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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Parent
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hatte die Queen Verwendung für mich. Für sie würde ich auch tippen.
    »Schön, Miss Levine, Sie sind genau die Person, die wir hier im Buckingham Palace brauchen. Können Sie tippen?«
    »Ja, Ihre Majestät.«
    »Schreiben Sie bitte einen Brief nach Schottland. Es ist in meinem Besitz, wie Sie vielleicht wissen.«
    Meine größte Sorge war, dass Charles aus Liebe zu Linda mit nach Paris kommen könnte. Als ich an unserem letzten Abend meinen Koffer packte und das Regenwasser aus meinen pitschnassen Kleidern tropfen hörte, kam Linda ins Hotel gerauscht, warf sich aufs Bett und verkündete, es sei aus.
    »Warum, Linda? Sag nicht, er hat Nixon gewählt.«
    »Er hat Kennedy gewählt. Das hab ich gleich am ersten Tag in Erfahrung gebracht.«
    »Was ist es dann?«
    » Der Fänger im Roggen hat ihm nicht gefallen.«
    »Ist das der einzige Grund?«
    »Kannst du das nicht verstehen, Sheila? Es ist mein absolutes Lieblingsbuch. Siebzehnmal hab ich es gelesen. Ich könnte nie jemanden heiraten, der Salinger nicht mag. Ein solcher Mann kann nie und nimmer der Vater meiner Kinder sein.«
    Ich kam in Paris an und wusste sofort, dass ich eines Tages dort leben würde. Gleich in der ersten Nacht dachte ich daran, meinen Namen wieder in Le Vine umzuwandeln. Warum konnte nicht auch ich ein Amerikaner in Paris sein? Ich könnte nach New York zurückkehren, noch ein Jahr für Frank Holland arbeiten und genügend Geld zusammensparen, d.h. nicht ein einziges Mal in diesem Jahr zu Ohrbach’s gehen – dann wäre Paris drin. Ich würde auf der Rive Gauche wohnen, Weißbrot und Käse und gelegentlich aucheinen Hamburger im American Drugstore essen, ständig schwarze Rollkragenpullover tragen und diese wunderbar hungrigen Augen haben.
    Bestimmt wäre meine Mutter erst mal dagegen. Wahrscheinlich würde sie auf dem Flughafen schluchzen, aber alles wäre vergeben und vergessen, wenn sie Jacques, meinen jüdisch-französischen Mann und meine hübschen jüdisch-französischen Kinderchen, Pierre und Martine, kennenlernen würde, beide allerliebst und immer mit Schultaschen und dunkelblauen Socken unterwegs.
    Besonders entzückt wäre meine Mutter, wenn ich sie mit meiner besten Freundin Brigitte Bardot bekannt machen würde. (Wir haben uns angefreundet, weil wir Nachbarn in St. Tropez waren und dieselbe Bikinigröße hatten.)
    Linda hasste Paris.
    »Linda, Paris kann man nicht hassen. Das gibt’s einfach nicht. Man kann nicht eine ganze Stadt hassen.
    »Paris lässt mich gleichgültig.«
    »Aber Paris ist schön. Das musst du zugeben. Der Louvre, die Tuilerien, der Eiffelturm. Du kannst hinschauen, wo du willst, die Stadt ist einfach schön.«
    »Sie ist nicht übel.«
    »Nicht übel? Paris ist nicht übel? Hört, hört!«
    Tatsächlich war Lindas Laune nicht die beste. American Express hatte ihr einen Sechzehn-Seiten-Brief von Henry Cox zukommen lassen. Er entschuldigte sich tausendmal dafür, für Nixon gestimmt zu haben, inzwischen hatte er selbst eingesehen, wie blöd das war. Linda zeigte aber nicht das geringste Mitgefühl für Henry Cox, ja, sie hieltihn sogar für einen Mann ohne Überzeugungen und wollte den Brief in die ewige Flamme für den Unbekannten Soldaten werfen. Wir kamen aber nicht nahe genug an sie heran und haben ihn deshalb in einen Papierkorb oben auf dem Eiffelturm geworfen.
    Als wir an unserem letzten Abend ins Hotel zurückgingen (das Montana – wir fanden es in Europa on Five Dollars a Day), haben uns zwei hässliche Franzosen irgendetwas Obszönes aus einem Peugeot zugerufen. Daraufhin besserte sich Lindas Laune schlagartig. Und an unserem letzten Tag in der Lichterstadt lächelte Linda und machte tausend Fotos, in einem fort »I love Paris« pfeifend. Im Flieger nach Rom sagte sie dann: »Weißt du, Sheil, ich würde wirklich gerne hier leben. Ich könnte ja an der Sorbonne oder sonst wo einen Master in Kunst machen, auf der Rive Gauche eine billige Bleibe finden und mich von Brot und Käse ernähren. Wär’ doch nicht übel?«
    In Rom gab’s Probleme. Als Erstes schickte ich Norman eine Karte. Ich hatte nichts von ihm gehört und hab ihm dann diese verdammte Karte geschickt. Immer hab ich’s bereut, wenn ich einem Typen eine Karte schickte.

    DEAR NORM,
    Wir sind inzwischen in Rom gelandet. Bislang haben drei Männer um meine Hand angehalten – ein englischer Lord, ein französischer Herzog und ein italienischer Graf (Haha). Aber im Ernst, ich hätte nichts dagegen, mal in Rom zu leben.
    Bis bald,

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