Sharras Exil - 17
»Die Aldarans sind keine
Busenfreunde der Terraner mehr. Beltran hat das Bündnis mit
Terra zerbrochen, und schon allein aus diesem Grund meine
ich, dass wir es uns nicht leisten können, uns weiter von
Aldaran fern zu halten.« Er wandte sich an den Rat und
erläuterte: »Ein Bündnis mit Aldaran würde uns mehr Stärke
verleihen, und das ist es, was wir jetzt brauchen, um uns vereint
gegen den Sog des Terranischen Imperiums zu stemmen. Sicher,
es gibt solche unter uns, die uns den Terranern ausliefern würden
…« - sein Blick wanderte zu der Ridenow-Abteilung -»…
aber da sind auch jene, die unserer Welt und unserer eigenen Art
treu bleiben. Und zu diesen, davon bin ich überzeugt, gehört
Beltran. Unsere Vorväter haben aus Gründen, die sie für
richtig hielten, die Domäne von Aldaran aus den Comyn
verstoßen. Aber es waren einmal sieben Domänen, es sollten
wieder sieben Domänen sein, und dieser Zug wird die
Vorstellungen des gewöhnlichen Volks bestimmt ansprechen.« Callina erklärte: »Ich bin Bewahrerin …«
Er zuckte die Schultern. »Es gibt andere. Wenn Beltran ein
Bündnis mit der Aillard-Domäne wünscht …«
»Dann antworte ich für die Aillards, dass wir es nicht
wollen«, fiel Callina ein. Und plötzlich wandte sie sich an mich. »Hier sitzt einer, der die Wahrheit meiner Worte bezeugen
kann.«
»Ihr verdammten, unglaublichen Narren!« Ich hörte meine
eigene Stimme. Hastur drehte sich zu mir um. Ein paar leise
Bemerkungen wurden zum allgemeinen Gemurmel und dann
zum lauten Aufruhr, und mir kam zu Bewusstsein, dass ich die
Ratssitzung wieder gestört, dass ich mich Hals über Kopf in
einen Streit gestürzt hatte, von dem ich im Grunde gar
nichts wusste. Aber nun hatte ich angefangen und musste
fortfahren.
»Die Terraner sind schlimm genug. Doch in was uns die
Aldarans hineingezogen haben …« Ich rang um Beherrschung.
Ich wollte nicht, nein, ich wollte nicht den Namen dieses
verheerenden Schreckens aussprechen, der in den Bergen
gebrannt und gewütet, der Caer Donn in Flammen aufgehen
lassen, der meine Hand und meine geistige Gesundheit
weggefressen hatte …
»Ihr solltet für dies Bündnis eintreten«, sagte Derik.
»Schließlich, wenn wir die Aldarans anerkennen, dann wird
nicht mehr so viel danach gefragt werden, ob Ihr legitim seid
oder nicht, stimmt’s?«
Ich starrte ihn an und fragte mich, ob Derik wirklich ein
solcher Schwachkopf war oder ob seine Bemerkung einen
tieferen Sinn enthielt, der mir entging. Doch ich schien der
Einzige zu sein, der sich Gedanken dieser Art machte. Es war
wie ein Alptraum, wenn ganz normale Leute die
ungeheuerlichsten Dinge aussprechen, die als
Selbstverständlichkeit hingenommen werden.
Dyan Ardais erklärte kurz und bündig: »Seine Legitimität steht
fest. Der Rat hat Kennards ältesten Sohn anerkannt, und damit hat
es sich. Setz dich und hör zu, Lew. Du bist lange Zeit fort
gewesen, und wenn du erst weißt, was sich während deiner
Abwesenheit ereignet hat, wirst du vielleicht deine Meinung ändern. Es wird keinen Einfluss auf deine Stellung haben, aber
unter Umständen auf die deines Bruders.«
Ich sah zu Marius hin. Natürlich würde ein Bündnis mit
Aldaran viel dazu beitragen, dass auch er vom Rat anerkannt
wurde oder etwas in dieser Richtung. Aber glaubte Dyan im
Ernst, es würde die übrigen Ratsmitglieder dazu bringen, sein
terranisches Blut zu übersehen? Dyan fuhr fort, und seine
wohlklingende Stimme war überredend und freundlich. »Ich
glaube, da spricht dein Hass, nicht dein Verstand. Comyn …« - er
blickte in die Runde - »… wir alle werden Dom Lewis wohl
zubilligen, dass er gute Gründe für sein Vorurteil hat. Aber das
ist lange her. Hör dir an, was wir zu sagen haben, willst du?« Allgemeine Zustimmung tat sich kund. Mit Feindseligkeit
von Dyan wäre ich fertig geworden, aber dies! Verdammt sollte
er sein! Er hatte angedeutet - nein, er hatte es geradeheraus
gesagt -, man müsse Nachsicht mit mir haben, ich sei ein
Krüppel mit einem alten Groll, der zurückkehrt und die
verjährte Fehde an dem Punkt wieder aufzunehmen versucht,
wo sie vor seiner Abreise stand. Indem er geschickt all ihre
unausgesprochenen Gefühle, ihr Mitleid, die alte Bewunderung
und Freundschaft für meinen Vater in einem Brennpunkt
sammelte, hatte er ihnen einen guten Grund gegeben, nicht auf
das zu achten, was ich sagte.
Das Schlimmste daran war, dass ich nicht mit Sicherheit
behaupten konnte, er habe Unrecht. Die Rebellion auf Aldaran,
bei der ich eine so
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