Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
die Straßen, den Mantel der Kälte wegen fest um die Schultern gezogen. Ich sollte möglichst bald in die Alton-Suite der Comyn-Burg zurückkehren, sie in Besitz nehmen, zeigen, dass ich mich als legitimes Oberhaupt der Alton-Domäne, als Lord Armida betrachtete. Auch die Sharra-Matrix, die jetzt im Stadthaus lag, geschützt nur durch die Tatsache, dass niemand ihren Aufbewahrungsort kannte, würde in der Comyn-Burg sicherer sein. Besser noch, ich brachte sie in den Comyn-Turm und bat meine Cousine Callina, die dort für die unglaublich alte Mutter Ashara Bewahrerin war, sie im Matrix-Laboratorium des Turms unter einem Matrix-Verschluss zu halten. Kadarin konnte in das Stadthaus einbrechen, er brachte es vielleicht sogar fertig, in die Burg einzubrechen, aber ich glaubte nicht, dass es ihm gelang, in ein Laboratorium des Comyn-Turms unter Matrix-Verschluss, bewacht von einer Bewahrerin, einzubrechen. Wenn er das schaffte, dann waren wir sowieso alle tot, und es spielte keine Rolle mehr.
    Nachdem ich diesen Entschluss gefasst hatte, fühlte ich mich besser. Es tat gut zu atmen, nicht die mechanischen Gerüche der terranischen Zone, sondern die reinen, natürlichen meines eigenen Teils der Stadt, Gewürze aus einer Garküche, Hitze von einer Schmiede, wo eine Reihe von Packtieren beschlagen wurde … Eine Gruppe von Entsagenden, das Haar so kurz geschnitten, dass sich kaum unterscheiden ließ, ob es Männer oder Frauen waren, in dicke Reisekleidung vermummt, brach zu einer Expedition in die Berge auf. In ihrer Mitte saß eine verhüllte und dicht verschleierte Dame in einer Sänfte. Thendara war eine schöne Stadt, obwohl ich lieber draußen in den Kilghardbergen gewesen wäre …
    Ich konnte gehen. Ich besaß ein Gut, um das ich mich kümmern musste. Armida war jetzt mein … meine Heimat. Aber es war die Zeit der Ratssitzungen, und ich wurde hier gebraucht …
    Von der andern Seite eines Platzes klang ein Anruf herüber; eine Patrouille aus jungen Gardisten. Ich blickte auf, und Dyan Ardais verließ die Patrouille und kam mit langen Schritten auf mich zu. Sein militärischer Mantel flatterte munter hinter ihm drein.
    Diese Begegnung war das Letzte, was ich mir wünschte. Als Junge hatte ich Dyan mit verzehrendem Hass verabscheut, älter geworden, hatte ich mich gefragt, ob meine Abneigung sich nicht teilweise darauf gründete, dass er meines Vaters Freund gewesen war, und ich, der Bastard, einsam, ohne Freunde, eifersüchtig auf jeden, dem mein Vater Aufmerksamkeit zuwandte. Die ungesund enge Beziehung zwischen meinem Vater und mir war nicht allein durch sein Tun entstanden, das wusste ich jetzt. Wie dem auch sein mochte, Kennard war tot, und ich musste mich auf die eine oder andere Weise von seinem Einfluss, von der echten oder eingebildeten Stimme in meinem Gehirn befreien.
    Dyan war mein Verwandter, er war Comyn, und er hatte sich meinem Bruder und meinem Vater als guter Freund erwiesen. Deshalb grüßte ich ihn durchaus höflich, und er erwiderte den Gruß auf gleiche Weise, Comyn gegenüber Comyn. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte er mich als gleichberechtigt behandelt.
    Dann ließ er alle Förmlichkeit fallen und sagte: »Ich muss mit dir reden, Cousin.« Das Wort, eine Spur intimer als ›Verwandter‹, schien ihn ebenso hart anzukommen wie mich. Ich war gar nicht erfreut. Das Gespräch mit Lawton hatte in mir noch größere Besorgnis wegen der Sharra-Matrix hervorgerufen. Ich wollte sie an einen sicheren Ort bringen, bevor irgendwer – wobei ›irgendwer‹ für Kadarin stand, der der Einzige war von dem ich wusste, dass er sie an sich bringen konnte – durch das Wiedererwachen seiner eigenen Matrix von ihrer Anwesenheit auf Darkover erfuhr. Wenn es mit meiner Matrix geschehen war, würde es ganz bestimmt auch mit seiner geschehen. Und sobald er wusste, die Matrix war wieder da, was würde er tun? Ich brauchte nicht zu fragen; ich wusste es.
    »Da ist eine Wirtschaft; willst du ein Glas mit mir trinken? Ich muss mit dir reden, Cousin«, wiederholte er.
    Ich zögerte. Am Trinken liegt mir nicht viel. »Es ist noch zu früh für mich, danke. Und ich bin ziemlich in Eile. Können wir es nicht verschieben?«
    »Mir auch recht«, sagte Dyan. »Aber ich werde ein Stück mit dir gehen, wenn es dir recht ist.« Zu spät wurde mir klar, dass es eine freundliche Geste hatte sein sollen. Ich zuckte die Schultern. »Dann lass uns doch in die Wirtschaft gehen. Diesen Teil der Stadt kenne ich nicht besonders

Weitere Kostenlose Bücher