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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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in die Aldaran-Suite«, befahl Gabriel, »und sorgt dafür, dass er sie unter keinem wie auch immer gearteten Vorwand verlässt, bis der Regent mit ihm gesprochen und sich von seiner Unschuld überzeugt hat. Er darf auch keine …« – Gabriel zögerte – »… unbefugten Besucher empfangen.«
    Der Prinz. Ich muss herausbekommen, was mit Derik geschehen ist. Zwar befand er sich nicht im Ballsaal, aber wenn seine Abschirmung nicht geschlossen war – wohin, im Namen aller Götter, hat Merryl ihn gebracht?
    Regis eilte die Treppen hinauf, rannte durch die langen Korridore. In der Elhalyn-Suite brannten die Lichter, und er hörte schrille Klagetöne. Nun wusste er, dass er zu spät kam. In dem Hauptraum hing Derik halb auf einem Diwan. Merryl hatte sich über die Leiche geworfen, als habe er seinen Freund und Herrn im letzten Augenblick noch vor einer unsichtbaren Bedrohung schützen wollen. Er schluchzte. Derik lag bewegungslos, und als Regis ihn berührte, war er bereits kalt. Das Jammern kam von einer alten Frau, die Deriks Kinderfrau gewesen war und seitdem für ihren kränklichen Schutzbefohlenen gesorgt hatte. Kummervoll blickte Regis auf die Leiche des jungen Mannes nieder.
    Merryl stand auf und versuchte, seiner Tränen Herr zu werden. Er sagte: »Ich weiß nicht – plötzlich schrie er auf, als wehre er etwas ab, und dann fiel er um …«
    »Warst du es, Merryl, der es für einen guten Witz hielt, den Prinzen heute Abend betrunken zu machen?«
    »Betrunken?« Merryl blickte verblüfft auf. »Er war nicht betrunken – er hat nichts genossen außer so einem gemischten Fruchtgetränk, so süß, dass ich keinen Schluck hinunterbrachte. Er war nicht …« Merryl riss die Augen auf. Langsam begann er, die Wahrheit zu erfassen. »Also darum – Dom Regis, hat sich jemand aus böser Absicht an diesem Getränk zu schaffen gemacht?«
    »Die böse Absicht hatte schlimmere Folgen, als ihr Urheber ahnte«, stellte Regis grimmig fest. Von neuem fragte er sich, wer Derik diesen grausamen Streich gespielt haben mochte. Lerrys vielleicht, damit Derik sich vor den Comyn und den terranischen Gästen zum Narren machte und so bewies, dass sich die Domäne von Elhalyn in unfähigen Händen befand? Wenn ja, dann war Lerrys über sein Ziel hinausgeschossen und hatte einen Mord begangen. Nicht dass Lerrys sich selbst die Hände schmutzig gemacht hätte, aber er brauchte nur einem unter den Dutzenden von Kellnern und Dienstboten eine fette Bestechung zuzustecken. »Wenn Deriks Abschirmung halbwegs normal gewesen wäre, hätte er gekämpft und vielleicht gesiegt, so wie ich … und Lew …«
    Merryl weinte jetzt, ohne sich zu schämen. Regis hatte immer geglaubt, Merryl schmeichele dem Prinzen nur seines eigenen Vorteils wegen. Jetzt wurde ihm klar, dass der junge Mann den Prinzen ehrlich gern gemocht hatte. Und Regis musste ihm noch mehr schlechte Nachrichten beibringen.
    »Es tut mir Leid, dass ich es sagen muss – auch Linnell ist tot.«
    »Die kleine Linnie?« Merryl trocknete sich die Augen, aber das Leid überwältigte ihn. »Es scheint nicht möglich zu sein. Sie waren heute Abend beide so glücklich – was ist geschehen, Regis?«
    Regis brachte es kaum fertig, den Namen auszusprechen. »Es sind Leute in die Burg eingedrungen. Sie haben versucht …« – er zwang seine Lippen, das Wort zu bilden, aber es kam nur als ein entsetztes Flüstern heraus; das Feuerbild war noch zu frisch in seinem Geist – »… Sharra heraufzubeschwören.«
    Merryls Stimme klang hart und giftig. »Das ist das Werk des Alton-Bastards. Ich schwöre, ich werde ihn töten!«
    »Das wirst du nicht tun«, sagte Regis. »Die … Eindringlinge – Kadarin und seine Leute – versuchten, Lew wieder an sich zu binden, und er kämpfte und wurde … wurde verwundet.« Wieder sah er das Blut aus der Wunde an Lews Arm strömen, die er selbst ihm beigebracht hatte, aber er bereute es nicht. Etwas in der Art war nötig gewesen, um Lew zu sich zu bringen, damit er seine Kräfte sammeln und Sharra widerstehen konnte.
    Ich scheine eine gewisse Macht über das Feuerbild zu haben. Aber ohne Lew könnte ich nichts vollbringen .
    »Merryl, ich muss gehen und meinem Großvater Prinz Deriks Tod melden. Du kannst jetzt nichts mehr für ihn tun, Junge«, setzte er mitleidig hinzu, und es wirkte gar nicht merkwürdig, dass er Merryl ›Junge‹ nannte, obwohl dieser nur ein oder zwei Jahre jünger war als er. »Du solltest zu deinen Schwestern gehen.«
    »Ich bin nicht

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