Sharras Exil - 17
Dyan Ardais, dann zu Prinz
Derik hin.
Derik meinte gequält: »Komm, komm, Merryl, so spricht
man nicht vor Damen. Wir werden später darüber reden, mein
lieber Junge. Hier müssen wir vor allem Ruhe und Frieden
wahren.«
Merryl sank mit finsterem Gesicht auf einen Sitz. Callina erklärte fest: »Was dies Bündnis betrifft, so glaube
ich, jeder hier weiß, dass der Streit nicht um die Heirat selbst
ging. Es geht um die Macht, meine Lords, die Macht unter den
Comyn. Warum sollen wir die Dinge nicht beim rechten Namen
nennen? Meinem Bruder ist ebenso wie mir klar, dass die Frage,
die sich uns stellt, lautet: Sollen wir diese Art von Macht
unter den Comyn in die Hände der Aldarans legen? Ich glaube
nicht. Und da sitzt einer, der die Wahrheit meiner Worte
bestätigen kann. Möchtet Ihr ihnen bitte erklären, Dom
Lewis, warum es … unklug … wäre, so viel Macht in die Hände
Aldarans zu legen oder ihm zu vertrauen?«
Ich spürte, dass mir der kalte Schweiß auf der Stirn
ausbrach. Jetzt müsste ich ruhig und beherrscht erklären, wie
ich Beltran einmal vertraut hatte und wie ich … betrogen
worden war. Ich durfte keine unschickliche Erregung zeigen. Und doch, als ich es hier im Rat, vor all diesen Verwandten,
die mir mein Recht auf einen Platz in diesem Raum hatten
verweigern wollen, ausbreiten sollte … da konnte ich es nicht.
Meine Stimme versagte, sie blieb mir in der Kehle stecken. Ich
wusste, wenn ich ein Wort sprach, würde ich völlig
zusammenbrechen. Meines Vaters Stimme, die lodernden Flammen Sharras, die unaufhörlichen, arhythmischen Wellen des telepathischen Durcheinanders - in meinem Kopf tobte die Hölle. Aber Callina stand da und wartete darauf, dass ich sprach. Ich öffnete den Mund, versuchte mein Gehirn zu zwingen, Worte zu finden. Ich hörte nur ein raues, sinnloses Krächzen. Schließlich stieß ich hervor: »Ihr … wisst es. Ihr
wart da … in Arilinn …«
Ich wand mich unter dem Mitleid in ihren Augen. Sie
erläuterte: »Ich war in Arilinn, als Lew mit seiner Frau
hinkam, nachdem sie beide ihr Leben riskiert hatten, um die
Verbindung mit Sharra zu brechen.«
»Um Sharra geht es hier nicht«, stellte Dyan barsch fest.
»Die Verbindung wurde gebrochen, und die Matrix kam wieder
unter Kontrolle. Wir sprechen jetzt über Beltran von Aldaran.
Und auch er hat starkes Interesse daran, dass nichts
dergleichen noch einmal geschieht. Und Lew …« Sein Blick
wanderte zu mir. »Es tut mir Leid, das sagen zu müssen,
Verwandter, aber wer mit Gewalten herumpfuscht, die so
mächtig wie Sharra sind, sollte sich nicht beklagen, wenn er…
verletzt wird. Ich kann nicht umhin zu denken, dass Lew sich
alles Leid selbst zuzuschreiben hat, aber er hat seine Lehre
erhalten - und Beltran ebenfalls.«
Ich senkte den Kopf. Vielleicht hatte er Recht, doch das
machte es nicht leichter. Ich hatte gelernt mit dem, was
geschehen war, zu leben - in gewisser Weise. Das bedeutete
nicht, dass ich bereit war, mir von Dyan eine Predigt darüber
anzuhören.
Regis Hastur erhob sich innerhalb der Hastur-Schranken.
Er sagte, und er sah mich dabei nicht an: »Meiner Meinung
nach trifft Lew kein so harter Vorwurf. Aber wie dem auch sei,
ich glaube nicht, dass wir Beltran trauen dürfen. Es war
Beltrans Werk, und Kadarins. Lew war Beltrans Verwandter
und sein Gast und wäre somit unantastbar gewesen. Beltran jedoch nahm ihn gefangen, er nahm mich gefangen, er entführte Danilo und versuchte ihn zu zwingen, dass er sein Laran für den Sharra-Kreis benutzte. Und wenn Beltran das einem Verwandten antun kann …« - erwies mit einer Gebärde auf mich, die eine stumme Entschuldigung dafür ausdrückte, dass sich aller Augen auf mich richteten - »… wie kann ihm
irgendwer trauen?«
Ich las das Entsetzen in den mir zugewandten Blicken.
Noch durch die telepathischen Dämpfer floss ihr Schrecken in
mich über, der Schock, das Schaudern … Die Narben auf meinem
Gesicht, der Arm, der abrupt am Handgelenk endete, das
Grauen, von Dio auf mich übergesprungen, als sie in meinem
Geist das abscheuliche Ding sah, das unser Kind gewesen
war … Gnädige Avarra, kam nie ein Ende dieser Pein? Ich ließ
die Stirn auf die Arme sinken, versteckte mein Gesicht,
versteckte meinen verstümmelten Arm. Marius legte mir die
Hand auf die Schulter; ich spürte es kaum.
Danilos vor Erschütterung bebende Stimme nahm den
Bericht an der Stelle auf, wo Regis ihn abgebrochen hatte. »Es war Beltrans Werk. Er ließ Lew binden und schlagen. Er
nahm ihm seine
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