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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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zuzuwenden. Niemals habe ich diese Fähigkeit mehr bewundert, als an jenem Frühlingsmorgen in Cornwall. Zwei Stunden sprachen wir nur über die Kelten, Pfeil-spitzen und Funde alter Töpferwaren. Er plauderte mit einer Leichtigkeit, als ob der böse Zwischenfall' vom morgen längst vergessen und abgetan war. Erst am Nachmittag kehrten wir in unsere Kate zurück. Dort erwartete uns Besuch, der unsere Gedanken schnell wieder zu dem Fall zurückbrachte. Unser Besucher brauchte sich kaum vorzustellen, jeder hier kannte ihn. Der rie sige Körper mit dem faltigen Gesicht und den tiefen Furchen, den feurigen Augen und der Adlernase, das graue Haar, mit dem er fast die Zimmerdecke berührte, der Bart, noch golden an den Enden und weiß um die Lippen herum, durchsetzt von den Nikotinflecken seiner ständigen Zigarette dies war ein sowohl in London wie auch in Afrika sehr bekanntes Gesicht und konnte nur in Verbindung gebracht werden mit der Persönlichkeit von Dr. Leon Sterndale, dem großen Löwenjäger und Forscher.
    Wir hatten gehört, daß er in der Gegend war. Ein paar Mal hatten wir seine große Gestalt von weitem auf den einsamen Moorpfaden gesehen. Er hatte sich uns jedoch nie genähert und wir hatten nicht einmal davon geträumt, auf ihn zuzugehen, denn wir wußten, wie sehr er die Ein-samkeit liebte. Zwischen seinen Reisen verbrachte er die meiste Zeit des Jahres in einem kle inen Bungalow des einsamen Waldes von Beauchamp Arriance. Hier, inmitten seiner Bücher und Karten, lebte er das Leben eines Einsiedlers. Er versorgte sich selbst und kümmerte sich wenig um die Geschäfte seiner Nachbarn. Es überraschte mich deshalb, ihn begierig fragen zu hören, ob wir in dieser rätselhaften Episode schon weitergekommen wären. »Die County-Polizei macht entsetzliche Fehler«, sagte er. »Aber Sie haben größere Erfa hrungen. Vielleicht haben Sie eine annehmbare Erklärung bereit. Mein einziger Anspruch auf Ihr Vertrauen bezieht sich darauf, daß ich von meinen vielen Aufe nthalten hier die Familie Tregennis sehr gut kenne - von Seiten meiner cornischen Mutter her sind wir sogar Vettern -, ihr furchtbares Schicksal ist ein großer Schock für mich. Ich muß Ihnen sagen, daß ich eigentlich schon wieder auf meinem Weg nach Afrika bin. Ich war schon in Plymouth. Aber als mich diese Nachricht heute morgen erreichte, bin ich sofort zurückgeeilt, um bei der Untersuchung dieses Falles zu helfen.«
    Holmes zog die Augenbrauen hoch. »Deswegen haben Sie Ihr Schiff verpaßt?«
    »Ich kann das nächste nehmen.«
    »Liebe Zeit, das ist wirklich Freundschaft!«
    »Ich sagte ja schon, wir waren Verwand te.«
    »Richtig. Vettern Ihrer Mutter. Haben Sie Ihr Gepäck auf dem Schiff gelassen?«
    »Einiges davon. Der Rest ist im Hotel.«
    »Ach so. Aber sagen Sie, die Geschichte hat doch nicht heute morgen schon in der Zeitung in Plymouth gestanden?«
    »Nein Sir, ich habe ein Telegramm bekommen.«
    »Darf ich fragen, von wem?
    Ein Schatten fiel auf das schmale Gesicht des Forschers. »Sie stellen sehr viele Fragen, Mr.
    Holmes.«
    »Das gehört zu meinem Beruf.«
    Mühsam fand Dr. Sterndale seine Gelassenheit wieder.
    »Ich habe keinen Grund, Ihnen etwas zu verheimlichen. Mr. Roundhay, der Pfarrer, hat mir telegraphiert. Und deshalb bin ich zurückgekommen.«
    »Vielen Dank«, sagte Holmes. »Auf Ihre erste Frage möchte ich Ihnen antworten, daß ich in diesem Fall noch nicht sicher bin. Ich werde aber die Lösung finden. Mehr zu behaupten, wä-
    re im Augenblick zuviel gesagt.«
    »Vielleicht darf ich fragen, in welche Richtung Ihr Verdacht geht?«
    »Nein, diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten.«
    »Dann habe ich meine Zeit ve rschwendet und brauche Sie nicht länger zu belästigen.«
    Der berühmte Doktor hatte unsere Kate ziemlich schlechtgelaunt verlassen. Fünf Minuten später folgte Holmes ihm. Bis zum Abend sah ich ihn nicht wieder. Dann kam er langsamen Schrittes und sehr müde zurück. Mir war klar, daß er mit seinen Nachforschungen nicht viel weitergekommen war. Ihn erwartete ein Telegramm. Er las es und warf es ins Feuer.
    »Von Plymouth-Hotel, Watson«, sagte er. Die Adresse hat mir der Pfarrer verraten. Ich habe dorthin telegraphiert, um sicherzugehen, daß Dr. Sterndales Geschichte wahr ist. Es sieht so aus, als ob er die letzte Nacht wirklich dort verbracht hat. Sein Gepäck scheint inzwischen nach Afrika zu reisen, während er selber hier bleibt und mir bei meinen Untersuchungen he lfen will. Was halten Sie
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