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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Wartha< erwartete sie ein gespenstischer Anblick.
    Die Geschwister saßen immer noch um den Tisch, genau so, wie er sie am Abend verlassen hatte. Die Karten lagen vor ihnen auf dem Tisch ausgebreitet und die Kerzen in ihren Leuc htern heruntergebrannt. Die Schwester lag zurückgelehnt in ihrem Sessel. Sie war tot, während die beiden Brüder zu ihrer Rechten und Linken lachten, sangen und grölten und total den Verstand verloren hatten. Alle drei, die tote Frau, wie auch die verrücktgewordenen Männer hatten den Ausdruck furchtbaren Entsetzens in ihren Gesichtern, die grauenhaft verzerrt waren. Ein schlimmer Anblick. Es gab kein Anzeichen dafür, daß jemand ins Haus eingedrungen war. Außer den dreien befand sich nur Mrs. Porter, die alte Köchin und Haushälterin, im Haus. Sie erklärte, sie habe tief geschlafen und in der Nacht kein verdächtiges Geräusch ge-hört. Nichts war gestohlen oder angerührt worden. Kein Hinweis darauf, was Menschen so zum Fürchten gebracht hat, daß eine Frau stirbt und zwei kräftige, gesunde Männer den Verstand verlieren. Mr. Holmes, dies ist in kurzen Zügen die Situation. Wenn Sie uns helfen, die Sache aufzuklären, dann tun Sie ein gutes Werk. «
    Noch hoffte ich, meinen Freund in den Zustand der Ruhe, die wir hier genossen hatten und die ja schließlich das Ziel der Reise . gewesen war, zurücklocken zu können. Aber ein einziger Blick auf sein hellwaches, interessiertes Gesicht und auf die zusammengezogenen Auge nbrauen machte mir klar, wie vergeblich dieser Wunsch war. Er saß eine Weile da, ganz in Anspruch genommen von dem seltsamen Drama, das unseren Frieden gestört hatte.
    »Ich werde mir die Sache ansehen«, sagte er schließlich. »Ihre Erzählung wirkt schon sehr merkwürdig. Sind Sie selber dort gewesen, Mr. Roundhay?«
    »Nein, Mr. Holmes. Mr. Tregennis kam mit diesem Bericht ins Pfarrhaus zurück. Danach sind er und ich gleich zu Ihnen hinübergegangen, um uns mit Ihnen zu beraten.«
    >Wie weit ist es bis zu dem Haus, in dem diese seltsame Tragödie stattgefunden hat? «
    »Etwa eine Meile landeinwärts.«
    »Dann wollen wir gemeinsam hinübergehen. Bevor wir aufbrechen möchte ich jedoch ein paar Fragen an Mr. Tregennis richten.«
    Der andere war die ganze Zeit über still und schweigsam gewesen. Aber ich merkte sehr wohl, daß seine Erregung trotz seiner Selbstbeherrschung im Grunde stärker war als die offen-sichtliche Aufgeregtheit des Pastors. Er saß mit blassem, verschlossenem Gesicht da, seinen ängstlichen Blick auf Holmes gerichtet und die dünnen Hände ineinander verschlungen.
    Seine blassen Lippen bebten, als von der Tragödie gesprochen wurde, die seine Familie getroffen hatte. Seine dunklen Augen spiegelten das Grauen wider.
    »Fragen Sie mich, was Sie wollen, Mr. Holmes«, sagte er tapfer. »Es ist eine scheußliche Sache, ich mag kaum davon reden, aber ich werde Ihnen trotzdem alle Fragen beantworten. «
    »Dann erzählen Sie mir von gestern abend.«
    »Gut, Mr. Holmes. Wir haben zusammen Abendbrot gegessen, wie der Pastor schon sagte.
    Mein älterer Bruder George schlug eine Partie Whist vor. Wir setzten uns um neun Uhr zum Kartenspiel hin. Um viertel nach zehn stand ich auf, um nach Hause zu gehen. Sie saßen alle um den Tisch herum und waren so vergnügt, wie man es sich nur wünschen kann.«
    »Wer hat Sie herausgelassen?«
    »Mrs. Porter war schon zu Bett gegangen. Ich ging alleine hinaus und schloß die Tür hinter mir zu. Die Fenster des Zimmers, in dem sie saßen, waren geschlossen, aber die Rolläden waren nicht heruntergelassen. Türen und Fenster waren heute morgen noch genauso wie gestern Abend. Es gibt einfach keinen Grund zu der Annahme, daß ein Fremder in dem Haus gewesen ist. Und doch hatten sie vor Entsetzen den Verstand verloren und Brenda war tot. Ihr Kopf hing über der Sessellehne. Den Anblick dieses Zimmers werde ich, so lange ich lebe, nicht vergessen.«
    »Was Sie da beschreiben, ist wirklich sehr seltsam«, sagte Sherlock Holmes. »Ich darf wohl annehmen, daß Sie selbst keine Theorie haben, die die Sache erklären könnte?«
    »Es ist vom Teufel, Mr. Holmes, es ist vom Teufel! Von dieser Welt kann es nicht sein«, rief Mortimer Tregennis. »Irgendetwas ist ins Zimmer gekommen und hat ihnen sämtlichen Verstand geraubt. Menschliche Erfindung ist das nicht!«

    »Wenn diese Angelege nheit nicht menschlichen Ursprungs ist«, sagte Sherlock Holmes,
    »dann fürchte ich, bin auch ich ihr nicht gewachsen. Und doch müssen wir
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