Sharras Exil - 17
nicht gerade den Eindruck vermittelt, ich sei in der Comyn-Burg willkommen.« »Ich weiß, und es tut mir Leid, Marius. Was kann ich sagen? Ich treffe die Entscheidungen des Rats nicht, aber andererseits hat das auch nicht zu bedeuten, dass ich mit ihnen einverstanden bin. Willst du nicht näher treten? Steh nicht im Flur herum. Etwas zu trinken? Erril, nimm seinen Mantel.«
Marius schüttelte den Kopf. »Dazu ist keine Zeit, fürchte ich. Mein Freund … du kennst ihn; er hat mir erzählt, dass ihr zusammen in Aldaran gefangen wart und dass du etwas über…« - Marius zuckte und senkte die Stimme, als spreche er eine Obszönität aus - »… über Sharra weißt.«
Jetzt fiel Regis sein Traum wieder ein, das monströse Feuerbild, das in seinen Alpträumen sengte und verwüstete, in Flammen aufgehende Schiffe … »Ich erinnere mich nur zu gut«, antwortete er. »Dein Freund - das ist Rafe Scott, nicht wahr?« Ja, er hatte sie zusammen in Thendara gesehen, und zwar in der Gesellschaft von Lerrys Ridenow, der gern mit Terranern umging. »Was ist geschehen, Marius?« Seine Gedanken lieferten dazu den Kontrapunkt: Das ist doch nicht möglich, in all diesen Jahren habe ich nicht von Sharra geträumt, und jetzt … das ist kein bloßer Zufall. »Er ist mein Gast«, berichtete Marius, »und die Diener hörten ihn schreien und kamen und weckten mich auf. Aber als ich zu ihm ging, erkannte er mich nicht. Er schrie immer weiter und phantasierte über Sharra … Er hörte mich einfach nicht. Könntest du … könntest du kommen?«
»Was du brauchst, ist ein Heiler«, meinte Regis. »Ich habe auf diesem Gebiet überhaupt kein Geschick …« Er fragte sich, ob Danilo, der in diesen Wochen auf Aldaran mit ihm Gefangener gewesen und ebenfalls von dem Feuerbild berührt worden war, wohl schreckliche Alpträume von Sharra gehabt hatte. Und was hatte das zu bedeuten?
»Lord Regis!«, rief der Leibdiener fassungslos, »Ihr denkt doch nicht daran, zu dieser nächtlichen Stunde auf den Ruf und Wink eines Niemands hin auszugehen?«
Regis hatte ablehnen wollen. Was Marius brauchte, war ein Heiler oder ein lizenzierter Matrix-Techniker. Regis hatte eine Jahreszeit in einem Turm verbracht und gelernt, mit seinem eigenen Laran so umzugehen, dass es ihn nicht krank machte oder in den Wahnsinn trieb. Aber er war nicht in den fortgeschrittenen Techniken des Heilens von Seele und Körper mittels der Matrix ausgebildet worden, und von Sharra wusste er sehr wenig. Nur dass diese ganze Zeit seine eigene Matrix überschattet gewesen war, so dass er sie nicht berühren konnte, ohne dieses rasende Feuerbild zu sehen … Aber die Worte des Dieners machten ihn wütend.
»Ich weiß nicht, ob ich dir viel helfen kann, Marius, und den jungen Scott kenne ich überhaupt nicht. Ich habe ihn seit damals nicht wieder gesehen. Doch ich werde als Freund kommen«, versprach er und übersah den entrüsteten Blick seines Dieners. »Hol mir meine Kleider, Erril, und meine Stiefel. Wenn du mich entschuldigen willst, solange ich mich anziehe …«
Regis streifte schnell seine Kleider über. Er dachte bei sich, dass er vielleicht der Einzige noch in den Domänen weilende Telepath sei, der Erfahrung mit Sharra hatte, wenn seine auch indirekt war. Das bisschen, das er wusste, reizte ihn nicht, mehr darüber zu lernen.
Aber was kann das zu bedeuten haben? Die Matrix befindet sich nicht einmal auf Darkover! Sie ist mit Lew und Kennard ins Exil gegangen …
Er bespritzte sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser und hoffte, das werde seine Verwirrung beseitigen. Und dann fiel ihm ein, was geschehen sein konnte …
Ich bin verantwortlich dafür. Ich habe die Nachricht gesandt, und mein Großvater wird sehr zornig sein, wenn er herausfindet, dass ich es war. Und jetzt schon habe ich unter den Folgen meines Handelns zu leiden.
Ihm schoss etwas durch den Kopf, ebenso schnell, wie es passiert war. Das war vor zehn Tagen gewesen; er hatte als Erbe von Hastur Kenntnis von einer Entscheidung erhalten, die die Cortes, der regierende Rat von Thendara, getroffen hatte. Seine Ehre verpflichtete ihn, über eine solche Entscheidung nicht mit einem Außenseiter zu sprechen, aber was soll man tun, wenn Ehre mit Ehre in Konflikt gerät? Am Ende war er zu dem einen Mann auf Darkover gegangen, der sich vielleicht dafür einsetzen würde, dass diese Entscheidung widerrufen wurde.
Dyan Ardais hatte ihn bis zu Ende angehört. Dabei spielte ein schwaches, ironisches Lächeln um seine Lippen, als
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