Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
einzige Person denken?«
»Nein. Eine ganze Menge unterschiedlicher Leute. Ich habe eine Liste gemacht.« (Er sah mich an, als sei ich verrückt, was ich ja nun auch bin.)
Der arme Mr. Huntington, der sich Koteletten zugelegt hatte und sich über meine Liste ärgerte.
»Miss Levine, wer ist Ihr nächster Familienangehöriger?«
»Das sind wahrscheinlich meine Eltern, meine Mutter und mein Vater.«
»Und Sie wollen ihnen nichts vermachen?«
»Nein.«
»Ich verstehe. Nun, das macht die Sache etwas komplizierter. Ich werde meine Sekretärin rufen, und Sie können ihr Ihre Liste diktieren.«
»Danke.«
Und was, frage ich, ist aus den Tagen geworden, als eine tolle Tante ihrer Lieblingsnichte eine Uhr vermachte? Diese Anwaltstype war richtig verkrätzt, nur weil ich eine Liste hatte.
Mein Testament? Also was hatte ich zu vermachen? Weniger als ein Mönch. Ich, Sheila Levine, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, hinterlasse:
Mr. und Mrs. Manny Levine meinen Fernseher für ihr Schlafzimmer und die Versicherung, dass ich das tat, was ich tun wollte. Sie sollten sich nicht schuldig fühlen.
Meiner Mitbewohnerin Linda Minsk mein Tuch von Christian Dior, mein Pucci-Parfüm, meine Rudi-Hosen (nie getragen, weil sie nie passten) und meine YSL-Ohrringe.
Barbra Streisand vermache ich meinen Make-up-Spiegel, weil auch sie sich nicht die Nase hat machen lassen.
Joshua alias Alan Goldstein vermache ich die chartreusefarbene Couch und alle Wildledersachen.
Norman Berkowitz, diesem Dreckskerl, vermache ich ein Foto von mir – es ist in der obersten Schreibtischschublade. Ich möchte ausdrücklich darum bitten, dass Norman, der Dreckskerl, dieses Bild von mir in seinem Schlafzimmer zu jeder Tages- und Nachtzeit deutlich sichtbar aufbewahrt … außerdem hinterlasse ich ihm meine unbezahlten Rechnungen.
Melissa Hinkle, meiner verheirateten Schwester, vermache ich meine Bücher über Kinderpsychologie, damit sie nicht die Psyche ihrer Tochter versaut.
Jennifer Hinkle, meiner Nichte, vermache ich meine Teller, mein Besteck und meine Bettwäsche – zur Benutzung, wenn sie ihre eigene Wohnung hat, allerdings unter der Bedingung, dass sich diese auf keinen Fall in New York befindet.
Rose Lehmans Schwester Fran vermache ich meine Schreibmaschine und bedanke mich, dass sie mir meinen ersten Job besorgt hat.
Charlie Miller vermache ich alle Einkaufstüten mit Markennamen darauf.
Will Fisher hinterlasse ich gar nichts. Ich schenkte ihm meine Jungfräulichkeit und bin der Ansicht, das ist Geschenk genug.
Miss Burke von der Arbeitsvermittlungsagentur hinterlasse ich die gesamte Schmutzwäsche in dem Wäschekorb.
Der Frauenbewegung vermache ich eine Spende von einhundert Dollar, mit der Hoffnung, dass man sie dazu verwendet, eine Welt zu schaffen, in der eine Frau ein Single und glücklich sein kann. (Tut mir leid, Mädels, dass es nicht mehr ist.)
Thomas Brown hinterlasse ich mein Pessar. Such dir im Friday’s ein Mädel, dem es passt.
Harold Feinberg hinterlasse ich alle meine Schallplatten, eine für jeden Orgasmus.
Dem Rest der Welt hinterlasse ich diese Worte: Fickt euch doch selbst.
»Harold?«
»Ja?«
»Ich habe heute mein Testament gemacht.«
»Ah ja.«
»Hör mir jetzt aufmerksam zu, Harold. Es befindet sich bei einem Rechtsanwalt namens Huntington, James Huntington, bei der Kanzlei Young, Hart, Lang und Huntington.«
»Komm ins Bett.«
»Harold, bitte, das ist wichtig.« (Und ich hatte sowieso keine Höhepunkte mehr.)
»Seine Telefonnummer ist 5 552 900.«
»Komm schon ins Bett.« (Und er zerrte mich zu sich runter.)
»Harold, bitte. Wirst du dich an das Testament erinnern?«
»Ja, werde ich. Nun halt die Klappe und lass uns ficken.«
Und ich kam zum Höhepunkt. Schon wieder ein Geschenk. Mann, er war in letzter Zeit wirklich großzügig.
Wisst ihr, Harold wird mich nicht retten. Harold wird mich nicht darum bitten, meine Meinung zu ändern, und er wird auch nicht die Polizei, einen Unfallwagen oder sonst etwas holen. Harold findet das Ganze so aufregend wie ich auch.
Zweiter Juli. Ich möchte einiges klarstellen. Der Sex mit Harold war fantastisch. Nie hat jemand einen derartigen Abgang gehabt. Und alles ohne Pessar. Der Himmel auf Erden.
Ich bestellte die Blumen. Ein riesiger Strauß – dreiundzwanzig fünfzig, hat mich richtig was gekostet. Langstielige weiße Rosen, und auf der Karte steht: »Für Sheila, es tut mir leid, dass ich an deinem Tod schuld war. Es geschah aus Liebe. Wenn du
Weitere Kostenlose Bücher