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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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aus. Ich will nur das Terrain erkunden. Ohne meinen getreuen Freund und Biographen neben mir werde ich nichts Ernsthaftes unternehmen. Bleiben Sie hier. Wahrscheinlich werde ich in ein oder zwei Stunden wieder zu Hause sein. Wenn Ihnen die Zeit lang wird, nehmen Sie Papier und Feder und beginnen Sie Ihre Geschichte, wie wir zusammen den Staat gerettet haben. «
    Etwas von seiner Freude war auch auf mich übergegangen, denn ich wußte sehr wohl, daß er sich einer so fröhlichen Stimmung nicht hingeben würde, wenn er keinen triftigen Grund da-für gehabt hätte. Einen langen Novemberabend verbrachte ich mit dem ungeduldigen Warten auf sein Heimkommen. Schließlich, kurz nach neun Uhr, kam ein Bote mit einer Nachricht:
    »Ich speise im Goldinis Restaurant, Gloucester Road, Kensington. Bitte kommen Sie gleich.
    Bringen Sie eine Brechstange, eine dunkle Laterne, einen Meißel und einen Revolver mit. S.
    H. « Für einen respektablen Bürger war das ein hübsches Sortiment an Werkzeugen, das ich durch die trüben, nebligen Straßen trug. Ich hatte alles diskret in meinem Mantel verstaut und fuhr direkt zu der angegebenen Adresse. Und dort saß mein Freund an einem kleinen, runden Tisch eines italienischen Restaurants in der Nähe der Tür.
    »Haben Sie schon etwas zum Abendbrot gehabt? Dann trinken Sie einen Kaffee und Curacao mit mir. Probieren Sie mal die Zigarren, die man hier anbietet.. Sie sind weniger schlecht, als man vermuten möchte. Haben Sie die Werkzeuge?«
    »Ja, ich habe sie hier in meinem Mantel.«
    »Ausgezeichnet. Dann will ich Ihnen kurz erzählen, was ich inzwischen erreicht habe, und gleich ein paar Hinweise auf unsere nächste Tätigkeit anfügen. Es ist Ihnen doch inzwischen klar, Watson, daß man die Leiche des jungen Mannes auf das Dach des Zuges gelegt hat. Mir wurde das in dem Augenblick klar, als ich feststellte, daß die Leiche nur vom Dach des Zuges, nicht aber aus dem Abteil gefallen sein kann.«
    »Hätte man sie nicht von einer Brücke herunterwerfen können? «
    »Ich meine, daß das unmöglich ist. Wenn Sie sich die Dächer der Wagen ansehen, werden Sie feststellen, daß sie etwas abgerundet sind, und es kein Geländer um das Dach herum gibt.
    Darum können wir mit Bestimmtheit sagen, daß man den jungen Cadogan West dorthin gelegt hat. «
    »Aber wie könnte man ihn dorthin gebracht haben?«
    »Das war die Frage, die wir zu beantworten hatten. Es gibt aber nur eine mögliche Weise.
    Machen Sie sich bitte klar, daß die Untergrundbahn an einigen Stellen im West End aus dem Tunnel heraustritt und überirdisch verläuft. Ich habe mich dunkel daran erinnert, daß, wenn ich selber mit der Untergrundbahn fuhr, ich gelegentlich gerade über meinem Kopf Fenster wahrgenommen habe. Nun stellen Sie sich vor, daß der Zug gerade vor solch einem Fenster hält. Kann man da nicht ohne Schwierigkeiten die Leiche auf das Dach des Zuges legen?«
    »Das scheint mir aber höchst unwahrscheinlich.«
    »Wir müssen hier auf das alte Axiom zurückgreifen, daß das, was übrigbleibt, wenn alle anderen Möglichkeiten auszuschließen sind, die Wahrheit sein muß, so unwahrscheinlich sie auch aussieht. In diesem Fall lassen uns alle anderen Möglichkeiten im Stich. Als ich herausfand, daß einer der wichtigsten internationalen Spione, der gerade London verlassen hat, in einem Reihenhaus lebte, das direkt an die Untergrundbahn angrenzt, war ich so glücklich, daß Sie über meine plötzlichen Frivolitäten etwas erstaunt waren. «
    »Oh, das war es also!«
    »Ja, das war es. Mr. Hugo Oberstein, Caulfield Gardens Nr. 13 war mein Zielobjekt gewo rden. Ich habe meine Untersuchungen im Bahnhof Gloucester Road begonnen, wo ein sehr hilfreicher Beamter mit mir die Strecke abgelaufen ist, so daß ich mich nicht nur davon überzeugen konnte, daß die Fenster der Rückseite von Caulfield Gardens auf die Bahnlinie hi-nausgehen, sondern, was eigentlich noch wichtiger ist, feststellte, daß die Züge der Untergrundbahn häufig ein paar Minuten genau an dieser Stelle stillstehen müssen, um die Schnell-züge der Eisen-bahn vorbeizulassen.«
    »Großartig, Holmes! Sie haben es!«
    »So weit, Watson, so weit. Wir kommen voran, aber wir sind noch weit von unserm Ziel entfernt. Nun ja, ich habe die Rückseite der Caulfield Gardens gesehen. Danach habe ich die Vorderseite besucht und mich überzeugt, daß der Vogel tatsächlich ausgeflogen ist. Es ist ein größeres Haus, die oberen Stockwerke sind, soweit ich feststellen konnte,

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