Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Parent
Vom Netzwerk:
schon, Joe, wir müssen früh los, ob du wach bist oder nicht.«
    »Ciao, Sheila, war nett, dich kennenzulernen.«
    »Nett, dich kennenzulernen. Vielen Dank für den Drink und alles. Danke.«
    Ich ging nach oben, setzte mich aufs Bett und starrte vor mich hin. Ganz ruhig. Linda war offensichtlich von der Mafia gekidnappt worden, die ihr die Leitung eines italienisch-jüdisch-amerikanischen Bordells übertragen wollte. Die amerikanische Botschaft … Ruf die amerikanische Botschaft an, Sheila. Die arme Linda lag wahrscheinlich in einer dunklen Gasse und konnte sich wegen einer schrecklichen Verstopfung nicht mehr rühren. Ruf die amerikanische Botschaft an. Man hatte Linda für eine Spionin gehalten, und sie wurde jetzt von Faschisten gefoltert, die dachten, sie wäre im Besitz geheimer Informationen. Mach schon, ruf die amerikanische Botschaft an!
    Wieder in der Lobby rief ich dann tatsächlich die Botschaft an. Sie schliefen. Angenommen, Italien würde Amerika den Krieg erklären: Die amerikanische Botschaft würde das erst am nächsten Morgen erfahren.
    Der Mann an der Rezeption sah mir meinen Kummer an.
    » Polizia?«
    »Ja, bitte, Polizia.«
    »Polizia?« Er wählte die Nummer der Polizei.
    »Ich spreche kein Italienisch. Könnten Sie ihnen bitte sagen, dass meine amiga, mon amie«   … Er wusste, was ich sagen wollte. Er hatte gesehen, dass ich stundenlang in der Lobby herumsaß und wartete. Er sprach mit der polizia und machte eine beschwichtigende »Ganz ruhig«-Bewegung. Ich lächelte ihm immer nur zu. Anders konnte ich meine Dankbarkeit nicht ausdrücken. Tausendmal lächeln und tausendmal Grazie. Grazie. Grazie.
    Die polizia kam, und ich überschüttete sie wieder mit Grazie. Grazie. Grazie. Sie unterhielten sich lange mit dem Manager, lachten, klopften sich gegenseitig auf die Schulter und amüsierten sich offensichtlich bestens, während meine Linda wahrscheinlich an den Trevi-Brunnen gefesselt wurde. Schließlich winkten sie mir auffordernd zu. Ich winkte fragend zurück: »Mitkommen – ich?« Sie winkten zurück: »Klar, du dummes Ding, du sollst mitkommen.« Der Manager sagte: »Geh, polizia.«
    »Haha, tut mir leid, dass ich diese Sache angezettelt habe. Ich hab keine Lust, mitzukommen. Tut mir echt leid, am besten, wir gehen alle schlafen, und ich ruf die amerikanische Botschaft an, wenn sie dort wach sind, hahaha.«
    Sie blickten mich verständnislos an. Und setzten mich in ein polizia- Auto. Warum hab ich mich nur darauf eingelassen? Ich, Sheila Levine, auf dem Weg zur polizia -Station. Aber ich hatte Glück, es war keine Polizeistation. Ich musste ihnen in ein riesiges, hell erleuchtetes Gebäude folgen, irgendwo weit weg im Zentrum. Hell erleuchtetund voller Leute, die herumliefen, als wäre es mitten am Tag.
    Es hätte ein großes Krankenhaus sein können. Vielleicht hatten sie mich in ein Krankenhaus gebracht, weil sie dachten, Linda sei krank? Nein, es war kein Krankenhaus. Wir waren in einem sehr hellen, sehr kalten Raum mit ein paar Menschen, die weinten, ein paar weiteren Polizisten, einem Mann in einem Laborkittel und vielen auf Tischen ausgestreckten Menschen, die zu schlafen schienen. Klein Sheila Levine vom Franklin Square, Long Island, New York, war im Leichenschauhaus von Rom gelandet. Großer Gott, es war ein schreckliches Gefühl. Die polizia zeigte mal da-, mal dorthin und stellte mir Fragen. Mir war einfach nur übel, und ich dachte, das kann nicht wahr sein, ich muss das träumen. Ich schirmte meine Augen ab und warf einen kurzen Blick auf diese Ex-Italiener, die auf den Tischen lagen. Alles war sehr Fellini-esk. Was für Gesichter. Gott sei Dank gab es kaum Frauen, und Linda war nicht unter ihnen. Okay, das ist ja schon was, aber trotzdem grazie mille , sie können sie wieder reinschieben. Nein, das ist nicht meine Freundin. Aber vielen Dank für Ihre Bemühungen. Ich blickte mich in dem Raum um. Auch alle anderen blickten um sich und bekreuzigten sich, woraufhin ich mich auch bekreuzigte. When in Rome   … Tut mir leid, Rabbi, kann doch keine Sünde sein, schließlich geht das Kreuzzeichen auf das Alte Testament zurück.
    Sie fuhren mich zum Hotel zurück. Es war schon hell, und Miss Minsk saß in der Lobby.
    »Sheila, wo warst du? Bin total ausgeflippt. Und wollteschon die Polizei rufen.« Wir fielen einander in die Arme, schluchzend, erschöpft, erleichtert.
    »Wo warst du? Ich hab dich überall gesucht.«
    »Ich traf diesen Typen, Gary. Er wohnt hier in unserem Hotel,

Weitere Kostenlose Bücher