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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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trennen schien, fasste nach ihr mit der Hand, die nicht mehr Teil meines Arms war … Aber ich spürte sie, spürte den brennenden Schmerz in jedem einzelnen Finger, in den Linien der Handfläche, in den Nägeln … Schluchzend vor Qual barg ich die Matrix mühsam in ihrem Beutel und riss meinen Geist los von dem Feuerbild, fühlte es langsam niederbrennen und verschwinden. Dio starrte mich entsetzt an.
    Ich sagte mit steifen Lippen, nach Worten ringend: »Es tut mir Leid, Bredhjya , ich … ich wollte dich … nicht ängstigen …«
    Sie zog mich eng an sich, und ich vergrub den Kopf an ihrer Brust. Sie flüsterte: »Lew, ich sollte dich um Verzeihung bitten … ich wusste nicht, was geschehen würde … sonst hätte ich dich nie darum gebeten … Avarra sei uns gnädig, was war das?«
    Ich holte tief Atem. Der Schmerz riss an der Hand, die nicht mehr da war. Ich konnte die Worte nicht laut aussprechen. Das Feuerbild war immer noch hinter meinen Augen, flammte. Ich blinzelte, versuchte, es zu verjagen, und sagte: »Du weißt es.«
    Sie hauchte: »Aber wie …«
    »Irgendwie ist das verdammte Ding auf meine eigene Matrix eingestimmt. Immer, wenn ich versuche, sie zu benutzen, sehe ich … nur das .« Ich schluckte und stieß mit schwerer Zunge hervor: »Ich dachte, ich sei frei. Ich dachte, ich sei … geheilt und frei davon …«
    »Warum vernichtest du die andere Matrix nicht?«
    Mein Lächeln war nur eine schmerzerfüllte Grimasse. »Das wäre vermutlich die beste Lösung. Weil ich sicher bin, dass ich mit ihr sterben würde … sehr schnell und in ganz und gar nicht angenehmer Weise. Aber dazu war ich zu feige.«
    »O nein, nein, nein …« Sie drückte mich an sich, umarmte mich verzweifelt. Ich schluckte, holte ein paar Mal tief Atem. Ihr tat das mehr weh als mir, sie war eine Ridenow, Empathin, sie konnte kein Leiden sehen, ohne zu helfen … Manchmal hatte ich mich gefragt, ob das, was sie für mich empfand, Liebe war, oder ob sie mir ihren Körper, ihr Herz, ihren Trost gegeben hatte, wie man ein schreiendes Baby beruhigt, weil man sein Schreien nicht erträgt und alles, alles tut, um es zum Schweigen zu bringen …
    Aber das Wissen, dass mein Schmerz Dio wehtat, half mir, ihn unter Kontrolle zu bringen. »Gibst du mir bitte etwas zu trinken?« Sie brachte mir das Glas, und die Notwendigkeit, ihre Gedanken auf eine bestimmte Tätigkeit zu richten, beruhigte auch sie etwas. Ich nahm einen Schluck und versuchte, mich zu sammeln. »Es tut mir Leid. Ich dachte, ich sei frei davon.«
    »Ich kann es nicht ertragen«, erklärte sie heftig. »Ich kann es nicht ertragen, dass du meinst, du müsstest dich bei mir entschuldigen …« Sie weinte. Sie legte die Hand über das Kind und gab sich Mühe, scherzhaft zu sprechen. »Jetzt schon regt es ihn auf, wenn er hört, dass seine Mutter und sein Vater sich anschreien!«
    Ich ging sofort darauf ein und antwortete mit krampfhafter Lustigkeit: »Ja, wir müssen ganz ruhig sein; wir dürfen das Baby nicht aufwecken.«
    Sie setzte sich zu mir auf die Couch und schmiegte sich an meine Brust. Sie sagte ernst: »Lew, auf Darkover … da gibt es Matrix-Techniker, die dich befreien könnten – nicht wahr?«
    »Glaubst du, mein Vater habe nicht sein Bestes getan? Und er war beinahe zehn Jahre lang Erster in Arilinn. Wenn er es nicht schafft, ist es wohl unmöglich.«
    Dio schüttelte den Kopf. »Es geht dir aber tatsächlich besser. Es geschieht nicht mehr so oft wie in den ersten Jahren, das stimmt doch? Vielleicht könnten sie jetzt einen Weg finden …«
    Der Kommunikator klingelte, und ich ging hin und meldete mich. Ich hätte mir denken können, dass es meines Vaters Stimme war.
    »Lew, geht es dir gut? Ich hatte ein unruhiges Gefühl …«
    Das überraschte mich nicht. Jeder Telepath auf diesem Planeten, wenn es hier noch andere gab, musste diesen Schock empfangen haben. Sogar die ferne Stimme meines Vaters versuchte, mich zu trösten. »Es ist lange nicht mehr passiert, nicht wahr? Verliere den Mut nicht, Lew, lass dir Zeit, gesund zu werden …«
    Zeit? Den Rest meines Lebens , dachte ich. Ich hielt den Hörer des Kommunikators unter dem Kinn mit dem Stumpf meiner linken Hand fest und strich mit den Fingern der rechten nervös über die Isolierseide meiner Matrix. Niemals wieder. Ich würde die Matrix niemals wieder berühren, wenn … das … auf mich wartete. Meinem Vater gab ich eine oberflächliche Antwort, sprach ein paar beruhigende Plattheiten aus. Das musste ihm

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