Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
Abendessen ein, und er blieb dann auch bis zum Abendessen. Danach lud sie ihn ein, über Nacht zu bleiben.Aber Gott sei Dank konnte das Norman nicht. Er musste seine Katzen versorgen (ist das nicht rührend?). Und er wurde fürs nächste Wochenende eingeladen – ich wurde erst gar nicht gefragt – einfach so. Norman nahm höflich an, schüttelte meinem Vater die Hand, küsste Bernice auf die Wange. Ich brachte ihn mit dem Auto zum Bahnhof, von wo er den Zug nach Brooklyn, seiner angestammten Heimat, nehmen konnte. Der Zug fuhr bereits ein, aber er erwischte mich noch und gab mir einen Schmatz, bevor er aus dem Cadillac sprang. Sein Atem roch nach der gehackten Leber, die ihm meine Mutter serviert hatte.
An diesem Abend.
»Mir gefällt Norman, ein reizender junger Mann.«
»Mir geht er auf die Nerven.«
»Du musst ihn ja nicht gleich heiraten. Gib ihm eine Chance. Spülwasser schüttet man erst weg, wenn man frisches Wasser hat.«
»Das ist deine Meinung von ihm? Ist er Spülwasser?«
»Nein, ich finde ihn wirklich sehr nett.« Ohne Zweifel, Miss Arnold, Sie haben viel Bein gezeigt.
Norman kam am folgenden Wochenende und am Wochenende danach und an dem danach. Ich hatte damals zwei schlechte Angewohnheiten: Ich biss mir die Nägel, und ich traf mich mit Norman Berkowitz. Leider kamen keine anderen Dates dazwischen: Linda war in Henry Cox verliebt, sie fiel also aus, und ich glaubte allmählich selbst an die Spülwasser-Theorie. Aber dann nahm ich mir vor, ihn nie wieder zu treffen, bis eine alte Freundin anrief, um mir zu erzählen, dass sie einen neuen Zweikaräteram Finger hatte. (Wie ich herausfand, setzten sich viele dieser Zweikaräter aus lauter kleinen Steinchen zusammen – lauter kleine Brillis, die dann wie ein einziger großer Diamant aussahen). Zwei Monate nach unserem ersten Rendezvous beschloss ich, den Antrag anzunehmen und den Ring eine Weile zu tragen, so lange, bis der Richtige kommen würde. Dann würde ich ihm das Ding vor die Füße schleudern.
Lässt sich etwas über Sex mit Norman sagen, was noch nicht gesagt wurde? Wir knutschten und fummelten viel herum. Norman hat immer meine Jungfräulichkeit respektiert. (Jaja, schon klar.) Wir schmusten und befingerten uns und machten alles, nur nicht das Eine. Warum ließ ich mich von diesem Blödmann betatschen? Es kommt mir einfach nicht über die Lippen, dieses »Ich möchte lieber nicht! Tu’s nicht, bitte!« Niemand glaubt mir, wenn ich das sage. Wenn Grace Kelly sagt: »Tu’s bitte nicht«, dann passiert auch nichts. Wenn hingegen Sheila Levine sagt »Tu’s bitte nicht!«, scheint das eher eine Aufforderung zu sein. Ich habe noch keinem – Doris Day wird mir verzeihen – eine Ohrfeige verpasst. Typisch Sheila Levine, sie lässt nichts anbrennen.
Das Fummeln, das Befingern und die Küsserei gingen über Monate. Norman hat mich sogar ausgezogen und mich befummelt, befingert und geküsst. Der Thrill lässt sich ausmalen! Ich blätterte in Margaret Mead und fragte mich, ob sie sich auch mit diesen speziellen sexuellen Gewohnheiten auseinandergesetzt hatte.
LIEBE ABBY,
Ich bin schon seit sieben Monaten mit diesem jungen Mann zusammen. Ich finde ihn schrecklich. Zum Kotzen. Trotzdem habe ich ein Problem: Er schläft nicht mit mir. Was soll ich machen?
Siewillja
Franklin Square und Manhattan
Gemischte Gefühle. Ich verabscheute Norman, ich konnte ihn nicht ausstehen, aber ich war eine leidenschaftliche junge Frau mit vielen Pickeln. Ich hatte die merkwürdigsten Träume: Norman reißt mir die Kleider vom Leib, weil er zu ungeduldig ist, um sich mit den Knöpfen abzugeben. Ich fühle seinen heißen Atem im Nacken und bin zum ersten Mal richtig geil. Mein Körper brennt: »Nimm mich … nimm mich.« Und er tut es. Auf dem Teppich. Ich bin schockiert. Nie hätte ich mir von einem Mann so viel Vergnügen, so viel Lust erwartet. Danach streichelt er mich voller Zärtlichkeit. Ich seufze, endlich bin ich zufrieden. Wird es jemals wieder so toll sein, frage ich mich.
Na schön, die Wirklichkeit sah so aus: Meine Eltern gingen aus. Und kaum waren sie aus dem Haus – um sich einen Film mit Überlänge anzuschauen, wie sie sagten –, machte sich Norman an die Arbeit. Es war immer dieselbe Prozedur. Zuerst wurde geknutscht, dann gefummelt, dann zog er mich aus und sich selbst auch, um anschließend weiter zu knutschen und zu fummeln. Das ganze Herumgeschmuse machte mich wahnsinnig, so wahnsinnig,dass ich – ich geb’s ja zu, Mom, du
Weitere Kostenlose Bücher