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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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auf Mr. Warren zeigt weiter, daß die Feinde, wer immer sie sind, es nicht wissen, daß eine Mieterin statt eines Mieters in dem Logis wohnt. Es ist alles sehr seltsam und reichlich komplex, Watson. «
    »Warum befassen Sie sich weiter damit? Was können Sie dadurch gewinnen?«
    »ja, was eigentlich, Watson? Die Kunst um der Kunst willen. Ich kann mir vorstellen, daß Sie, als Sie noch herumgedoktert haben, auch manchmal einen Fall ohne Bezahlung übernommen haben, einfach um des Studiums willen?«
    »Für meine Weiterbildung; Holmes.«
    »Die Weiterbildung hört niemals auf. Es ist eine ganze Serie von Lektionen, wobei die größ-
    ten am Schluß kommen. Hier werden wir weder Geld noch Ruhm einheimsen können, und doch möchte man den Fall gut und ordentlich zu Ende bringen. Wenn es heute Abend dämmert, werden wir mit unserer Untersuchung gewiß einen Schritt weiter sein. «
    Als wir zu Mrs. Warrens Haus zurückkehrten, verdichtete sich der Londoner Winterabend zu einem grauen Vorhang von einer Farbe, die so monoton wie der Tod war, durchbrochen höchstens durch die scharfen gelben Vierecke der Fenster und dem verwischten Schein der Gaslaternen. Von dem dunklen Wohnzimmer des Gästehauses aus starrten wir in die Nachbarschaft. Ein vager Schein schimmerte durch die Dunkelheit.
    »Irgend etwas bewegt sich in dem Zimmer drüben«, flüsterte Holmes, sein schmales, gespanntes Gesicht dicht an die Fensterscheibe gedrückt. »ja, ich kann einen Schatten ausmachen. Dort is t er wieder! Er hat eine Kerze in der Hand. jetzt starrt er herüber. Er möchte si-chergehen, daß sie herausschaut. Nun beginnt er zu blinken. Nehmen Sie die Botschaft auch auf, Watson, damit wir sie nachher vergleichen können. Ein einfacher Blitz, das ist A. So nun, wie viele haben Sie? Zwanzig. Hab' ich auch. Das sollte T bedeuten. AT Das ist aber reichlich unlesbar. Noch ein T Sicherlich beginnt jetzt ein neues Wort. Nun denn - TENTA. Aus. Das kann doch nicht alles sein, Watson? ATTENTA-das ergibt doch keinen Sinn. Drei Wörter sind auch nicht besser. AT, TEN, TA, falls nicht T A. die Initialen einer Person sind. Da ist es wieder. Was soll das denn? ATTE - aber wieso, das ist doch die gleiche Botschaft wie eben.
    Seltsam, Watson, sehr seltsam. Nun hat er wieder aufgehört. AT - also nein, er wiederholt es zum drittenmal ATTENTA dreimal! Wie oft will er das denn noch wiederholen? Na ja, das scheint jetzt das Ende zu sein. Er hat sich vom Fenster zurückgezogen. Was halten Sie davon, Watson?«
    »Eine verschlüsselte Botschaft.«
    Mein Gefährte schmunzelte in plötzlichem Verstehen. »Und noch nicht einmal eine sehr schwierige Verschlüsselung, Watson«, sagte er. »Wieso, natürlich ist es Italienisch. Das A bedeutet, daß es an eine Frau gerichtet ist. >Vorsicht! Vorsicht! Vorsicht!< Wie ist das, Watson?«
    »Ich glaube, Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen.«
    »Da bin ich ganz sicher. Es ist außerdem eine sehr dringende Botschaft, dreimal wiederholt, um es noch dringlicher zu machen. Aber Vorsicht wovor? Warten Sie ein bißchen, er kommt wieder ans Fenster.«
    Wieder sehen wir die hockende Silhouette eines Mannes und das Huschen der kleinen Fla m-me, als neue Signale kamen. Sie kamen jetzt in schnellerer Folge als vorher, so schnell, daß ich ihnen kaum folgen konnte.
    »PERICOLO - pericolo - he, was ist das, Watson? >Gefahr< heißt das, nicht? Ja, bei Gott, es ist ein Gefahrensignal. Jetzt wieder! PERI. Hallo, was um alles ... «
    Das Licht war plötzlich erloschen, das schimmernde Quadrat des Fensters war verschwunden und das dritte Stockwerk bildete ein dunkles Band um das hohe Gebäude mit seinen Einheiten von schimmernden Wohnungen. Der letzte Warnruf war plötzlich unterbrochen worden. Aber von wem? Der gleiche Gedanke bildete sich in unseren beiden Köpfen. Holmes sprang von seinem Ausguckposten hinter dem Fenster hervor.
    »Watson, dies hier ist ernst«, rief er. »Hier geht eine Teufelei vor! Warum sollte er die Bo tschaft auf eine solche Weise abbrechen? Ich möchte gerne Scotland Yard informieren - und doch, ich kann mir nicht leisten, jetzt fortzugehen.«
    »Soll ich zur Polizei gehen?«
    »Wir müßten die Situation ein bißchen klarer definieren. Vielleicht läßt sie sich ja auch ganz unschuldig interpretieren. Kommen Sie, Watson, wir gehen mal zusammen hinüber und sehen, was wir tun können. «
    Als wir eilig die Howe Street hinuntergingen, blickte ich zurück auf das Gebäude, das wir gerade verlassen hatten. Dort, im

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