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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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erst einmal alle natürlichen Erklärungen ausschöpfen, bevor wir auf außerirdische Theorien zurückgreifen.
    Kommen wir wieder zu Ihnen, Mr. Tregennis. Stimmt es, daß Sie sich mit Ihrer Familie ent-zweit haben? Diese lebte ja schließlich zusammen, während Sie in gemieteten Räumen wo hnen«.
    »Das stimmt, Mr. Holmes. Allerdings ist der Unfriede längst begraben. Wir sind eine Familie von Zinn- Bergleuten aus Redruth. Wir verkauften jedoch unsere Anteile an eine Gesellschaft.
    Der Erlös war so, daß wir gut davon leben können. Ich gebe zu, daß es bei der Te ilung des Geldes Streit gegeben hat. Dieser Streit stand lange Zeit zwischen uns. Aber schließlich wurde alles vergeben und vergessen. Wir sind inzwischen wieder die besten Freunde. «
    »Kommen wir noch einmal auf den gestrigen Abend zurück. Gibt es irgend etwas, das Licht auf die Sache werfen könnte?«
    »Da gibt es nichts dergleichen, Sir.«
    »Ihre Leute benahmen sich so wie immer?«
    »Sie waren niemals besser in Form«.
    »Sie waren nicht nervös und zeigten keinerlei Anzeichen von Furcht, die eine kommende Gefahr vermuten ließ? «
    »Nichts dergleichen«.
    »Und Sie können mir gar nichts sagen, was uns in irgendeiner Weise weiterhelfen könnte?«
    Mortimer Tregennis überlegte einen Augenblick ernsthaft. »Doch, etwas ist mir aufgefallen«, sagte er schließlich. »Wir saßen um den Tisch herum, ich mit dem Rücken zum Fenster. Mein Bruder George, der beim Spielen mein Partner war, hatte das Gesicht dem Fenster zugewandt.
    Einmal bemerkte ich, wie er angestrengt über meine Schulter blickte. So drehte auch ich mich um und sah hinaus. Die Rolläden waren nicht heruntergelassen, aber das Fenster war geschlossen. Ich konnte die Büsche auf dem Rasen ausmachen. Einen Augenblick meinte ich, daß sich etwas zwischen den Büschen bewegte. Ich kann jetzt nicht einmal mehr sagen, ob es sich um Tier oder Mensch gehandelt hat. Aber etwas war da. Als ich ihn fragte, ob er etwas sähe, gab er zu, die gleichen vagen Bewegungen im Gebüsch gesehen zu haben. Das ist alles, was ich sagen kann.«
    »Sind Sie nicht hingegangen und haben nachgesehen?«
    »Nein, wir hielten es für zu unwic htig.«
    »Sie haben Ihre Familie also verlassen, ohne an etwas Böses zu denken.«
    »Ich dachte wirklich an nichts Böses.«
    »Mir ist doch nicht ganz klar, wie Sie heute morgen die Nachricht erhalten haben.«
    »Ich bin Frühaufsteher. Meistens unternehme ich schon vor dem Frühstück einen Marsch.
    Heute morgen war ich kaum unterwegs, als mich der Arzt mit der Kutsche einholte. Er sagte, die alte Mrs. Porter habe einen Jungen mit einer eiligen Nachricht zu ihm geschickt. Ich stieg auf, und so sind wir gemeinsam weitergefahren. Schließlich haben wir uns gemeinsam dieses grausige Zimmer angesehen. Die Kerzen und das Feuer mußten schon vor Stunden erloschen sein. Sie haben im Dunkeln gesessen, bis der Tag anbrach. Der Arzt meinte, daß Brenda mindestens sechs Stunden tot war. Keinerlei Anzeichen einer Gewalttat waren festzustellen. Sie lag einfach über der Lehne ihres Sessels und hatte diesen grauenhaften Ausdruck im Gesicht.
    Georg und Owen grölten Bruchstücke von Schlagern und benahmen sich wie zwei große Affen. Oh, es war schon ein schrecklicher Anblick! Ich konnte es nicht ertragen. Auch der Doktor war weiß wie ein Laken. Er sank in einen Sessel, als wollte er im nächsten Augenblick ohnmächtig werden. Er war nahezu selber fast wie von Sinnen. «
    »Seltsam - höchst seltsam«, sagte Sherlock Holmes. Er stand auf und nahm seinen Hut. »Ich finde, wir sollten jetzt ohne weiteren Aufenthalt nach >Tredannick Wartha< gehen. Ich muß schon sagen, daß ich bisher kaum einen Fall hatte, der mir auf den ersten Blick ein so eigena rtiges Problem geboten hätte.«
    An diesem Morgen kamen wir mit unseren Nachforschungen nicht sonderlich gut voran. Es gab jedoch einen Zwischenfall, der einen höchst unangenehmen Eindruck in meinem Ge-dächtnis hinterließ. Eine sehr enge, kurvenreiche Dorfstraße führte zu dem Haus, in dem die schreckliche Tragödie stattgefunden hatte. Während wir auf dieser Straße dahinmarschierten, hörten wir die Räder eines entgegenkommenden Wagens. Wir stellten uns an den Straßenrand, um den Wagen vorbeizulassen. Dabei erhaschte ich durch das geschlossene Fenster des vorüberfahrenden Wagens einen Blick auf ein schrecklich verzerrtes, grinsendes Gesicht. Die starrblickenden Augen und gefletschten Zähne huschten wie eine Vision an uns
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