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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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weiß nicht, wie sehr, und wenn Sie klug sind, werden Sie es ihr niemals sagen. Erzählen Sie ihr eine einfache Lüge – sie wird Ihnen glauben; Frauen wollen gar nicht mehr wissen, als sie müssen. Erzählen Sie ihr eine einfache Wahrheit: Das Herz des Kindes sei stehen geblieben!« Sie führte mich aus der Kammer, fort von dem Ding, das ich in Alpträumen immer wieder und wieder sehen sollte. Noch einmal berührte sie voll Mitleid meine Schulter und sagte: »Wir hätten das Herz wieder in Gang bringen können. Wäre das Ihr Wunsch gewesen? Manchmal muss ein Arzt eine Entscheidung dieser Art treffen.«
    Die Antwort kam aus der Tiefe meines Herzens: »Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
    »Jetzt bringe ich Sie zu Ihrer Frau.«
    Sie hatten Dio in ein Bett gebracht. Dort lag sie, ausgelaugt und sehr klein, wie ein Kind, das sich in den Schlaf geweint hat, Tränenspuren noch auf ihren Wangen. Man hatte ihr Haar mit einer weißen Kappe bedeckt und warme Decken über sie gebreitet. Ihre eine Hand umklammerte einen Zipfel, wie es ein Kind mit einem Spielzeug tut. Um sie schwebte scharfer Drogengeruch, sogar ihre Haut roch danach, als ich mich niederbeugte und sie küsste. » Preciosa …«
    Sie öffnete die Augen und begann von neuem zu weinen.
    »Unser Baby ist tot«, flüsterte sie. »Oh, Lew, unser Baby, es konnte nicht leben …«
    »Du bist gerettet, Liebling. Das allein ist wichtig für mich.« Ich nahm sie in meine Arme.
    Aber hinter meinen Augen war es immer noch da, das Ding, der Schrecken, nicht menschlich … Dio in ihrer Schwäche suchte Trost im Rapport; sie, die immer die Stärkere von uns beiden gewesen war, fasste nach meinen Gedanken …
    Ich fühlte sie zurückbeben vor dem, was sie dort sah. Kalt und unpersönlich lag es in jenem kalten, kahlen Raum auf einem Instrumententablett, nicht menschlich, grauenhaft, ein Alptraum …
    Sie schrie, kämpfte sich von mir los, schrie und schrie, wie ich geschrien hatte, als ich erblickte, was an Stelle meiner Hand getreten war, schrie und schrie und wehrte sich gegen mich, der ich sie doch trösten wollte, strebte weg von dem Grauen …
    Sie kamen und betäubten sie, damit sie sich nicht selbst verletzte, und mich schickten sie weg. Und als ich, nachdem ich mich rasiert und gewaschen und etwas gegessen und groteske Anordnungen für die Einäscherung dessen, was unser Sohn hätte sein sollen, getroffen hatte, ins Krankenhaus zurückkehrte, entschlossen, es auf mich zu nehmen, wenn sie mir Vorwürfe machen sollte … hatte sie nicht alle Schrecken und Alpträume mit mir geteilt … ich konnte jetzt stark sein für sie … da war sie nicht mehr da.
    »Ihre Frau hat das Krankenhaus schon vor Stunden verlassen«, sagte mir die Ärztin, als ich eine Szene machte und zu wissen verlangte, was mit meiner Frau geschehen sei. »Ihr Bruder kam und nahm sie mit.«
     
    »Sie kann überall sein«, sagte ich, »überall im Imperium.«
    Mein Vater seufzte und stützte den Kopf auf die dünne, verkrümmte Hand. »Sie hätte dir das nicht antun sollen.«
    »Ich mache ihr keinen Vorwurf daraus. Kein Mann dürfte eine Frau in diese Situation bringen …« Ich biss die Zähne zusammen, um der Flut von Schuldgefühlen Herr zu werden. Wenn ich im Stande gewesen wäre, meine Gedanken abzuschirmen. Wenn ich mich selbst hätte überwachen lassen, um mich zu vergewissern, ob das Keimplasma auch nicht beschädigt war … Ich hätte es mir denken können, ich hätte es mir denken müssen , weil doch meine Hand nicht als Hand nachgewachsen war, sondern als etwas Grauenhaftes – der Schmerz in meinem Arm war jetzt alptraumhaft, fern, schrecklich, willkommen, denn er verwischte den Schmerz, Dio verloren zu haben. Aber zum Vorwurf machte ich es ihr nicht. Sie hatte bereits so viel für mich getragen, und dann dies … nein. Wenn ich Dio gewesen wäre, hätte ich es keine zehn Tage ausgehalten, und ich hatte ihre Anwesenheit, ihren Trost ein und ein halbes Jahr lang gehabt …
    »Wir könnten sie finden«, meinte mein Vater. »Es gibt Detektive, Leute, deren Spezialität es ist, Vermisste aufzuspüren, und für Bürger von Darkover ist es nicht ganz leicht, mit der durchschnittlichen Einwohnerschaft des Imperiums zu verschmelzen …«
    Aber es klang unentschlossen, und ich schüttelte den Kopf.
    »Nein. Es steht ihr frei, zu kommen und zu gehen. Sie ist nicht meine Gefangene oder meine Sklavin.« Wenn die Tragödie unsere Liebe zerbrochen hatte, war Dio dafür zu tadeln? Ich war ihr trotzdem immer noch

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