Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharras Exil - 17

Sharras Exil - 17

Titel: Sharras Exil - 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
meinen
letzten Rest an Selbstbeherrschung zusammen und hörte zu, was
Callina sagte.
»In aller Höflichkeit, Lord Hastur, wenn etwas die Domäne der Aillards betrifft, sollte ich um meine Zustimmung gefragt
werden, bevor Dom Merryl spricht.«
Sie war schlank und schmächtig und trug die Insignien und
die karminroten Schleier einer Bewahrerin im Rat. Auf mich,
der ich in den Jähren auf Vainwal Frauen gesehen hatte, die
frei und lebendig wirkten, machte sie den Eindruck einer
Gefangenen. Die schwere Robe und der zeremonielle Schmuck
belasteten ihren zarten Körper, fesselten ihn wie den eines
Kindes, das versucht, die Kleider eines Erwachsenen zu tragen.
Ihr Haar, soweit es der Schleier durchschimmern ließ, war lang
und dunkel wie gesponnenes schwarzes Glas.
Merryl drehte sich mit einem Blick voll unverfälschten
Hasses nach ihr um. Er sagte: »Mir ist es überlassen geblieben,
mich um die Angelegenheiten der Domäne zu kümmern,
während Ihr erst in Neskaya und dann in Arilinn isoliert
wart, meine Dame. Soll ich Euch alle diese Dinge jetzt wieder
übertragen, nur weil Euch die Laune anwandelt? Ich finde,
mein Wirken spricht für meine Fähigkeiten. Wie steht es mit
den Euren?«
»Ich stelle deine Fähigkeiten nicht in Frage«, erwiderte sie,
und ihre Stimme war wie geschmolzenes Silber. »Aber wenn du
Bündnisse der Domäne in die Wege leitest, die mich betreffen,
steht mir das Recht zu, danach zu fragen und, wenn es sein
muss, ein Veto einzulegen. Beantworte Hasturs Frage, mein
Bruder.« Sie benutzte die förmlichste und steifste Form dieses
Worts. » Ich kann nichts dazu bemerken, bevor ich weiß, was
verhandelt worden ist.«
Merryl sah aus, als sei er aus der Fassung geraten. Ich
kannte ihn nicht; ich kannte die meisten der jüngeren Aillards
nicht, obwohl Callinas jüngere Schwester Linnell meine
Pflegeschwester war. Jetzt trat Merryl nervös von einem Fuß
auf den anderen, schielte zu Derik hinüber, der grinste und
ihm keine Hilfe gab, und sagte schließlich: »Ich habe Abmachungen getroffen, nach denen Lady Callina ein neues Bündnis durch eine Heirat mit Dom Beltran von Aldaran
besiegeln soll.«
Ich sah den Schock auf Callinas Gesicht, aber ich konnte
nicht ruhig bleiben. Ich platzte heraus: »Ihr müsst alle
verrückt geworden sein! Habt Ihr gesagt - ein Bündnis mit
Aldaran? Beltran von Aldaran?«
Hastur warf mir einen strafenden Blick zu, und Derik Elhalyn
erklärte: »Ich wüsste nicht, was dagegen spräche.« Es klang
trotzig und sehr jung. »Die Aldarans sind bereits mit einer
größeren Domäne, durch Heirat verbunden, wie Ihr am
besten wissen solltet, Dom Lewis. Und in dieser Zeit, da wir die
Terraner direkt auf unserer Türschwelle sitzen haben, halte ich es
für eine gute Sache, diese Gelegenheit zu ergreifen und die
Aldarans wieder zu den Comyn zurückzubringen.«
Er deklamierte das, wie ein Kind seine Lektion aufsagt. Wer
mochte sie ihm eingelernt haben? Nach einem Blick auf Merryl
entschied ich, dass die Antwort nahe lag.
Aber … ein Bündnis mit Aldaran? Mit diesem verdammten
Renegaten-Clan?
Callina sagte: »Hat sich irgendwann schon einmal eine
Bewahrerin den Launen des Rats unterwerfen müssen? Ich bin
kraft eigenen Rechts Oberhaupt der Aillard-Domäne und keine
Untergebene Dom Merryls. Meiner Meinung nach ist es
überflüssig, weiter über diesen …« - ich hörte beinahe, wie sie
im Geist nach einem nicht beleidigendem Adjektiv suchte und
schließlich den Kompromiss fand - »… diesen schlecht beratenen
Plan zu diskutieren. Es tut mir Leid, mein Prinz; ich lehne ab.« »Ihr - lehnt ab?« Derik starrte sie an. »Mit welchem Grund,
Lady?«
Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. Ihr Schleier
fiel zurück und enthüllte ihr dunkles, mit Edelsteinen
durchflochtenes Haar. Sie sagte: »Es ist zu dieser Zeit nicht mein Wille zu heiraten. Und sollte ich einmal heiraten wollen, dann werde ich zweifellos im Stande sein, einen passenden Mann zu finden. Doch glaube ich nicht, dass ich unter den Aldarans nach ihm Ausschau halten werde. Über diese Domäne weiß ich mehr, als mir lieb ist, und ich sage Euch, wir könnten uns ebenso gut hier und jetzt den verfluchten Terranern ausliefern wie ein Bündnis mit …« - wieder das Überlegen, das sichtbare Suchen nach einem Wort - »… mit dieser verstoßenen
Renegaten-Domäne schließen.«
Dyan erklärte: »Domna, Ihr seid nicht richtig informiert.«
Wie immer, wenn er mit Frauen sprach, drückte seine Stimme
untadelige, kühle Höflichkeit aus.

Weitere Kostenlose Bücher