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Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Mich durchfuhr ein Stich der Eifersucht - sie saßen so behaglich beieinander, jeder so zufrieden in der Gesellschaft des anderen … Dann blickte Callina auf, sah mich und lächelte, und ich wusste, dass ich nichts zu befürchten hatte.
    Sie kam auf mich zu. Ich hätte sie gern in die Arme genommen, mit der Zärtlichkeit, die man für eine bloße Verwandte nicht hat. Doch sie streckte stattdessen die Hand aus und berührte federleicht mein Handgelenk, ein Gruß, wie er einer amtierenden Bewahrerin anstand. Mit dieser automatischen Geste schob sich die Enttäuschung zwischen uns wie ein blankes Schwert.
    Eine Bewahrerin. Sie darf niemals berührt, niemals begehrt werden, nicht einmal durch einen unschicklichen Gedanken … Ich war wütend und frustriert, doch gleichzeitig hatte ihre Geste etwas Tröstliches. So hätte sie mich begrüßt, wenn wir beide wieder in Arilinn wären, wo ich glücklich gewesen war … Selbst wenn man uns jahrelang überall als Liebespaar gekannt hätte, wäre es ihr nicht eingefallen, mich auf andere Weise als jetzt zu berühren.
    Aber unsere Blicke trafen sich, und sie sagte ernst: »Ashara wird dich empfangen, Lew. Ich glaube, es ist das erste Mal seit mehr als einer Generation, dass sie eingewilligt hat, mit jemandem von draußen zu sprechen. Als ich ihr von der SharraMatrix berichtete, sagte sie, ich dürfe dich ihr bringen.«
    Regis meinte: »Ich würde auch gern mit ihr sprechen. Es könnte ja sein, dass sie etwas über die Hastur-Gabe weiß …« Bei Callinas kaltem Stirnrunzeln brach er ab.
    »Sie hat nicht nach dir gefragt. Nicht einmal ich kann irgendwen zu ihr bringen, wenn sie es nicht wünscht.«
Regis duckte sich, als habe sie ihn geschlagen. Ich sah diese neue Callina an, die unbewegte Maske ihres Gesichts, die Augen und die Stimme einer kalten, steinernen Fremden. Das dauerte nur einen Moment, und dann war sie wieder die Callina, die ich kannte. Aber was ich gesehen hatte, hatte ich gesehen, und ich war verwirrt und bestürzt. Um Regis zu trösten, wollte ich noch etwas in dem Sinne sagen, wir würden die alte Leronis bitten, auch ihm eine Audienz zu gewähren, doch da meldete Linnell ihren Anspruch auf mich an.
»Willst du ihn uns sofort wieder wegnehmen?«, fragte sie Callina. »Wo wir uns doch so viele Jahre nicht gesehen haben? - Lew, du musst mir von Terra erzählen, von den Welten im Imperium!«
»Dafür wird bestimmt noch Zeit genug sein«, antwortete ich lächelnd. »Es ist ja noch nicht einmal Abend … Aber es gibt nichts Gutes über Terra zu berichten, Chiya; ich habe keine schönen Erinnerungen an jene Welt. Meistens war ich in Krankenhäusern …« Als ich das Wort aussprach, erinnerte ich mich an ein anderes Krankenhaus, in dem nicht ich, sondern Dio der Patient gewesen war, und an eine gewisse dunkelhaarige junge Schwester mit einem süßen Gesicht. »Linnell, hast du gewusst - nein, du kannst es natürlich nicht wissen, aber du hast eine perfekte Doppelgängerin auf Vainwal, dir so ähnlich, dass ich sie im ersten Augenblick mit deinem Namen ansprach. Ich habe sie für dich gehalten.«
»Wirklich? Wie war sie denn?«
»Oh, tüchtig, kompetent - sogar ihre Stimme klang wie deine.« Und dann hielt ich inne. Die Schrecken jener Nacht kehrten mir ins Gedächtnis zurück, das gräulich deformierte, monströse Ding, das mein Sohn hätte sein sollen … Meine Abschirmung war fest geschlossen, aber Linnell sah das Zucken in meinem Gesicht und streichelte mir die narbige Wange.
»Pflegebruder …« - sie benutzte die intime Form, die ein Kosewort daraus machte - »… sprich nicht über Krankenhäuser und Krankheit und Schmerzen. Es ist jetzt alles vorbei, du bist zu Hause, hier bei uns. Denk nicht mehr daran.«
»Und es gibt hier auf Darkover genug Probleme, dass du darüber alle, die du im Imperium gehabt haben magst, vergessen kannst.« Regis quälte sich ein Lächeln ab. Er trat zu uns an das Fenster. Abendwolken verschleierten die Sonne. »Der Rat ist nicht ordnungsgemäß vertagt worden. Ich bezweifle, dass wir nichts mehr davon hören werden. Und bestimmt werden wir noch von Beltran hören …« Callina erschauerte bei diesem Namen. Sie blickte zu den Wolken hoch und drängte ungeduldig: »Komm, wir dürfen Ashara nicht warten lassen.«
Ein Diener legte ihr einen Umhang um die Schultern, der wie eine graue Wolke war. Wir gingen hinaus und die Treppe hinunter, aber auf dem ersten Absatz zwang mich irgendetwas, mich umzudrehen. Linnell stand vor den Zimmerlampen

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