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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Festigkeit und Würde mit den Ellenbogen zur Seite. Londons Gefahren sind das Privileg der Londoner Polizei.
    Die Tür der Wohnung im dritten Stockwerk auf der linken Seite stand etwas angelehnt. Gregson drückte sie auf. Drinnen herrschte absolute Stille. Es war stockdunkel. Ich strich ein Streichholz an und entzündete damit die Laterne des Detektivs. Das Flackern wurde zu einer ruhigen Flamme. Wir nahmen unsere Umgebung wahr. Unwillkürlich stockte jedem der Atem. Auf den Dielen des teppichlosen Bodens war eine frische, blutige Fußspur zu sehen. Die Schritte führten auf uns zu und schienen aus dem inneren Zimmer zu kommen, deren Tür geschlossen war. Gregson stieß sie auf und sein Licht fiel voll hinein. Wir blickten gespannt ü-
    ber seine Schultern.
    In der Mitte dieses leeren Raums lag auf dem Boden zusammengekrümmt die Gestalt eines riesigen Mannes. Sein glattrasiertes, dunkles Gesicht war so verzerrt, daß es entsetzlich grotesk wirkte. Sein Kopf war von einer schrecklichen roten Aura von Blut eingerahmt, das sich in einer riesigen Lache von dem hellen Holzfußboden abhob. Die Knie hatte er an den Körper gezogen und die Hände wie in Schmerzen von sich gestreckt. In seiner dicken, braunen, nach oben gewandten Kehle stak der weiße Schaft eines Messers, das tief in seinen Körper hinein-getrieben worden war. Der riesige Mann mußte wie ein von der Axt getroffener Ochse bei diesem Messerstich zu Boden gegangen sein. Neben seiner rechten Hand lag ein sehr gefährlich wirkender zweischneidiger Dolch mit Horngriff auf dem Boden und etwas weiter entfernt ein schwarzer Nappalederhandschuh.
    »Bei Gott! Es ist der schwarze Gorgiano!« rief der amerikanische Detektiv. »Irgend jemand war uns um eine Nasenlänge voraus.«
    »Hier steht eine Kerze im Fenster, Mr. Holmes«, sagte Gregson. »Wieso, was machen Sie denn da?«
    Holmes war zum Fenster hinübergegangen, hatte die Kerze angezündet und schwenkte sie dicht vor der Fensterscheibe hin und her. Dann starrte er in die Dunkelheit, blies die Kerze aus und warf sie auf den Boden.
    »Ich glaube, das hat geholfen«, sagte er. Er kam herüber und stand in tiefen Gedanken da, während die beiden Offiziellen den Leichnam examinierten. »Sie sagten doch, daß drei Leute das Gebäude verlassen hätten, während Sie unten gewartet haben«, sagte er schließlich. »Haben Sie sie genau angesehen?«
    »Ja, das habe ich.«
    »War darunter ein Mann um die dreißig herum, mit einem schwarzen Bart, von etwa mittlerer Größe?«
    »Ja, es war der letzte, der an mir vorbeiging.«
    »Das ist Ihr Mann, nehme ich an. Ich kann Ihnen seine Beschreibung geben und wir haben einen sehr guten Abdruck von seinen Fußspuren. Das sollte Ihnen eigentlich genügen.«
    »Viel wird das nicht nützen, Mr. Holmes, mitten in der Millionenstadt London. «
    »Vielleicht nicht. Darum dachte ich, es sei vielleicht ganz gut, wenn ich diese Dame zu Ihrer Hilfe herbeiriefe.«
    Bei diesen Worten drehten wir uns alle um. Im Türrahmen stand eine große, wunderschöne Frau - die rätselhafte Mieterin von Bloomsbury. Langsam kam sie näher, ihr blasses Gesicht verzerrt vor Angst, ihre Augen starr, ihr entsetzter Blick auf die dunkle Figur auf dem Boden gerichtet.
    »Ihr habt ihn umgebracht!« murmelte sie. »Oh, Dio mio, Ihr habt ihn umgebracht!« Dann zog sie scharf die Luft ein und machte plötzlich mit einem Freudenschrei einen Luftsprung. Um den ganzen Raum herum tanzte sie, klatschte in die Hände, und ihre dunklen Augen leuchteten vor unfaßlicher Freude, wobei ihr tausend hübsche italienische Ausrufe von den Lippen flossen. Es war erstaunlich und schrecklich, eine Frau bei so einem Anblick in einem solchen Freudentaumel zu sehen. Schließlich hörte sie zu tanzen auf und starrte uns mit fragenden Augen an.
    »Aber Sie! Sie sind von der Polizei, oder? Sie haben Giuseppe Gorgiano getötet. Nicht wahr?«
    »Ja, Madam, wir sind von der Polizei.«
    Sie sah sich um und versuchte, mit ihren Blicken die Schatten des Raumes zu durchdringen.
    »Aber wo ist denn Gennaro?« fragte sie. »Er ist mein Mann, Gennaro Lucca. Ich bin Emilia Lucca, und wir kommen beide von New York. Wo ist Gennaro? Er hat mich vor ein paar Minuten von diesem Fenster aus gerufen und ich bin, so schnell ich konnte, herübergelaufen.«
    »Ich war es, der Sie gerufen hat«, sagte Holmes. »Sie? Wie konnten Sie mich rufen?«
    »Der Code war nicht schwierig, Madam. Wir brauchen Sie hier. Ich wußte, daß ich bloß
    »Vieni« herüberblinken

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