Sharras Exil
sagte er heftig. »Ein Ding, das sie auf dem Marktplatz aufhängen und vor dem sie sich verbeugen können!« Er dachte, sprach es aber nicht aus, dass die Domänen praktisch während der ganzen zweiundzwanzig Jahre der Regentschaft ohne König gewesen waren, von dem Augenblick an, als der kleine Prinz Derik vaterlos zurückblieb, und den Domänen hatte dieser Mangel nicht zum Schaden gereicht.
»Wir sollten lieber aufpassen, dass Domänen übrig bleiben, die regiert werden können«, bemerkte Regis, als die Botschaft geschrieben war. »Derik mag nicht der Letzte gewesen sein, der sterben musste. Und wen schicken wir?«
»Lerrys?«, schlug Danilo vor. »Er kennt den Legaten persönlich …«
Regis schüttelte den Kopf. »Lerrys sympathisiert zu stark mit den Terranern – ich bin mir nicht sicher, ob er die Botschaft überhaupt abliefern würde. Seiner Ansicht nach haben die Terraner das Recht, hier zu sein, da wir eine terranische Kolonie sind. Merryl?«
»Ich würde ihm zutrauen, dass er die Beherrschung verliert«, erwiderte Danilo prompt.
Regis überlegte: »Ich würde Lew Alton schicken, aber er ist in der Festnacht verwundet worden …«
Und er ist selbst in diese Sharra-Sache verwickelt … »Und wenn ich Lord Ardais bitten würde zu gehen …«, fuhr Regis fort.
»Ich glaube, er überbringt dem Legaten eine solche Botschaft mit Freuden«, antwortete Danilo, »denn er weiß, wie gefährlich es ist, wenn uniformierte Raumsoldaten in der Stadt herumlaufen, und ihm ist immer daran gelegen, die Leute ruhig zu halten.«
»Ich möchte es ihm nicht befehlen«, sagte Regis. »Ich weiß, er geht nicht gern unter Terraner, aber er mag sich bereit erklären, wenn ich als Lord Elhalyn ihn selbst darum bitte …«
Wieder musste er daran denken, welch eine Tragödie es war. Derik war älter gewesen als er, doch Derik war gestorben, ohne auch nur einen Nedestro -Sohn zu hinterlassen, der seinen Namen am Leben hätte erhalten können. Derik hatte Linnell geliebt und auf ihre Heirat gewartet, damit Linnell seinen Erben gebar. Und nun waren sie beide tot.
Und ich habe noch für keine Frau so viel übrig gehabt. Deshalb habe ich zwei Söhne und eine Tochter, weil ich nicht zögerte, Frauen zu diesem Zweck zu benutzen. Ihr Götter! Welche Ironie liegt darin!
Trotzdem will ich meinen Thron nicht mit einer Frau teilen, wenigstens noch einige Zeit nicht, erst wenn ich eine finde, mit der ich gern auch mein Leben teile .
»Komm, fragen wir Dyan.« Regis warf einen Blick auf die sinkende Sonne, und plötzlich wurde ihm bewusst, dass er keinen Schlaf bekommen hatte und müde war. »Er müsste noch schlafen, aber er wird es nicht übel nehmen, wenn er dieser Sache wegen geweckt wird.«
Doch in den Ardais-Räumen waren nur die Diener anwesend, und einer von ihnen sagte Danilo, Lord Ardais sei schon früh ausgegangen.
»Weißt du, wo er ist?«
»Zandrus Höllen, Sir, nein! Glaubt Ihr, der Lord Ardais erzählt meinesgleichen, wohin er geht und was er vorhat?«
»Verdammt!«, brummte Regis. »Jetzt muss ich ihn in der ganzen Burg jagen.« Vielleicht war Dyan in die Wachstube gegangen, um nachzufragen, ob er als erfahrener Offizier Gabriel helfen könne, vielleicht hatte er den Ballsaal in privaten Angelegenheiten bereits früher verlassen und lag noch irgendwo mit einem neuen Favoriten im Bett. In diesem Fall mochte er noch gar nicht wissen, welche vernichtende Gewalt unter den Comyn gewütet hatte!
War es erst gestern gewesen, dass er über diese Möglichkeit diskutiert hatte – Raumsoldaten in die Altstadt von Thendara zu schicken, um Kadarin zu finden? Er hatte abgeraten, aber Lawton hatte die Macht, es zu tun, und jetzt war Kadarin tatsächlich innerhalb der Comyn-Burg erschienen, um Lew Alton wieder an sich zu locken … Hatte er das Recht, Lawton an der Ergreifung dieses Mannes zu hindern, der von Terranern und Darkovanern wegen Mordes und anderer Verbrechen gesucht wurde?
»Gabriel wird wissen, wo Dyan steckt«, entschied er. »Und vor den Türen der Aldaran-Suite stehen Posten, die uns sicher sagen können, wo wir Gabriel finden – in der Wachstube oder draußen auf der Jagd nach dem Gesuchten.«
Die Räume, die in der Comyn-Burg für die Aldarans reserviert waren, hatten leer gestanden, solange Regis sich erinnern konnte. Sie befanden sich in einem Flügel, den er, soviel er wusste, nie betreten hatte. Zwei große Gardisten standen vor der Tür, die von außen mit einem Riegel geschlossen war. Sie salutierten,
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