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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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hatte. Unser einfaches Leben und unsere friedliche Routine wurde dadurch gewaltsam gestört. Wir wurden in eine Serie von Geschehnissen hineingestürzt, die nicht nur Cornwall, sondern den ganzen Westen Englands in höchste Aufr egung versetzte. Viele meiner Leser werden sich noch an den »Schrecken von Cornwall« erinnern, wenn auch nur unvollständige Berichte die Londoner Presse erreichten.
    Jetzt, nach dreizehn Jahren, werde ich einen vollständigen Bericht schreiben und die Einze lheiten dieser unglaublichen Geschichte meinem Publikum vorlegen.
    Ich habe erwähnt, daß hier und da Kirchtürme auf verstreute kleine Ortschaften hinwiesen.
    Uns am nächsten gelegen befand sich das Dörfchen Tredannick Wollas, wo sich die Häuschen der wohl hundert Einwohner um eine uralte, moosbewachsene Kirche gruppierten. Der Pfarrer dieser Gemeinde trieb in seiner Freizeit Archäologie und in dieser Eigenschaft machte She rlock Holmes seine Bekanntschaft. Er war ein Mann mittleren Alt ers, stattlich gebaut und sehr liebenswürdig. Er wußte viel von lokaler Geschichte, und so gab es genug Unterha ltungsstoff.
    Eines Tages lud er uns zum Tee ins Pfarrhaus ein. Dort lernten wir auch Mr. Mortimer Tregennis kennen, einen Herrn aus der Nachbarschaft, der das Gehalt des Pfarrers aufbesserte, indem er als zahlender Gast bei ihm im Pfarrhaus wohnte. Der Pfarrer war Junggeselle und froh über das Mietarrangement, wenn man auch nicht sagen konnte, daß er viel mit seinem Mieter gemein hatte. Dieser war ein dünner, dunkler, bebrillter Mann, der sich so gebückt hielt, daß er den Eindruck körperlicher Deformation machte. Während unseres Besuches fa nden wir heraus, daß sich der Pfarrer gerne unterhielt, der Mieter jedoch sich sehr zurück-haltend gab. Er war ein introvertierter Mann mit traurigem Gesicht, der mit abgewandten Augen bei uns saß und über seine eigenen Gedanken brütete.
    Diese beiden Herren stürzten am Dienstag, dem 6. März, plötzlich in unser Wohnzimmer. Wir hatten gerade das Frühstück beendet und besprachen bei einer Pfeife Tabak unseren täglichen Ausflug in das Moor.
    »Mr. Holmes«, rief der Pfarrer mit aufgeregter Stimme, »eine furchtbare, tragische Geschichte hat sich während der Nacht ereignet. Es ist schrecklich, unfaßbar! Welch Gnade des Himmels, daß Sie gerade in unserer Gegend sind, denn kein Mensch in ganz England kann uns jetzt besser raten und helfen.«
    Ich starrte den eingedrungenen Pastor mit wenig freundlicher Miene an. Aber Holmes nahm die Pfeife aus dem Mund und setzte sich aufrecht hin, mit der Miene eines alten Jagdhundes, der die Jagdhörner hört. Mit der Hand wies er auf das Sofa, und unser schweratmender Besucher und sein trauriger Begleiter nahmen nebeneinander Platz. Mr. Mortimer Tregennis hatte sich zwar besser in der Gewalt als der Mann der Kirche, aber das Zucken seiner dünnen Hän-de und das Glänzen der dunklen Augen verrieten, daß er die allgemeine Aufregung teilte.
    »Wollen Sie reden, oder soll ich es tun?« fragte der Pastor. »Nun, Sie haben es entdeckt, was immer es auch ist, und der Pastor hat es aus zweiter Hand. Also sollten Sie erzählen, was sich zugetragen hat«, sagte Holmes.
    Ich musterte mit schnellem Blick den Pastor, der sich allem Anschein nach in großer Eile angekleidet hatte. Der Mieter jedoch war sehr förmlich gekleidet. Es amüsierte mich, wie die simple Schlußfolgerung Sherlock Holmes die beiden Herren in Verwirrung setzte.
    »Vielleicht beginne ich doch lieber mit ein paar Worten«, sagte der Pastor, »Sie können dann selber beurteilen, welche Einzelheiten Sie von Mr. Tregennis hören wollen. Vielleicht wollen Sie auch lieber gleich an den Ort des Schreckens eilen. Unser Freund hier, muß ich erklären, hat den letzten Abend bei seinen beiden Brüdern Owen und George und ihrer Schwester Brenda verbracht, die gemeinsam in ihrem Haus >Tredannick Wartha< leben, das auf dem Moor in der Nähe des alten Stein-kreuzes steht. Kurz nach zehn Uhr hat er seine Familie ve rlassen. Sie haben alle um den Eßzimmertisch herum gesessen und Karten gespielt. Alle waren bei bester Gesundheit und guter Laune. Heute morgen ist mein Freund, da er Frühaufsteher ist, schon vor dem Frühstück in Richtung ihres Hauses gegangen. Unterwegs wurde er von dem Wagen des Arztes, Dr. Richard, überholt, der ihm erzählte, daß er gerade zu einem drin-genden Fall nach >Tredannick Wartha< gerufen worden sei. Natürlich beglei-tete Mr. Mortimer Tregennis den Arzt. In >Tredannick
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