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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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die Tatsachen, Miß Westbury?«
    »Ja, ja, ich gebe ja zu, daß ich mir die auch nicht erklären kann. «
    »War er in Geldschwierigkeiten?«
    »Nein, für sich hat er immer wenig gebraucht, und er hat ja auch gut verdient. Er hat ein paar Hundert erspart. Wir wollten zu Neujahr heiraten.«
    »Keine Anzeichen von nervöser Erregt heit? Kommen Sie, Miß Westbury, seien Sie vollkommen ehrlich zu uns.«
    Das schnelle Auge meines Gefährten hatte einen Wechsel in ihrem Benehmen wahrgeno mmen. Sie wurde rot und zögerte. »Ja«, sagte sie schließlich, »ich hatte das Gefühl, daß ihn etwas bedrückte.«
    »Schon länger?«
    »Eigentlich nur die letzte Woche. Er war in sich gekehrt und nachdenklich. Einmal habe ich versucht, seine Sorgen aus ihm herauszulocken. Er gab zu, daß er sich sorgte und daß es mit seinem Dienstleben zu tun hatte. >Es ist zu ernst, ich darf mit niemandem darüber reden, nicht einmal mit dir, sagte er, und mehr konnte ich nicht aus ihm herausbekommen.«
    Holmes sah ernst aus.
    »Erzählen Sie weiter, Miß West. Auch wenn es so aussieht, als ginge es gegen ihn, erzählen Sie trotzdem weiter. Wir können jetzt noch nicht sagen, wohin es führen wird.«
    »Ich habe aber weiter nichts zu erzählen. Ein- oder zweimal habe ich geglaubt, daß er nahe daran war, mir etwas anzuvertrauen. Eines Abends hat er auch von der großen Bedeutung der geheimen Papiere gesprochen, und ich meine auch, daß er sagte, daß fremde Spione wohl eine große Summe Geldes zahlen würden, wenn sie sie in die Hände bekommen könnten. «
    Mein Freund wurde noch ernster. »Noch etwas?«
    »Er sagte, wir seien in solchen Sachen viel zu leichtsinnig, es sei zu leicht für einen Verräter, die Pläne weiterzugeben.«
    »Hat er erst in der letzten Zeit solche Bemerkungen gemacht?«
    »Ja, in der allerletzten Zeit.«
    »Erzählen Sie uns jetzt von dem letzten Abend.«
    »Wir wollten ins Theater gehen. Der Nebel war so dicht, daß es nutzlos gewesen wäre, einen Wagen zu nehmen. Wir gingen zu Fuß, und unser Weg führte uns dicht an seiner Arbeitsstelle vorbei. Plötzlich schoß er fort, in den Nebel hinein.«
    »Ohne ein Wort?«
    »Er tat einen Ausruf. Das war alles. Ich habe gewartet, aber er kam nicht zurück. Dann bin ich nach Hause gegangen. Am nächsten Morgen, als die Büros geöffnet wurden, kamen sie, um sich nach ihm zu erkundigen. Um zwölf Uhr etwa hörten wir dann die schreckliche Nachricht.
    Oh, Mr. Holmes, wenn Sie bloß seine Ehre retten könnten! Sie hat ihm soviel bedeutet!«
    Holmes schüttelte traurig seinen Kopf.
    »Kommen Sie, Watson «, sagte er, »unser Weg führt woanders hin. Wir müssen jetzt in das Büro gehen, aus dem die Papiere gestohlen wurden. «
    »Der Verdacht stand schwarz genug gegen den jungen Mann, aber unsere Untersuchungen lassen ihn noch verdächtiger erscheinen«, bemerkte er, als die Droschke langsam davonrum-pelte. »Seine kommende Heirat gab ihm das Tatmotiv. Natürlich brauchte er Geld. Die Idee war in seinem Kopf, seit er davon geredet hat. Beinahe hätte er aus dem Mädchen eine Kom-plizin des Verrates gemacht, indem er ihr von seinen Plänen erzählte. Es ist alles ziemlich schlimm.«
    »Aber Holmes, hat Charakter nicht auch etwas zu bedeuten? Und dann, warum sollte er das Mädchen mitten auf der Straße stehen lassen, um ein schweres Verbrechen zu begehen?«
    »Richtig! Es gibt auch Einwände dagegen, aber es wird schwer sein, seine Unschuld zu beweisen.«
    Mr. Sidney Johnson, der Seniorangestellte, begrüßte uns in seinem Büro und brachte uns je-nen Respekt entgegen, den die Karte meines Gefährten immer hervorrief. Er war ein dünner, bebrillter Mann mittleren Alters. Seine Wangen waren eingefallen und seine Hand zuckte in einem nervösen Tick.
    »Es ist schlimm, Mr. Holmes, sehr schlimm! Haben Sie schon vom Tod unseres Chefs ge-hört?«
    »Wir kommen gerade aus seinem Haus.«
    »Das Büro ist ein einziges Chaos. Der Chef tot, Cadogan West tot, unsere Papiere gestohlen.
    Und doch, als wir Montag abend abschlossen, waren wir noch das tüchtigste Büro, das für die Regierung arbeitet. Guter Gott, es ist entsetzlich, daran zu denken, daß ausgerechnet West ei-ne solche Tat begangen haben soll!«
    »Sie glauben an seine Schuld?«
    »Ich kann es mir nicht anders vorstellen. Und doch habe ich ihm vertraut, wie ich mir selbst vertraue.«
    »Wann wurde das Büro am Montag geschlossen?«
    »Um fünf Uhr.«
    »Haben Sie selbst abgeschlossen?«
    »Ich bin immer der letzte, der es

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