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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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dankbar. Vor zwei Jahren hätte mich ein Erlebnis wie dies vernichtet, mich in einen Abgrund von Qual und Verzweiflung und Selbstmitleid geworfen. Jetzt empfand ich unermessliches Leid, aber was Dio mir geschenkt hatte, konnte durch ihre Abwesenheit nicht zerstört werden. Ich war nicht geheilt – ich mochte nie mehr Heilung finden –, aber ich lebte wieder, und ich konnte mit dem, was geschehen war und noch geschehen würde, leben. Was sie mir gegeben hatte, war für immer ein Teil von mir geworden.
    »Es steht ihr frei zu gehen. Vielleicht lernt sie eines Tages, damit zu leben, und kehrt zu mir zurück. Dann werde ich sie mit offenen Armen aufnehmen. Aber sie ist nicht meine Gefangene, und sie soll nur wiederkommen, wenn es ihr eigener Wunsch ist.«
    Mein Vater sah mich lange an. Vielleicht rechnete er damit, ich würde von neuem zusammenbrechen. Doch schließlich glaubte er mir. Es war mir ernst mit dem, was ich gesagt hatte, und er begann von etwas anderem zu sprechen.
    »Jetzt besteht kein Grund mehr, warum du nicht mit mir nach Darkover reisen solltest, um Verfügungen über das zu treffen, was von dem Alton-Erbe noch übrig ist …«
    Ich dachte an Armida, eingebettet in die Kilghardberge. Ich hatte mich dort gesehen mit meinem Sohn auf der Schulter, wie ich ihm die Pferde zeigte, ihn lehrte, was mich einst gelehrt worden war, wie er aufwuchs, seine erste Feuerwache an meiner Seite hielt … nein. Das war eine wahnsinnige Hoffnung gewesen. Marius war gesund; seine Söhne würden die Alton-Linie fortführen, wenn es überhaupt dazu kam. Mich kümmerte es nicht mehr; mit mir hatte das nichts mehr zu tun. Ich war verpflanzt, von meinen Wurzeln abgeschnitten, ins Exil geschickt worden … und das schmerzte nicht so sehr wie ein Versuch zurückzukehren. Ich sagte: »Nein«, und mein Vater machte keine Anstalten, mich zu überreden. Er muss sich gesagt haben, dass ich am Ende meiner Kraft war, dass ich genug ertragen hatte, dass ich nicht mehr kämpfen konnte.
    »Du willst jetzt noch nicht in die Wohnung zurückkehren, die du mit Dio geteilt hast«, sagte er, und ich fragte mich, woher er das wisse. Die Wohnung war zu voll von Erinnerungen. Dio, in meine Arme geschmiegt, betrachtete mit mir die unter uns flimmernden Lichter der Stadt. Eine kichernde Dio im Nachtgewand mit offenem Haar in unserer Häuslichkeit, die für uns beide ein neues und lustiges Spiel war. Dio …
    »Bleib ein paar Tage hier«, schlug er vor.
    Wenn sie zurückkommt, wenn sie mich braucht …
    »Sie weiß, wo sie dich finden kann«, stellte er fest. Und als er das sagte, erkannte ich, dass sie nicht zurückkommen würde.
    »Bleib ein paar Tage bei mir. Dann nehme ich das Schiff nach Darkover … und du kannst wieder in deine eigene Wohnung ziehen oder allein in meiner bleiben. Ich will mich dir nicht …« – er sah mich mit einem Mitleid an, das auszusprechen er zu klug war – »… nicht aufdrängen.« Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, dass mein Vater zu mir als zu einem Gleichgestellten sprach, zu einem anderen Mann, nicht zu seinem Kind. Ich seufzte und antwortete: »Danke, Vater. Ich komme gern.«
    Ich dachte nicht wieder an die Sharra-Matrix. Sie lag eingewickelt und isoliert und verpackt in der hintersten Ecke des hintersten Schranks der Wohnung, die ich mit Dio am Stadtrand geteilt hatte. Keiner von uns beiden sprach in diesen Tagen von Sharra, in diesen letzten zehn Tagen, die wir im Apartment meines Vaters verbrachten. Er reiste nicht mit dem ersten Schiff, auf dem er Plätze gebucht hatte. Ich glaube, er wollte noch einige Zeit mit mir zusammen sein, er wollte mich nicht ganz allein auf einem Planeten zurücklassen, der mir so fremd geworden war, als hätte es die letzten beinahe zwei Jahre nie gegeben.
    Es fehlten noch fünf Tage bis zu dem Termin, da das zweite Schiff vom Raumhafen Vainwals starten würde. Nicht viele Schiffe haben als Endziel Cottman IV, wie die Terraner Darkover nennen. Aber viele Schiffe machen dort eine Zwischenlandung, denn der Planet liegt zwischen dem oberen und dem unteren Spiralarm der Galaxis und stellt den naturgegebenen Transfer-Punkt dar. Um die Mittagszeit fragte mein Vater mich – es war nicht mehr als ein Vorschlag –, ob ich Lust hätte, ihn in einen der großen Vergnügungspaläste der Stadt zu begleiten, dessen Hauptattraktion ein gigantisches Bad war, geschaffen nach einem Vorbild aus irgendeiner berühmten antiken terranischen Stadt, die das Baden zur schönen Kunst

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