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Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel

Titel: Sherlock Holmes - Das ungelöste Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Gespenstergeschichte. Einfach unglaublich!“
    „Aber welche andere Erklärung haben Sie für diesen ungewöhnlichen Vorfall?“
    „Nun hören Sie aber auf, Watson“, entrüstete er sich. „Es gibt für alles eine Erklärung; eine optische Täuschung – eine Luftspiegelung, wer weiß, man muss nur lange genug danach suchen.“ Sprachs und hüllte sich in eine blaue Tabakwolke.
    Niemand wusste besser als er, dass erneut eine unsichtbare Sanduhr umgedreht worden war. Wieder einmal lief die Zeit unerbittlich gegen ihn. Sherlock Holmes blieben weniger als zweiundsiebzig Stunden, um die nächste Bluttat zu verhindern. Und er würde alles daran setzen, damit sich ein ähnliches Fiasko wie an diesem Tage nicht wiederholte.

    In den folgenden Tagen wurde mein Mitbewohner selbst zu einem unruhigen Gespenst, zu einem Schatten, der zuweilen nur des Nachts zu hören, tagsüber aber kaum zu sehen war. Immer häufiger trieb es Holmes nun auch an unbekannte Orte außerhalb der Baker Street.
    Einigen Büchern und Abschriften, die sich offen auf seinem Tisch stapelten, entnahm ich, dass sich darunter auch Antiquariate und Bibliotheken befinden mussten. Wie groß aber war mein Erstaunen, als ich darunter Titel wie „Mythen und Legenden“, „Aberglaube und Hexenwahn“ sowie „Ruhelose Seelen – Spuk und Geistererscheinungen in Mittelengland“ fand. Sein Erlebnis vom Sonntag musste auf Holmes eine derart einschneidende Wirkung gehabt haben, dass er sich nun sogar mit ansonsten von ihm verachteten esoterischen Schriften befasste.
    Aufgrund des unregelmäßigen Kommens und Gehens meines Freundes nahm es mich nicht wunder, dass ich mich am Mittwoch allein am Frühstückstisch wiederfand. Ich war bereits bei der Wirtschaftsseite der Times angelangt, als sich die Tür zu Holmes’ Zimmer endlich öffnete. Bekleidet mit einem purpurroten Schlafrock stapfte er schwerfällig zum Tisch herüber. In der rechten Hand hielt er seine langstielige Weichselrohrpfeife, in der linken ein Bündel halb zerknitterter Aufzeichnungen, die seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit forderten. Selbst als er auf seinem Stuhl Platz genommen hatte, setzte er das Studium jener kryptischen Blätter fort.

    „Guten Morgen, Holmes“, begrüßte ich ihn mit betonter Herzlichkeit. „Ich hoffe, Sie haben sich wenigstens ein paar Stunden Schlaf gegönnt.“ Als Antwort erhielt ich nur ein unverständliches Murmeln.
    „Haben Sie schon gehört?“, fuhr ich unverzagt fort, „die Preise für Butter und Milch sind schon wieder um einen Pence gestiegen.“ Erneut gab es keine Reaktion. „Aufruhr im Museum“, las ich eine weitere Überschrift vor, als sei ich dazu aufgefordert worden. „Unbekannte sind offenbar gestern Nacht ins Natural History Museum eingedrungen. Bislang ist allerdings unklar, ob etwas gestohlen wurde.
    Die Einbrecher haben jedenfalls eine ziemliche Unordnung angerichtet. Die aktuelle Sakkara-Ausstellung wird daher heute erst mit vierstündiger Verspätung dem Publikum wieder zugänglich sein. – Ist das nicht unglaublich! Und da dachte ich immer, das Museum sei besser geschützt als die Kronjuwelen.“
    Endlich bequemte sich Holmes dazu, seine Nase aus den Aufzeichnungen zu nehmen. „Mein lieber Watson“, begann er in angespanntem Tonfall, „denken Sie, ich wüsste nicht, was Sie da treiben? Falls Sie glauben, mich auf andere Gedanken bringen zu müssen, so sparen Sie besser Ihren Atem. Heute ist der entscheidende Tag. Bis zum Abend sind es nur noch wenige Stunden und ich gedenke, diese so sinnvoll und intensiv wie möglich zu nutzen. Also verschonen Sie mich BITTE mit derlei unproduktivem Geplauder. Langsam glaube ich einen Sinn in all dem Unsinnigen zu erahnen, doch es gilt, noch diverse Vorbereitungen zu treffen. Diesmal werde ich nicht wie ein Bauerntölpel untätig daneben stehen. Oh, nein!“ Er stürzte eine Tasse Kaffee hinunter und begab sich zum Stadtplan, auf dem nun sechs Kreuze markiert waren. „Das Haupt der Schlange“, murmelte er vor sich hin. „Ich sehe dich genau. Du magst zum Angriff bereit sein, doch Sherlock Holmes ist es auch.“ Mit diesen seltsamen Worten rauschte er davon und verschanzte sich erneut in seinem Zimmer.
    Da die Arbeit in meiner Praxis meine Aufmerksamkeit vollauf in Anspruch nahm, blieb mir während des Tages keine Zeit, über die Anspielungen meines Freundes nachzugrübeln. Als ich am späten Nachmittag wieder in der Baker Street eintraf, wurde ich bereits von Mrs Hudson erwartet. Sie übergab

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