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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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geschieht. Entweder ist die Le iche vom Wagendach des Zuges heruntergefallen, oder es hat sich ein sehr merkwürdiger Zufall begeben. Und dann denken Sie an das Blut. Natürlich konnte kein Blut auf den Schienen gefunden werden, wenn der Körper woanders ausgeblutet ist. Jede der Tatsachen spricht für sich. Zusammen ergeben sie eine geballte Macht.«
    »Ja, und die Fahrkarte kommt hinzu!« rief ich.
    »Richtig. Wir konnten uns das Nichtvorhandensein der Fahrkarte nicht erklären. Mit dieser Theorie können wir es erklären. Alles paßt zusammen.«
    »Nehmen wir an, es war so, dann müssen wir doch immer noch der Frage nachgehen, wie er zu Tode gekommen ist. Es wird nämlich nicht einfacher, sondern schwieriger. «
    »Vielleicht«, sagte Holmes gedankenvoll, »vielleicht«. Er fiel in schweigendes Nachdenken, das so lange anhielt, bis wir langsam in den Bahnhof von Woolwich einfuhren. Dort rief er nach einem Wagen und zog Mycrofts Zettel aus der Tasche.
    »Wir haben heute Nachmittag eine richtige kleine Besuchsrunde zu machen«, sagte er. »Ich denke, daß Sir Walter James als erster unsere Aufmerksamkeit verdient. «
    Das Haus des berühmten Beamten war eine schöne Villa, deren Rasen sich bis hinunter zur Themse erstreckte. Als wir dort ankamen, hob sich der Nebel ein wenig, und ein dünner, wässriger Sonnenschein brach durch. Auf unser Klingeln hin öffnete ein Butler.
    »Sir James, Sir!« sagte er mit sehr ernstem Gesicht. »Sir James ist heute morgen gestorben.«
    »Gott im Himmel!« rief Sherlock Holmes erstaunt. »Woran ist er gestorben?«
    »Vielleicht kommen Sie herein, Sir, und sprechen mit seinem Bruder, Colonel Valentine?«
    »Ja, das werden wir tun.«
    Wir wurden in ein schwachbeleuchtetes Wohnzimmer hineinkomplimentiert, wo wir einen Augenblick später von einem sehr großen, bärtigen, gutaussehenden Mann um die Fünfzig empfangen wurden, dem jüngeren Bruder des verstorbenen Wissenschaftlers. Seine wilden Augen, die Flecken an den Wangen und das unfrisierte Haar sprachen von dem plötzlichen Schlag, der die Familie getroffen hatte. Er sprach so leise, daß wir ihn kaum verstehen konnten.
    »Es ist entsetzlich«, sagte er. »Mein Bruder, Sir James, war, was seine Ehre anbelangte, sehr empfindlich. So hat er diesen Skandal nicht überstanden. Es hat ihm das Herz gebrochen. Er war immer so stolz auf die Tüchtigkeit seiner Abteilung. Und nun dieser niederschmetternde Schlag!«
    »Wir hatten geho fft, daß er uns ein paar Hinweise zur Aufklärung dieser unangenehmen Sache geben könnte.«
    »Ich versichere Ihnen, daß er vor dem gleichen unentwirrbaren Rätsel stand, wie wir alle. Er hat seine Aussage vor der Polizei gemacht. Mehr hätte er auch Ihnen nicht sagen können. Na-türlich glaubte er, daß Cadogan West schuldig ist, aber der Rest war ihm unbegreiflich.«
    »Und Sie können auch kein neues Licht in die Affaire bringen?«
    »Ich weiß auch nicht mehr, außer dem, was ich gelesen und gehört habe. Ich möchte nicht un-höflich werden, Mr. Holmes, aber Sie verstehen sicherlich, daß wir im Augenblick nicht gerne gestört sein möchten. Ich bitte Sie deshalb, dieses Interview schnell zu Ende zu bringen. «
    »Das ist nun wirklich eine unerwartete Entwicklung«, sagte mein Freund, als wir unseren Wagen wieder bestiegen hatten. »Ich frage mich nur, ob dieser Tod natürlich war oder ob der arme Kerl sich selbst umgebracht hat! Wenn wir letzteres annehmen, könnte es ein Zeichen von Selbstanklage sein. Ob er vielleicht seine Pflichten vernachlässigt hat? Diese Frage müssen wir der Zukunft überlassen. Wir wollen jetzt zu den Cadogan Wests gehen. «
    Ein kleines, aber gut in Ordnung gehaltenes Haus am Rande der Stadt war das Heim der Mutter des jungen Mannes. Die alte Frau war von dem Schock ihres Verlustes zu sehr erschüttert, als daß sie uns hätte nützen können. Aber an ihrer Seite war eine blasse junge Frau, die sich selbst als Violet Westbury vorstellte, die Verlobte des Toten, die ihn in jener Schicksalsnacht zuletzt gesehen hatte.
    »Ich kann es mir nicht erklären, Mr. Holmes«, sagte sie. »Ich habe seit dieser Tragödie noch kein Auge zugetan. Ich denke, denke und denke Tag und Nacht und kann es nicht verstehen.
    Was hat das alles zu bedeuten? Arthur war ein so aufrechter, ehrlicher und patriotischer Mann. Er würde sich eher seine Hand haben abschlagen lassen, bevor er die ihm anvertrauten Staatsgeheimnisse verkaufte. Es ist absurd, undenkbar für jeden, der ihn gekannt hat. «
    »Aber

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