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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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obersten Fenster, konnte ich schwach die Umrisse eines Kopfes erkennen, eines Frauenkopfes, der angespannt in die Nacht hin ausstarrte. Sie wartete in atemloser Ungewißheit darauf, daß die unterbrochene Botschaft wieder einsetzen möge. An der Tür zu den Howe Street-Wohnungen stand ein Mann, eingehüllt in Mantel und Schal. Er lehnte gegen das Geländer und zuckte zusammen, als das Licht vom Eingang auf unsere Gesichter fiel. »Holmes!« rief er.
    »Aber sowas, Gregson!« sagte mein Gefährte und schüttelte dem Scotland Yard-Mann die Hand. »Am Ende der Reise treffen sich die Liebenden. Was bringt Sie hierher?«
    »Der gleiche Grund, der auch Sie hierher führt, könnte ich mir denken«, sagte Gregson. »Nur, wie Sie darauf gekommen sind, das kann ich mir allerdings nicht vorstellen. «
    »Getrennt marschieren und vereint schlagen. Ich habe die Signale abgefangen.«
    »Signale? «
    »Ja, aus dem Fenster. Sie haben mittendrin aufgehört. Wir sind hergekommen, um zu sehen, was los ist. Aber da die Angelegenheit in Ihrer Hand gut aufgehoben ist, brauchen wir uns wohl nicht weiter darum zu kümmern.«
    »Nun, nicht gleich so eilig!« rief Gregson. »Ich möchte etwas zu Ihrer Ehre sagen, Mr. Ho lmes. Jedesmal, wenn ich mit Ihnen zusammen einen Fall bearbeitete, habe ich mich stärker gefühlt, weil Sie an meiner Seite waren. - Es gibt nur einen Ausgang aus diesem Apartmenthaus, so haben wir ihn also sicher. «
    »Wer ist er? «
    »Gut, gut, ein Punkt für uns, Mr. Holmes. Jetzt haben wir das bessere Ende.« Er klopfte scharf mit seinem Stock auf den Boden, woraufhin ein Kutscher mit seiner Peitsche in der Hand von einem vierrädrigen Wagen herunterkletterte, der auf der anderen Seite der Straße stand. »Darf ich Ihnen Mr. Holmes vorstellen?« sagte er zu dem Kutscher. »Dies ist Mr. Le-verton, von Pinkertons amerikanischer Agentur.«
    »Der Held des Höhlengeheimnisses von Long Island?« sagte Holmes. »Sir, ich freue mich, Sie kennen zu lernen.«
    Der Amerikaner, ein ruhiger, geschäftsmäßiger junger Mann mit glattrasiertem Gesicht, wurde rot vor Freude. »Jetzt bin ich auf der Spur meines Lebens, Mr. Holmes«, sagte er. »Wenn ich Gorgiano ... «
    »Was! Gorgiano vom Roten Kreis?«
    »Oh, er scheint inzwischen wohl schon Weltruhm zu haben. Nun, wir sind in Amerika gut über ihn unterrichtet. Wir wissen, daß er hinter fünfzig Morden steckt, und doch kann man ihm nichts anhaben. Ich habe ihn von New York her verfolgt und bin ihm eine Woche lang hier in London auf den Fersen und warte nur auf den Augenblick, wo ich meine Hand an seinen Kragen legen kann. Mr. Gregson und ich haben ihn in dieses große Apartmenthaus getrieben. Es gibt hier nur einen Ausgang, so daß er uns nicht entwischen kann. Drei Leute sind herausgekommen, seit er drinnen ist, aber ich kann darauf schwören, daß er es nicht war. «
    »Mr. Holmes spricht von Signalen«, sagte Gregson. »Ich nehme an, daß er wie üblich mehr als andere Leute weiß. « Mit ein paar klaren Worten beschrieb Holmes die Situation, wie sie sich uns dargestellt hatte. Der Amerikaner schlug ärgerlich die Hände zusammen.
    »Er legt uns wieder einmal rein!« rief er. »Warum glauben Sie das?«
    »Nun, es sieht doch so aus. Er ist hier und schickt Botschaften zu einem Komplizen - etliche von seiner Bande sind in London. Plötzlich, grad' als er, wie Sie sagten, ihm signalisierte, daß Gefahr im Anzug war, bricht er ab. Was kann das anderes bedeuten, als daß er plötzlich vom Fenster aus uns in der Straße gesehen hat oder jedenfalls begriffen hat, wie nahe die Gefahr ist, und daß er sofort handeln muß, um uns zu entkommen. Was schlagen Sie vor, Mr. Ho lmes?«
    »Wir gehen mal hin und sehen nach.«
    »Aber wir haben keinen Haftbefehl, um ihn zu verhaften.«
    »Er befindet sich unter verdächt igen Umständen in einer unbewohnten Wohnung«, sagte Gregson. »Das genügt für den Augenblick. Wenn wir ihn erst am Kragen haben, können wir ja mal sehen, ob New York uns nicht helfen kann, ihn festzuhalten. Ich übernehme die Verantwortung, ihn zu verhaften.«
    Unsere Detektive machen zwar die dümmsten Fehler, wenn es um Intelligenz geht, aber Cou-rage zeigen sie immer. Gregson stieg mit der gleichen ruhigen und geschäftsmäßigen Haltung die Treppen hinauf, um seinen flüchtigen Mörder zu verhaften, als wenn er die offizielle Treppe von Scotland Yard hochgegangen wäre. Der Pinkertonmann versuchte, an ihm vorbei-zukommen, aber Gregson stieß ihn mit der gleichen

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