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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht von dir verlangt, solange du noch nicht dazu im Stande warst. Aber jetzt gibt es keinen Grund mehr, dass du …«
    Ich dachte darüber nach. Oder versuchte, darüber nachzudenken. Doch alles in mir wehrte sich dagegen. Ich sollte zurückkehren, sollte auf meinen eigenen beiden Füßen in das Höllenloch marschieren, wo ich Tod und Verstümmelung, Rebellion, Liebe und Verrat gesehen hatte …
    Nein. Nein. Avarra sei mir gnädig, nein …
    Er seufzte schwer. »Irgendwann wirst du es tun müssen, Lew. Und ich möchte dem Rat nicht allein gegenüberstehen. Ich kann dort nur auf einen einzigen Verbündeten zählen …«
    »Dyan«, fiel ich ein, »und er wird mehr für dich tun, wenn ich nicht dabei bin. Er hasst mich aus vollem Herzen, Vater.«
    Mein Vater schüttelte den Kopf. »Ich glaube, du irrst dich. Er hat versprochen …« Wieder seufzte er. »Mag dem sein, wie es wolle, eines Tages musst du zurückgehen …«
    So kannst du nicht leben, Lew. Auf Darkover gibt es Experten der Matrix-Technik, die einen Weg finden mögen, dich von Sharra zu befreien …
    »Das haben sie bereits versucht«, stellte ich fest. »Du hast mir erzählt, dass sie es versuchten, bevor du mich nach Terra brachtest, und sie hatten keinen Erfolg. Das ist doch der Grund, warum wir die Matrix von Darkover wegbringen mussten, du konntest mich nicht von ihr trennen, ohne mich zu töten …«
    »Damals warst du schwächer. Das ist Jahre her. Jetzt wirst du es überleben.«
    Tausend Gegengründe, Schrecken, Ängste überwältigten mich. Hätte ich nicht diesen unglücklichen Versuch gemacht, Dio zu überwachen, hätten die Wehen vielleicht nicht zu früh begonnen …
    Und das Monstrum hätte geatmet, gelebt …
    Aber dann hätte Dio vielleicht Verständnis für mich gehabt. Hätte mich nicht – verabscheut. Wäre nicht entsetzt vor dem Monstrum zurückgeschaudert, das ich gezeugt hatte, vor dem Monstrum, zu dem ich geworden war …
    Wenn ich mich von Sharra freigemacht hätte, wäre die zelltiefe Schädigung dann wieder geheilt? … Wenn ich den Mut gehabt hätte, mich einer Trennung von Sharra zu unterziehen, hätte der Schrecken dann nicht zugeschlagen und unser Kind berührt? … Zumindest hätte ich mich überwachen lassen können, und dann hätte ich es vermieden, ein Kind zu zeugen … Ich hätte es Dio sagen können, und all das Leid wäre ihr erspart geblieben …
    »Es hätte doch keinen Unterschied bedeutet. Der Schaden war geschehen, bevor ich Dio kennen lernte.« Ich wusste, mein Vater sah das Bild in meinem Geist ebenfalls, das grausige Ding, das mir anstelle einer Hand gewachsen war … Aber wir würden es niemals mit Sicherheit wissen.
    »Eines Tages. Eines Tages. Vielleicht.«
    Er wollte sprechen, schloss den Mund wieder, und obwohl ich die unausgesprochenen Worte deutlich in seinen Gedanken las – Ich brauche dich, Lew, ich kann nicht allein gehen –, war ich dankbar, dass er diese letzte Waffe, seine Schwäche, nicht dazu benutzte, mich umzustimmen. Ich fühlte mich schuldig, weil ich es ihm nicht ungefragt anbot. Aber ich konnte es nicht tun, ich konnte nicht …
    Er schloss die Augen. »Ich möchte gern schlafen.« Ich ging hinaus und ließ ihn allein.
    Ich lief in der Wohnung auf und ab und rang mit mir, ob ich mich in die Welt vielfältigen Vergnügens unter mir stürzen sollte oder nicht. Wenn ich mich sinnlos betrank, würden die Schrecken, die an meinem Geist zerrten, die Schuldgefühle vielleicht verschwinden oder mir gleichgültig werden. Mein Vater brauchte mich; er hatte sich verausgabt für mich, als ich krank und hilflos war, und jetzt wollte, konnte ich mich nicht zwingen, mich für ihn ebenso einzusetzen, wie er es für mich getan hatte. Aber ich würde ihn nicht allein lassen. Es war mir unmöglich, seinen Wunsch zu erfüllen, aber ich würde tun, was ich konnte.
    Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war, als ich seine Stimme hörte, diesen entsetzlichen Schmerzensschrei, der die Zimmer erfüllte und in meinem Gehirn widerhallte. Ich weiß jetzt, dass er gar nicht geschrien hat, es ging so schnell, dass er keinen Laut mehr hervorbrachte, aber mein Geist empfing seine Qual. Noch als ich, stolpernd vor Eile, in sein Zimmer rannte, donnerte seine Stimme durch meine Gedanken, wie sie es bei jenem ersten Rapport getan hatte. Elf Jahre war ich alt gewesen, und er hatte mein Laran mit Gewalt erweckt. Und wieder konnte ich den schrecklichen Schmerz und den zwingenden Befehl nicht ausschließen.
    LEW! DU MUSST

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