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Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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unter der Tür. Kupferne Glanzlichter spielten auf ihrem braunen Haar. Ein ernstes Lächeln lag auf ihrem Gesicht. Und für einen Augenblick überkam mich dieser Sinn, der in der Alton-Gabe herumspukt und außer Phase mit der Zeit wahrnimmt, vielleicht ein Hauch der Vorausschau, den ich mit dem Aldaran-Teil meines Blutes geerbt habe. Ich starrte ins Leere, als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ineinander zusammenbrachen. Ein Schatten fiel auf Linnell, und eine schreckliche Überzeugung bemächtigte sich meiner …
Über Linnell schwebte das Verhängnis … der gleiche Schatten, der mein Leben verdunkelt hatte, würde auf Linnell fallen und sie bedecken und verschlucken …
»Lew, was ist los?«
Ich kniff die Augen zusammen und wandte das Gesicht der
neben mir stehenden Callina zu. Schon verblasste die Gewissheit, dieser Übelkeit erregende Augenblick, als mein Geist vom Pfad der Zeit abgeglitten war, wie ein Traum im Tageslicht. Die Verwirrung, die Ahnung von einer Tragödie blieben zurück. Ich wollte die Treppe hinaufeilen, Linnell in meine Arme reißen, als könne ich sie vor dem Unglück schützen … Aber als ich wieder hinsah, war die Tür geschlossen und Linnell fort.
Durch den Bogengang kamen wir in einen Hof. Der leichte Regen des Frühsommers fiel, und obwohl er sich in dieser Jahreszeit nicht in Schnee verwandeln würde, waren doch einige Graupeln dabei. Schon verschwanden die Lichter in der Altstadt, oder sie konnten den Nebel nicht durchdringen. Aber jenseits des Tals warfen die gleißenden Neonlichter der Handelsstadt knallig rote und orangefarbene Flecken auf die niedrigen Wolken. Ich trat an das Geländer des Balkons, der auf das Tal hinausging, und blieb stehen, ohne auf den Regen zu achten, der mir ins Gesicht schlug. Zwei Welten lagen vor mir, doch ich gehörte zu keiner von beiden. Gab es irgendeine Welt in dem ganzen sternenumspannenden Imperium, wo ich mich zu Hause fühlen würde?
»Heute Nacht wäre ich gern da unten«, bemerkte ich müde, »oder sonst wo, nur nicht hier in dieser Höllenburg …«
»Auch in der Terranischen Zone?«
»Auch in der Terranischen Zone.«
»Warum bist du dann nicht dort? Hier hält dich nichts fest«, sagte Callina, und bei diesen Worten drehte ich mich zu ihr um. Ihr Spinnwebenmantel hob sich auf dem Wind wie feiner Nebel, als ich sie in meine Arme zog. Einen Augenblick lang war sie steif und widerstrebend, als habe sie Angst, dann schmiegte sie sich an mich. Aber ihre Lippen blieben unter meinem fordernden Kuss geschlossen und passiv wie die eines Kindes, und das brachte mich mit dem Schock des Deja vue wieder zu Verstand … Irgendwo, irgendwann, in einem Traum oder in der Wirklichkeit war dies schon einmal geschehen, genauso, bis auf die Regentropfen und Schloßen auf unsern Gesichtern … Auch sie spürte es, stemmte die Hände gegen meine Brust und zog sich sanft zurück. Aber dann ließ sie den Kopf auf meine Schulter sinken.
»Was nun, Lew? Gnädige Avarra - was nun?«
Ich wusste es nicht. Schließlich wies ich auf den karminroten Fleck, den die Neonlichter der Handelsstadt erzeugten.
»Vergiss Beltran. Heirate mich … jetzt … heute Abend, in der Terranischen Zone. Stelle die Ratsmitglieder vor eine vollendete Tatsache und lass sie daran kauen und sie hinunterschlucken. Sollen sie doch ihre Probleme selbst lösen! Was verstecken sie sich hinter den Röcken einer Frau! Meinen sie, eine Heirat böte einen Ausweg?«
»Wenn ich es wagte …«, hauchte sie, und aus der gleichmütigen Stimme der geschulten Bewahrerin hörte ich die Tränen heraus, die nicht zu vergießen sie gelernt hatte. Aber sie seufzte und schob mich zögernd wieder weg. Sie sagte: »Auch wenn wir Beltran vergessen, wird er nicht fortgehen, weil wir nicht da sind. Er hat eine Armee vor den Toren Thendaras, ausgerüstet mit terranischen Waffen. Und außerdem …« Sie musste sich Mühe geben, es auszusprechen. »Können wir Sharra so leicht vergessen?«
Das Wort warf mich aus meinem Tagtraum vom Frieden. Zum ersten Mal seit Jahren war Sharra nicht einmal mehr ein böses Flüstern in meinem Geist gewesen. In Callinas Armen hatte ich Sharra tatsächlich vergessen. Callina mochte durch ihr Gelübde als Bewahrerin an den Turm gebunden sein, aber ich war auch nicht frei. Schweigend wandte ich mich von dem Anblick der Zwillingsstädte unter mir ab und ließ mich von ihr noch eine Treppenflucht hinunter und durch eine Reihe weiterer voneinander getrennter Höfe führen, bis ich mich im

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