Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
oft sie dort war, weiß ich nicht. Eines Tages bin ich ihr jedoch gefolgt. Als ich zur Tür hereinkam, entkam Fairbairn durch die Hintertür und entfloh über die Gartenmauer wie ein feiges Stinktier, das er auch war. Ich fluchte und schwor meiner Frau, daß ich sie umbringen würde, wenn ich sie noch einmal mit ihm zusammensähe. Ich habe sie mit nach Hause genommen. Sie weinte und zitterte und war weiß wie ein Blatt Papier. Inzwischen gab es zwischen uns auch nicht die Spur von Liebe mehr. Ich sah wohl, wie sie mich haßte und fürchtete. Und dieser Gedanke trieb mich in den Alkohol, denn sie verachtete mich auch des-wegen.
    Sarah mußte einsehen, daß sie in Liverpool ihren Lebensunterhalt nicht verdienen konnte. So ging sie zurück, so viel ich weiß, um bei ihrer Schwester in Croydon zu wohnen. Zu Hause gingen die Dinge so weiter. Und dann kam die letzte Woche und all das Elend und der Ruin.
    Es war so: Wir waren mit der May Day gute sieben Tage unterwegs gewesen. Aber ein Bie r-faß hatte sich gelöst und einigen Schaden verursacht, so daß wir zwölf Stunden im Hafen liegen mußten. Ich ging von Bord und kam nach Hause, dachte noch, daß ich meine Frau überraschen wollte und hoffte, daß sie sich freuen würde, mich so bald wiederzusehen. Dieser Gedanke war in meinem Kopf, als ich in meine Straße einbog. In dem Augenblick kam ein Wagen vorbeigefahren und drinnen saßen, Seite an Seite, Fairbairn und sie, redend und lachend, ohne einen Gedanken an mich zu verschwenden, der auf dem Fußweg stand und ihnen nach-sah.
    Ich erzähle Ihnen, und ich gebe mein Ehrenwort darauf, daß ich von dem Augenblick an nicht mehr Herr über mich selber war. Wenn ich zurückdenke, ist alles wie ein unwirklicher Traum.
    Ich hatte in der letzten Zeit sehr viel getrunken. Und beides zusammen hatte mich um den Verstand gebracht. Irgend etwas klopfte beständig in meinem Kopf, wie ein Schmiedeha mmer, aber an dem Morgen meinte ich, sämtliche Niagarafälle in meinen Ohren toben zu hören.
    Nun, ich machte mich auf die Socken und lief hinter dem Wagen her. Ich hatte einen schweren Eichenstock in meiner Hand und ich kann Ihnen sagen, ich habe rot gesehe n. Aber als ich lief, wurde ich auch schlauer. Ich blieb ein bißchen zurück, damit sie micht nicht sehen sollten. Am Bahnhof stiegen sie aus. Am Fahrkartenschalter war eine lange Schlange, so konnte ich ziemlich nahe herankommen, ohne gesehen zu werden. Sie nahmen Fahrkarten nach New Brighton. Das tat ich auch, aber ich stieg drei Wagen hinter ihnen ein. Als wir dort waren, spazierten sie die Promenade hinunter und ich war niemals mehr als hundert Meter von ihnen entfernt. Schließlich mieteten sie sich ein Boot und fingen an zu rudern, denn es war ein sehr heißer Tag und sie dachten wohl, auf dem Wasser sei es kühler.
    Es war grad, als hätten sie sich in meine Hand gegeben. Es war ein bißchen neblig, man konnte keine hundert Meter weit sehen. Auch ich mietete mir ein Boot und ruderte hinter ihnen her. Ich sah, wie ihr Boot schlingerte, aber sie waren fast so schnell wie ich, und sie müssen wohl eine Meile vom Strand entfernt gewesen sein, bevor ich sie einholte. Der leichte Nebel war wie ein Vorhang um uns drei herum. Oh Gott, niemals werde ich ihre Gesichter vergessen, als sie entdeckten, wer so dicht hinter ihnen herruderte. Sie schrie laut. Er fluchte wie ein Verrückter und schlug mit dem Ruder nach mir, denn er muß meinen mörderischen Blick wohl gesehen haben. Ich kam an ihnen vorbei und schlug einmal zu. Sein Schädel zerkrachte wie eine Eierschale. Verrückt, wie ich war, hätte ich sie gerne verschont, aber sie schrie nach ihm und nannte ihn »Alec«. Da hatte ich schon wieder zugeschlagen und sie lag ausgestreckt neben ihm. Ich war wie ein Raubtier, das Blut geleckt hat. Wenn Sarah hier gewesen wäre, mein Gott, sie hätte ihnen folgen müssen. Ich riß mein Messer heraus und... na ja, es ist genug. Ich habe genug gesagt. Es machte mir irgendwie wilde Freude, zu denken, was Sarah wohl fühlen mochte, wenn sie dieses Ergebnis zu sehen bekam, das ihre Einmischung ihr gebracht hatte. Dann habe ich die Leichen an das Boot gebunden, schlug eine Planke ein und sah zu, bis es gesunken war. Ich wußte sehr gut, daß der Eigentümer denken mußte, daß sie im Nebel ihren Weg verloren hatten und hinaus in die See getrieben worden sind. Ich habe mich etwas gesäubert und ruderte zurück ans Land. Dann bin ich wieder an Bord gegangen und kein Mensch hatte einen Verdacht gegen

Weitere Kostenlose Bücher