut sein«, sagte Sharpe zu Perkins. Er wusste eigentlich gar nicht so genau, warum er seinen Männern das Geld gegeben hatte, aber warum sollten seine Riflemen in einer Nacht wie dieser, in der so großzügig mit Geld umgegangen wurde, nicht auch was davon haben? »Ihr alle werdet Mäntel und Hüte brauchen.«
    »Jesus«, sagte Harris. »Wir gehen raus? In diesem Sturm?«
    »Ich brauche die Zwölfpfündergranaten«, sagte Sharpe, »und noch mindestens zwei Rauchbomben. Steckt sie ein. Habt ihr die Flaschen mit dem Gemisch aus Brandy und Lampenöl gefüllt?«
    »Ja, Sir.«
    »Die brauchen wir auch. Und ja, wir gehen raus.« Sharpe wollte nicht. Er wollte schlafen, doch wenn der Feind aus dem Gleichgewicht war, dann musste man zuschlagen. Montseny hatte mindestens sechs Mann mit in die Kathedrale genommen, vielleicht mehr, und diese Männer waren

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