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Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)

Titel: Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Parent
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besten umbringt? Ich meine, gibt es eine Pille, die es schnell und schmerzlos erledigt, wenn ihr wisst, was ich meine?«
    »Warum willst du es denn tun?«
    »Eine lange Geschichte. Ich wollte nur wissen, ob ihr da etwas kennt. Nichts für ungut. Tschüss und danke. Harold wünscht euch Liebe und Frieden.« (Das hatte er mir nicht aufgetragen, aber ich hielt es für passend.)
    »Peace.«
    Wisst ihr, was mir an diesem Tag klar wurde? Ich bin sehr, sehr alt.
    Plötzlich war Harold wieder guter Laune. Ich denke, der Grund dafür war, dass er das Ende kommen sah. Nur noch eineinhalb Monate. Was für ein Segen für Harold. Wie aufgekratzt er sich fühlte. Es war ja nicht so, dass Harold sich nichts aus mir machte. Ich war eben einfach nur ein Albatros an seinem Hals. Und wenn du einen Albatros am Hals hättest und wüsstest, dass dieser Albatros in eineinhalb Monaten Selbstmord begeht, wärst du auch besserer Laune. Stimmt’s? Klar, ist doch so. Also wann lag ich schon mal falsch?
    Harold schluckte weniger Pillen, rauchte weniger Gras, zog sich weniger Koks hoch. Mein Selbstmord, könnte man sagen, machte ihn high. Er ging sogar mit mir das Kleid (ich entschied mich gegen das Silvesterkleid – zu warm für ein Sommerbegräbnis) und die Perücke kaufen, in denen ich begraben werden würde. (Ja. Eine Perücke. Ich hatte mir schon immer lange, glatte blonde Haare gewünscht, und die würde ich in dieser Kiste haben. Dabei fällt mir ein – ich muss ja auch noch die Kiste kaufen. Scheiße! Das hatte ich vergessen.)
    Ich brauchte ein Kleid, ich brauchte eine Perücke, undich brauchte tolle Unterwäsche. Geld spielte dabei keine Rolle. Nun ja, irgendwie dann doch – es war ja nicht so, dass ich an ein Balenciaga-Outfit für zweitausend Dollar dachte, aber über einhundert Dollar konnte es schon sein. Schließlich wird ein Mädel ja nicht jeden Tag beerdigt. Und letztlich würde ich das Kleid ja auch wirklich lange tragen können. Wenn ich mich einfrieren lassen würde, würde ich definitiv mehr ausgeben. Das kann schon ein Problem sein. Stell dir vor, du wirst in einem fantastischen Kleid eingefroren, und es ist stylish out, wenn du aufgetaut wirst!
    Zuerst gingen wir zu Ohrbach’s – aber holla – nicht in die Abteilung, in die Karrieregirls und jüdische Klatschtanten gehen. Sondern in den Grey Room, wo auch Anne Ford einkauft. (Sie war jedes Jahr bei Ohrbach’s Fashion Show dabei.) Dort haben sie die exakten Kopien von all den Originalen, gleiches Material und all das. Wir schauten uns einige Kopien an, eine von Valentino, eine von Dior. Ich probierte ein paar Kleider an und fand heraus, recht spät in meinem Leben, dass man zum Tragen einer exakten Kopie auch die exakte Kopie des Körpers von Anne Ford braucht.
    Eines gefiel mir recht gut, aber als ich mich hinlegte, gefiel mir nicht, wie ich aussah. (Ja, die Verkäuferin erwischte mich, als ich mich hinlegte, aber ich sagte, dass ich einen Ohrring suchte.) Ich dachte, das ist das letzte Kleid, das ich je kaufen würde, also warum probieren? Ich meine, schließlich würde ich ja liegen, selbst wenn das Grab auf einem Hügel ist.
    Raus aus Ohrbach’s und die Straße rauf zu Lord & Taylor. Der erste Stock.
    »Kann ich Ihnen helfen?« (Man weiß immer genau, wenn diese bezaubernden Verkäuferinnen auf Provisionsbasis arbeiten. Diese hier zerrte mich förmlich aus dem Aufzug.)
    »Ich suche etwas nicht zu Schickes, nicht zu Langes, nicht zu …«
    »Sie sucht etwas, in dem sie begraben sein möchte.« (Harold, guter Laune)
    »Selbstverständlich. Hier entlang, bitte.« (Ja, völlig klar, dass sie auf Provisionsbasis arbeitet.)
    Auf unserem Weg kamen wir an einer Kleiderpuppe vorbei, die ein fantastisches Kleid im Zigeunerinnenstil trug. Ich fand es toll, ich wollte es für mich haben. Geld spielt ja keine Rolle, und es war hoffentlich nicht zu teuer.
    »Entschuldigen Sie, Miss, glauben Sie, dass dieses Kleid vielleicht in meiner Größe vorhanden ist, in etwa 42?«
    »Ich werde mal nachsehen.« (Hatte sie nicht Harolds Bemerkung gehört, dass ich darin begraben werden würde, oder war es ihr egal? Mach einfach den Verkauf klar. Kassiere die olle Provision. Wenn sie die Bemerkung gehört hatte und es ihr schnuppe war, könnte ich ja ebenso gut Henry Rossman sagen, dass es auch die kleine Kapelle für die Gedenkfeier täte. Irgendwie habe ich den Verdacht, dass da nicht so wahnsinnig viele Leute auftauchen werden.)
    Sie ging nachsehen, und wir sahen uns um. Harold pfiff

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