Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
aufsuchen will ich ihn.« Marius nickte und ging in einen Innenraum voran. Ein Diener stand zitternd an der Tür, zu verängstigt, um hineinzugehen. »Es hat sich nichts geändert, Dom Marius. Andres ist bei ihm.« Regis grüßte den stämmigen, ergrauenden Mann, der darkovanische Kleidung trug, obwohl er, wie Regis wusste, Terraner war, mit einem kurzen Blick. Er war oberster Coridom oder Haushofmeister auf Armida gewesen, als Regis in seiner Kinderzeit dort weilte. Rafe Scott saß kerzengerade und starrte auf etwas, das Regis nicht sehen konnte. Als Regis ins Zimmer kam, brach er von neuem in dies infernalische, tierische Angstgeheul aus. Noch durch seine starke Abschirmung spürte Regis die sengende Hitze, Feuer, Qual… eine Frau mit flatterndem Feuerhaar…
Regis spürte, dass sich die Haare auf seinen Unterarmen, jedes einzelne Haar an seinem Körper sträubte und zu Berge stand, wie bei einem Tier, das seinen Erbfeind wittert. Marius hatte Andres in leisem, besorgtem Ton etwas gefragt, und der Mann schüttelte den Kopf. »Ich konnte nichts anderes tun als ihn festhalten, damit er sich nicht selbst verletzte.«
»Ich wünschte, Lerrys wäre in der Stadt«, seufzte Marius. »Die Ridenows sind darin ausgebildet, mit fremden Intelligenzen umzugehen - mit Wesenheiten, die nicht in dieser Dimension leben.«
Regis betrachtete das verzerrte Gesicht des jungen Mannes im Bett. Er hatte Rafe nur einmal kurz gesehen; am besten erinnerte er sich an ihn als Kind, als einen Jungen von dreizehn auf Aldaran. Damals hatte er geglaubt, Rafe sei noch zu jung, um in einen der Matrix-Kreise aufgenommen zu werden. Heute musste er neunzehn oder zwanzig sein …
Also kein Knabe mehr. Ein junger Mann. Allerdings lebt er unter Terranern und hat nicht die Ausbildung gehabt, die es ihm ermöglichen würde, mit solchen Dingen fertig zu werden. … aber Lew ist tatsächlich in Arilinn ausgebildet worden, und trotzdem hatte er sich nicht gegen Sharras Feuer schützen können … Es würde keinen Zweck haben, einen gewöhnlichen Matrix-Techniker kommen zu lassen. Diese Leute vermochten vieles - sie konnten Schlösser ohne Schlüssel öffnen, verlorene Gegenstände durch ihre matrixverstärkte Hellsichtigkeit aufspüren, bei geschäftlichen Verhandlungen, wo das Vertrauen zwischen den Partnern nicht ausreichte, einen Wahrheitszauber errichten, unbestimmte Beschwerden diagnostizieren und sogar einfache chirurgische Eingriffe ohne Messer und ohne Blut vornehmen. Trotzdem wusste Regis von Sharra ebenso viel wie einer von ihnen.
Es grauste ihm davor, diesen Schrecken zu berühren. Doch er griff hinaus, stärkte seinen Geist, indem er die ihm um den Hals hängende Matrix fasste, und stellte eine lockere Verbindung mit Rafes Geist her. Bei der fremden Berührung fiel Rafe am ganzen Körper in Zuckungen, als schüttele ihn das Grauen von neuem. Er rief: »Nein! Nein, Thyra! Schwester, nicht …«
Für einen Sekundenbruchteil sah und erkannte Regis das Bild in Rafes Gedanken, eine Frau, nicht der flammenhaarige Schrecken, der Sharra war, sondern eine Frau mit rotem Haar, roten Lippen und Augen von einer merkwürdigen goldenen Farbe …
Und darin blinzelte Rafe, und in einem Augenblick war das Bild verschwunden, und er sah Regis mit Verstand an. Es überraschte Regis ein wenig, dass auch Rafes Augen golden waren, wie bei der Frau, die er erspäht hatte. Rafe sagte: »Was ist denn los? Warum starrt Ihr mich an? Was tut Ihr hier…« Er blinzelte noch einmal und warf wilde Blicke um sich. »Marius, was ist geschehen?«
»Das musst du mir erzählen«, antwortete Marius ärgerlich. »Ich weiß nur, dass du das ganze Haus geweckt hast mit deinen Schreien und deinem Phantasieren über … über …« Wieder brachte er es nicht über die Lippen, und Rafe lieferte ihm das Wort in sachlichem Ton. Er sagte: »Sharra«, und Regis war irgendwie erleichtert, als sei ein toter Punkt überwunden worden.
Marius sagte: »Du hast mich nicht gehört, mich nicht erkannt.«
Rafe runzelte die Stirn. »Es tut mir Leid, dass ich euch gestört habe - im Namen der Hölle, bist du zu dieser Nachtstunde ausgegangen und hast den Hastur aus seinem Bett geholt?« Er sah Regis entschuldigend und bestürzt an. »Es tut mir Leid. Es muss ein böser Traum gewesen sein, mehr nicht.« Draußen ging die Morgendämmerung in blasses Licht über. Marius meinte verlegen: »Wollt Ihr meinem Haus die Ehre erweisen, Lord Regis, und das Frühstück hier einnehmen? Es ist ein kümmerlicher

Weitere Kostenlose Bücher