Sharras Exil - 17
Eheschließung erfolgte nach terranischem Brauch. Sie hat in den Domänen keine Gültigkeit. Niemand hier würde sie anerkennen.« Ich hielt inne und schluckte. Das musste ich, bevor ich erklären konnte: »Wenn sie zu mir zurückkehren wollte, würde ich … würde ich … mich freuen. Aber ich werde sie nicht zwingen, Lerrys, darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Bin ich ein Trockenstädter, dass ich sie mit Ketten an mich fessele?«
»Aber die Zeit wird kommen, wo wir alle Terraner sind«, sagte Lerrys, »und ich will nicht, dass sie dann an dich gebunden ist.«
Es war wie ein Kampf unter Wasser; ich konnte seinen Geist nicht erreichen, seine Gedanken waren unlesbar für mich. Zandrus Höllen, so also fühlte man sich ohne Laran, blind, taub, verstümmelt, mit nichts als dem gewöhnlichen Seh- und Hörvermögen! »Ist es das, was Dio wünscht? Warum sagt sie es mir dann nicht selbst?«
Jetzt explodierte blinder Zorn in Lerrys’ Gesicht - ich brauchte kein Laran, um es zu erkennen. Seine Züge spannten sich, seine Hände ballten sich zu Fäusten. Einen Augenblick lang machte ich mich darauf gefasst, dass er mich schlagen würde, und fragte mich, wie ich mich mit einer Hand gegen ihn verteidigen sollte.
»Verdammt, siehst du nicht ein, dass ich ihr das ersparen möchte?« Seine Stimme stieg in hysterische Höhen. »Hat sie deinetwegen noch nicht genug mitgemacht? Was meinst du, wie viel sie noch ertragen kann, du … du … du verdammter…« Seine Stimme brach. Nach einer Weile bekam er sie wieder unter Kontrolle.
»Ich will nicht, dass sie dich wieder sieht. Ich will nicht, dass Erinnerungen an das, was sie hat durchmachen müssen, in ihr aufsteigen!«, tobte er. »Geh ins Terranische Hauptquartier und lass eure Ehe auflösen - und wenn du es nicht tust, Lew, dann schwöre ich dir, dass ich dich fordern und deine andere Hand an die Kyorebni verfüttern werde!«
Die Droge hatte mich so betäubt, dass ich keinen Kummer empfinden konnte. Ich sagte schwer: »Gut, Lerrys. Wenn es das ist, was Dio wünscht, werde ich sie nicht wieder belästigen.«
Er machte kehrt und marschierte aus dem Haus. Marius blickte ihm nach. Er fragte: »Im Namen aller Götter, was hatte das zu bedeuten?«
Ich konnte nicht darüber sprechen. Ich wich aus: »Das erzähle ich dir morgen.« Blindlings kämpfte ich mich die Treppe zu meines Vaters Zimmer hoch. Andres kam, aber ich achtete nicht auf ihn. Ich warf mich auf meines Vaters Bett nieder und schlief wie ein Toter.
Aber ich träumte von Dio. Sie weinte und rief meinen Namen, als man sie aus dem Krankenhaus wegholte und mir entführte.
Als ich aufwachte, war mein Kopf klar, und ich schien mich wieder in seinem alleinigen Besitz zu befinden. Es war wie bei einer beliebigen Familienzusammenkunft geworden; Marius kam, setzte sich auf meine Bettkante und redete mit mir, als sei er noch der kleine Junge, den ich gekannt hatte. Ich hatte daran gedacht, ihm von Vainwal Geschenke mitzubringen, und gab sie ihm jetzt: einen Feldstecher, eine Kamera.
Er dankte mir, aber ich hatte den Verdacht, er sah sie als Geschenke für ein Kind an; einmal sprach er von ihnen als »Spielzeug«. Aber was wäre das richtige Geschenk für einen Mann gewesen? Eingeschmuggelte Blaster vielleicht, die eine Verletzung des Vertrags darstellten? Schließlich war Marius terranisch erzogen worden. Gehörte er zu jenen, die in dem Vertrag einen dummen Anachronismus sahen, die kindische Ethik einer im barbarischen Zeitalter stecken gebliebenen Welt? Ich argwöhnte außerdem, dass er nur wenig um unsern Vater trauerte. Das machte ich ihm nicht zum Vorwurf; Vater hatte Marius vor langer Zeit schon im Stich gelassen.
Ich sagte, ich hätte im terranischen HQ etwas zu erledigen, ohne ihnen mehr darüber zu erzählen.
»Immerhin hast du sieben Tage Zeit«, meinte Jeff nach dem Frühstück. »Die offizielle Übergabe der Domäne ist bis zum Ende der rituellen Trauer um Kennard verschoben. Und jetzt handelt es sich nur noch um eine Formalität - sie haben dich als seinen Erben anerkannt, als du fünfzehn warst.«
Es blieb noch die Frage, ob sie Marius anerkennen würden.
»Diese sturen Fanatiker«, schimpfte Andres. »Den Wert eines Mannes von der Farbe seiner Augen abhängig zu machen!«
Oder von der Farbe seines Haars …
Diesen Gedanken fing ich von Jeff auf, der an die Zeit dachte, als es in Arilinn fast nur das echte Comyn-Rot gegeben hatte. Nur halb im Scherz sagte ich: »Vielleicht sollte ich meins färben - und
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