Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
es viele Arten gibt, sich selbst aus dem Verkehr zu ziehen. Ich dachte eigentlich immer an die Tablettenoption. Sie sind am leichtesten zu besorgen. Feuerwaffen sind vertrackt. Der ganze Dreck. Und was weiß ich von Waffen? Niemand in meiner unmittelbaren Familie hatte jemals eine Waffe in die Hand genommen. Und ich habe auch keine Ahnung, wie das mit einem Strick funktioniert. Rasierklingen? … vielleicht … hm, ich weiß nicht. Ich benutze einen Elektrorasierer. Tabletten scheinen am sichersten zu sein.
Natürlich gibt es theatralische Möglichkeiten, etwa zu springen. Gegen das Springen selbst habe ich eigentlich nichts. Aber den Aufprall hasse ich dabei. Und von wo aus springen? Ich arbeitete im ersten Stock und wohne im zweiten. Ich meine, man kann nicht einfach in ein fremdes Büro oder eine fremde Wohnung gehen und darum bitten, den Fenstersims zu benutzen. »Entschuldigen Sie, darf ich mal kurz Ihren Fenstersims benutzen?« Nee. Und hast du schon mal versucht, auf einen Fenstersims zu steigen? Die Fenster sind nicht groß genug, um hinauszukommen, und die Simse sind nicht breit genug, damit man darauf stehen kann.
Eine Brücke? Nein. Ich möchte, dass man mich findet und in diesem tollen Kleid beerdigt. Ich möchte nicht, dass man meinetwegen den Fluss absucht und mich mit schrumpeliger und grüner Haut beerdigt. So beeindruckt man niemanden bei einer Beerdigung.
Natürlich gibt es auch die feige Tour, Selbstmord zu begehen. Ich könnte zum Beispiel nachts am Riverside Drivespazieren gehen. Das würde klappen. Oder ich könnte die U-Bahn nehmen und morgens um drei allein nach Brooklyn rausfahren. Das würde klappen. Oder ich könnte meine Tür eines Nachts nicht verriegeln. In Manhattan zu leben hat wirklich seine Vorteile.
Oder ich könnte zu einer dieser Studentenunruhen gehen und die National Guard provozieren. Das würde klappen.
Oder ich könnte für den Frieden marschieren und zu Tode geprügelt werden.
Ich finde, Pillen sind’s. Harold findet das auch.
Lieber, süßer Harold, so fürsorglich. Er plädiert für Tabletten, weil er denkt, dass mir das am wenigsten wehtut. Also bitte, ist das nicht fürsorglich? Sind das nicht die Gedanken eines total fürsorglichen Menschen?
Noch eine Frage. Wie stellt man es mit den Tabletten an? Ich meine, dass es klappt. Wenn doch nur Marilyn Monroe noch leben würde. Man bittet nicht einfach einen Arzt um ein Rezept für Gifttabletten. Also ging ich zu meinem Drugstore in der Nachbarschaft. Wenn man sterben will, geht man zum Nachbarschaftsdrugstore.
(Ich) »Entschuldigen Sie, wo sind denn die Schlaftabletten?«
(Mein Nachbarschaftsdrogist) »Zwei Gänge runter auf der rechten Seite.«
Natürlich half mir seine Information nicht (tut sie das denn jemals?), aber irgendwie fand ich sie. Griff nach einer Packung mit den meisten Risikohinweisen. Ich war schließlich nicht an einem kleinen Nickerchen interessiert.Und zurück zu meinem Nachbarschaftsdrogisten auf ein nettes Nachbarschaftsschwätzchen über Selbstmord.
(Ich) »Entschuldigen Sie, wie viele davon würden jemanden umbringen?« (Hochhalten des Röhrchens)
(Mein Nachbarschaftsdrogist, mit ernstem Blick auf das Glas) »Die bringen niemanden um.«
(Ich) »Sind das hier die stärksten?«
(Mein Nachbarschaftsdrogist, der so bemüht und so freundlich ist, geht mit mir zwei Gänge runter auf die rechte Seite. Er greift nach einem anderen Röhrchen. »Das sind die stärksten. Das heißt, die stärksten, die ohne Rezept zu haben sind.«
(Ich, lächelnd) »Und wie viele davon würden jemanden töten?«
(Mein ND) »Die bringen niemanden um.«
(Ich) »Ich bin an einer lebensgefährlichen Schlaftablette interessiert.«
(Mein ND) »Warum denn? Sie wollen sich doch nicht umbringen, oder?«
(Ich) »Nein, natürlich nicht. Ich schreibe nur eine Hausarbeit über Schlaftabletten.«
(Mein ND) »Für eine Studentin sehen Sie aber zu alt aus.«
(Ich) »Jaja. Sagen Sie, haben Sie etwas Tödliches da oder nicht?«
(Mein ND) »Nee, mit den meisten hier werden Sie einfach ein paar Tage schlafen und mit Kopfschmerzen aufwachen.«
Ich kaufte eine Packung Sleep-Eze, weil ich keinenStress mit meinem Nachbarschaftsdrogisten haben wollte. Man weiß ja, wie die sich aufführen, wenn man nichts kauft.
Harold war da erfolgreicher. Er besorgte mir ein ganzes Röhrchen mit Schwarzmarkttabletten, Nembutal, glaube ich (die sind rot), als Abschiedsgeschenk. Er hatte etwas Probleme damit gehabt, da einfach nichts Gutes
Weitere Kostenlose Bücher