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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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fortbrachtest?«
    Wieder wurde aus dem Versuch eines Lächelns eine Grimasse. Ich rief: »Das hoffe ich!«, aber sofort erkannte ich, dass das nicht wahr war. Kadarin. Wir waren Freunde, Brüder, Verwandte gewesen, vereinigt in einem gemeinsamen Traum, der Darkover und Terra einander näher bringen, unser versprengtes Erbe wieder zusammenfügen sollte … wenigstens war es zu Anfang so gewesen. Unbewusst betastete ich die Narben auf meinem Gesicht. Ihm hatte ich diese Narben zu verdanken. Und Thyra. Marjories Halbschwester, Kadarins Frau. Ich hatte sie geliebt, gehasst, begehrt … Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie tot war. Irgendwo, irgendwie musste sie noch am Leben sein, und Kadarin auch. Ich konnte es nicht erklären, aber ich wusste es.
    Immer mehr Gründe, und das war der tausendste Grund, warum ich niemals nach Darkover zurückkehren durfte …
    Nachdem Dio eingeschlafen war, saß ich noch lange im äußeren Raum der Wohnung und blickte auf die Lichter der Stadt hinunter, die Lichter, die bis weit in die Nacht hinein niemals gelöscht wurden. Auf Vainwal geht die Jagd nach dem Vergnügen weiter, wenn der Tag scheidet und andere Leute schlafen, sie wird dann noch eifriger, noch intensiver betrieben. Da unten hätte ich vielleicht eine Art Vergessen finden können. War das nicht der Grund gewesen, warum ich nach Vainwal gekommen war, um Pflicht und Verantwortung zu vergessen? Aber jetzt hatte ich eine Frau und ein Kind, und ich schuldete ihnen etwas. Dios kleiner Finger bedeutete mir mehr als all die unerforschten Freuden von Vainwal.
    Und mein Sohn … Ich war wütend geworden, als mein Vater es sagte. Aber es stimmte. Er sollte auf Armida geboren werden. Wenn er fünf Jahre alt war, sollte ich mit ihm hinausgehen, wie mein Vater mich auf seiner Schulter sitzend hinausgetragen hatte, um ihm die riesige Herde wilder Pferde zu zeigen, die durch das Tal strömte …
    Nein. Das war vorbei, darauf hatte ich endgültig verzichtet. Es würde andere Welten für meinen Sohn geben. Dutzende, Hunderte im ganzen Imperium und jenseits seiner Grenzen. Ich legte mich neben meine schlafende Frau und schlief auch ein. Aber noch durch meinen Schlaf bewegten sich quälende Träume. Ich sah von neuem meine Hand, das grausige Ding, das an ihrer Stelle gewachsen war … und sie griff zu, fasste in Dios Körper, schlug ihre Klauen in das Kind, zog es blutend, tropfend, sterbend hervor … Ich erwachte mit meinem eigenen Schrei in den Ohren, und Dio starrte mich erschrocken an. Ich deckte sie sorgfältig zu, küsste sie und legte mich in dem anderen Zimmer schlafen, wo meine Alpträume sie nicht stören würden.
    Nun schlief ich friedlich und fest, doch Dio weckte mich im Morgengrauen. Zögernd sagte sie: »Lew, mir ist so seltsam – ich glaube, das Kind kommt. Es ist zu früh – aber ich glaube, ich sollte ins Krankenhaus gehen und mich vergewissern.«
    Es war viel zu früh, aber die Terraner haben sich darauf spezialisiert, zu früh geborene Babys in eine Art künstlichen Mutterleib zu legen, und die meisten gedeihen dabei recht gut, wenn sie auch die Gedanken und die Zärtlichkeit ihrer Mütter entbehren müssen. Manchmal habe ich mich gefragt, ob so viele Terraner wegen dieser Entfernung aus dem intimsten Kontakt, wo die Mutter das kleine Herz zu schlagen und alle Organe in dem ungeborenen Körper richtig zu funktionieren lehrt, kopfblind, ohne eine Spur von Laran sind. Der Körper kann durch künstliche Unterstützung und Ernährung wachsen, aber was ist mit der Seele und dem Laran?
    Nun, wenn dies das Laran des ungeborenen Kindes schädigte, dann sollte es so sein, Hauptsache, es rettete sein Leben … Mein eigenes Laran hatte mir wenig Gutes gebracht. Und bestimmt tat es dem Kind eher wohl, wenn es fern war von unserer Unruhe und unseren Ängsten und von Qualen der Art, wie es sie bei meinem so schrecklich fehlgeschlagenen Versuch, Dio zu überwachen, miterlebt haben musste. Bestimmt war dieser Versuch schuld an der Frühgeburt, und das musste Dio klar sein. Trotzdem machte sie mir keinen Vorwurf, und einmal, als ich davon anfing, brachte sie mich zum Schweigen, indem sie sagte: »Ich wollte es auch.«
    So war ich wohlgemut, als wir durch die Straßen gingen, aus denen in diesen letzten grauen Stunden vor dem Sonnenaufgang alle bis auf ein paar unentwegte Nachtschwärmer verschwunden waren. Das terranische Hospital erhob sich blass und streng in der zunehmenden Helligkeit, und Dio zuckte zusammen. Ein Schnellaufzug

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