Sheila Levine ist tot und lebt in New York (German Edition)
aufzutreiben war. Entweder werden nicht genügend Tabletten hergestellt, oder Selbstmord ist in dieser Saison total angesagt. Ich bin dabei.
Ich bestellte den Sarg – nicht zu teuer, aber auch nicht den billigsten, den sie hatten. Innen ist er hellblau, was gut zu meinem Kleid passt. Ich hätte mir etwas Ausgefalleneres gewünscht, aber sie hatten nur Pastelltöne. Das Hellblau geht schon.
Ich besorgte mir auch die Perücke. Sie ist nicht irgendein Fake – es ist echtes Dynel … lang und blond, wie ich es mir immer wünschte, und sie kostete bei Macy’s nur 39,95 Dollar. Die Dinge laufen wie geschmiert. Heute ist der 27. Juni, ein Donnerstag. Der dritte Juli ist am nächsten Mittwoch. Harold pfeift fröhlich vor sich hin. Er scharwenzelt in der Wohnung herum, schleicht sich von hinten an mich heran und macht so niedliches Zeug wie mich in den Hintern kneifen oder meinen Nacken küssen. Er betet mich an. Ich sagte ihm, dass ich mich um mein Testament kümmern würde, und vor Freude sprang er fast in die Luft, aber nicht, weil er denkt, dass ich ihm Millionen vermache – er weiß, dass ich nichts habe. Er freut sich eben, dass ich die Sache gewissenhaft zu Ende bringe.
Mein Testament. Ich hatte keine Ahnung, dass das Erstellen eines Testaments so kompliziert ist. Was ist aus all diesen Anwälten in all diesen alten Filmen geworden, die am Bett eines reichen alten Mannes sitzen und alles in Ordnung bringen? Wo sind die denn jetzt?
Der schöne Ivan, Lindas Ex (die Welt ist übrigens voll mit Exen von Linda), war der einzige Rechtsanwalt, den ich wirklich gut kannte. Ich kannte Freunde meines Vaters, die zu den größten Anwälten des Landes gehörten, aber ich konnte ja wohl keinen von ihnen nehmen, oder?
Ich versuchte es mit einer alten Nummer von Ivan …
»Hallo.« (Treffer. Es war Ivan.)
»Hallo, Ivan, hier spricht Sheila Levine, Lindas alte Mitbewohnerin.« (Heißt das, dass ich eine alte Mitbewohnerin bin?)
»Oh ja, wie geht’s Linda?«
»Gut, vermute ich. Wie ich zuletzt hörte, ist sie irgendwo in Europa.«
»Oh. Nun, was kann ich für dich … äh …« (Er hat meinen Namen vergessen.)
»Sheila. Ich brauche einen Anwalt. Ich weiß, es ist albern, und ich werde es wahrscheinlich nie brauchen oder so, aber ich möchte mein Testament machen.«
»Sachen dieser Art mache ich nicht. Weißt du, ich arbeite jetzt bei Legal Aid.«
»Na ja, kennst du jemanden, der diese Sachen macht? Ich will dich damit nicht belästigen, aber es ist ziemlich wichtig. Ich habe in diesem Zeitschriftenartikel gelesen, dass man unbedingt sein Testament machen soll.«
»Ich gebe dir die Nummer eines Freundes von mir. Er arbeitet in einer privaten Anwaltskanzlei. Er wird dir wahrscheinlich helfen können. [Pause] Hier. Barry Hart. 5 552 900.«
»Danke. Ich danke dir sehr, Ivan.«
»Nichts zu danken. Dann auf Wiedersehen.«
»Noch etwas, Ivan. Der Grund, warum ich ein Testament brauche, ist, dass ich Selbstmord begehen will, was ich nicht tun würde, wenn du mich heiratest.« (Ich sagte das, nachdem er aufgelegt hatte.)
5 552 900.
»Hallo. Young, Hart, Lang und Huntington.«
»Ich würde gern mit Mr. Hart sprechen, bitte.«
»Es tut mir leid, er ist bis zum 27. Juli nicht in der Stadt.«
»Können Sie Huntington oder Young oder Lang empfehlen?«
Ich bekam für den nächsten Tag einen Termin bei Huntington.
Und ich ging am nächsten Morgen hin, was also gestern war, und man würde nicht glauben, welchen Stress er mir macht.
(Huntington, ohne mich eines Blickes zu würdigen) »Sie möchten, wenn ich es richtig verstehe, Ihr Testament aufsetzen. Alle Leute sollten das tun.« (Er war jung und traute sich, in der Welt des Rechts lange Koteletten zu tragen.)
»Ja …«
»Nun denn, Ihr voller Name, Geburtsdatum …« (Mit dieser Fragerei verbrachten wir eine Weile.)
»Mr. Huntington, wird das bis zum dritten Juli zum Unterschreiben fertig sein oder was auch immer noch zu tun ist?«
»Das bezweifle ich. Wir werden es aber nach dem Vierter-Juli-Wochenende für Sie erstellt haben.«
»Na ja, ich brauche es vorher. Wirklich. Um ganz offen zu sein, Mr. Huntington, ich glaube nicht, dass ich nach dem Wochenende noch am Leben bin.«
»Warum nicht?«
»Ich habe hellseherische Fähigkeiten.«
»Ich werde mich bemühen. Sie können es am Montag unterschreiben.«
»Danke.«
»Nun, wen möchten Sie begünstigen?«
»Oh, verschiedene Leute. Ich habe hier eine Liste.«
»Wollen Sie sagen, dass Sie nicht an eine
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