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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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mußte - und Sie kommen würden. «
    Die schöne Italienerin sah Holmes voller Verwunderung an. »Ich verstehe nicht, wie Sie diese Dinge wissen können«, sagte sie. »Giuseppe Gorgiano - wie kam er -. Sie schwieg einen Augenblick und dann strahlte ihr Gesicht plötzlich in Freude und Stolz auf. »Jetzt begreife ich alles! Mein Gennaro! Mein herrlicher, wunderbarer Gennaro, der mich so gut durch alle Gefahren hindurchgeführt hat, er hat das getan. Mit seiner starken Hand hat er das Monster getö-
    tet! Oh, Gennaro, wie wunderbar bist du! Welche Frau könnte eines solchen Mannes würdig sein?«
    »Nun ja, Mrs. Lucca«, sagte der prosaische Gregson genauso nüchtern, als hätte er es mit einem Halbstarken aus Notting Hill zu tun, und legte seine Hand auf den Arm der Dame, »noch ist mir nicht klar, was Sie sind und wer Sie sind, aber Sie haben genug gesagt, um es uns ganz klar zu machen, daß wir Sie bestimmt beim Yard benötigen werden.«
    »Augenblick mal, Gregson«, sagte Holmes. »Ich habe das Gefühl, daß diese Dame uns genau so gerne Auskunft gibt, als wir begierig sind, etwas von ihr zu erfahren. Sie verstehen, Madam, daß Ihr Mann sich für den Tod dieses Mannes, der hier vor uns liegt, zu verantworten hat. Was Sie sagen, kann als Zeugenaussage dienen. Aber wenn Sie glauben, daß er aus Moti-ven gehandelt hat, die nicht kriminell sind und die er uns auch wissen lassen möchte, dann können Sie nichts Besseres tun, als uns die ganze Geschichte zu erzählen.«
    »Jetzt, da Gorgiano tot ist, haben wir nichts mehr zu befürchten«, sagte die Dame. »Er war ein monströser Teufel und sicherlich gibt es keinen Richter in der Welt, der meinen Mann verurteilt, weil er ihn getötet hat.«
    »In dem Falle«, sagte Holmes, »schlage ich vor, daß wir diese Tür hier verschließen, alle Dinge so lassen, wie sie waren, und mit der Dame zu ihrem Zimmer gehen. Ehe wir uns eine Mei-nung über den Fall bilden, wo llen wir erst einmal hören, was sie uns zu sagen hat. «
    Eine halbe Stunde später, saßen wir alle in dem kleinen Wohnzimmer der Signora Lucca und lauschten ihrer erstaunlichen Erzählung. Es war eine Reihe böser Geschehnisse, deren Ende wir durch Zufall miterlebt hatten. Sie sprach ein schnelles, fließendes, aber etwas unkonvent ionelles Englisch. Um der Klarheit willen will ich es in die richtige grammatische Form bringen.
    »Ich wurde in Posilippo, in der Nähe von Neapel, geboren«, sagte sie, »und bin die Tochter von Augusto Barelli, einem angesehenen Rechtsanwalt. Gennaro war Angestellter meines Vaters, und ich habe mich in ihn verliebt. Er hatte weder Geld noch Position, nichts als seine Schönheit, seine Kraft und seine Energie. So wollte mein Vater von einer Heirat nichts wissen. Da sind wir zusammen geflohen. Wir heirateten in Bari und ich verkaufte meinen Schmuck, um das Geld für die Überfahrt nach Amerika zusammenzubringen. Das war vor vier Jahren, und seither haben wir in New York gelebt.
    Zuerst war das Glück uns hold. Gennaro Konnte einem italienischen Gentleman einen Gefa llen tun - er befreite ihn von einigen Rowdies, die ihn auf der Bowery, einer breiten Straße in New York City, überfallen hatten - und hatte auf diese Weise einen mächtigen Freund gewonnen. Sein Name war Tito Castalotte, und er war der Seniorpartner der großen Firma Castalotte und Zamba, die die größten Fruchtimporteure in New York sind. Signor Zamba ist Invalide und unser neuer Freund Castalotte hatte im Grunde das alleinige Sagen in der Firma, in der mehr als dreihundert Angestellte arbeiteten. Er hat meinen Mann in seiner Firma angestellt, machte ihn zu einem Abteilungsleiter und bezeigte ihm sein Wohlwollen in jeder er-denklichen Weise. Signor Castalotte war Junggeselle, und ich glaube, er hatte Genna ro gegenüber Gefühle, als wäre er sein Sohn, und wir beide, mein Mann und ich, liebten ihn auch wie einen Vater. Wir mieteten uns ein kleines, möbliertes Haus in Brooklyn. Unsere Zukunft schien gesichert. Da erschien eine schwarze Wolke, die bald den ganze n Himmel verdüsterte.
    Eines Abends, als Gennaro von der Arbeit zurückkehrte, brachte er einen Landsmann mit nach Hause. Sein Name war Gorgiano, und er kam ebenfalls aus Posilippo. Wie Sie selbst gesehen haben, war er ein riesiger Mann. Sie haben ja seine Leiche gesehen. Aber er hatte nicht nur den Körper eines Riesen, sondern alles an ihm war gigantisch, grotesk und furchteinflö-
    ßend. Seine Stimme klang in unserem kleinen Haus wie Do nner. Wenn er

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