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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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der seiner Beute auf der Spur ist. Die Lampe, eine ganz gewöhnliche Standardausführung, untersuchte er ganz besonders gründlich. Sorgfältig prüfte er mit seiner Linse das Schutzschild, das den Lampenzy-linder oben abdeckte, kratzte ein bißchen Ruß ab, der sich dort oben abgesetzt hatte, und hob etwas davon in einem Briefumschlag auf, den er dann seinem Notizbuch einverleibte. Endlich, gerade als die Polizei und der Arzt auf der Bildfläche erschienen, winkte er dem Pfarrer, und wir begaben uns alle drei auf den Rasen.
    »Meine Untersuchung ist nichtvöllig fruchtlos verlaufen, darüber bin ich froh«, sagte er. »Ich kann nicht hier bleiben, um die Sache mit der Polizei auszudiskutieren. Aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, Mr. Roundhay, wenn Sie dem Inspektor einen Gruß von mir sagen würden. Er soll doch bitte besonders auf das Fenster im Schlafzimmer und die Lampe im Wohnzimmer achten. Jedes für sich ist interessant und beide zusammen bieten fast die Lösung des Falles an.
    Wenn die Polizei meine Hilfe braucht, soll sie nur kommen, ich bin in der Kate zu finden.
    Und nun, lieber Watson, sollten wir unser Tätigkeitsfeld an einen anderen Ort verlegen. «
    Es mag sein, daß die Polizei es unter ihrer Würde hielt, einen Amateur um Rat zu fragen.
    Vielleicht bildeten Sie sich sogar ein, an einer hoffnungsvollen Untersuchungslinie entlang zu arbeiten. Gewiß ist nur, daß wir in den nächsten zwei Tagen nichts von ihnen gehört haben.
    Diese beiden Tage verbrachte Holmes meist träumend und rauchend in der Kate. Auch unternahm er jetzt öfters Fußmärsche allein ins Land hinein. Manchmal kehrte er erst nach mehre-ren Stunden zurück, ohne zu sagen, wo er gewesen war. Aber ich begriff trotzdem, was ihn beschäftigte. Er hatte sich eine Lampe gekauft, genau die gleiche, die am Morgen der Tragö-
    die auf Mortimer Tregennis Tisch gebrannt hatte. Er füllte sie mit dem gleichen Öl, das auch im Pfarrhaus verwendet wurde. Er schrieb sich sorgfältig die Zeit auf, die das Öl zum Verbrennen brauchte. Dann plante er ein neues Experiment, ein unangenehmes übrigens, -
    eines, das ich nicht so schnell vergessen werde.
    »Sie werden sich daran erinnern, Watson«, sagte er, »daß es in allen Berichten über die beiden Tragödien einen einzigen gemeinsamen Punkt gibt. Es handelt sich um die Luft im Zimmer. Jeder, der diese Zimmer betreten hat, reagierte irgendwie darauf. Denken Sie an Mortimer Tregennis Bericht: Der Doktor mußte sich setzen, weil er fast ohnmächtig wurde. Sie haben das vergessen? Nun, ich kann Ihnen sagen, es war so. Aber Sie erinnern sich an Mrs. Porters Aussage: Sie wurde beinahe ohnmächtig, eilte aber dann eiligst das Fenster zu öffnen. Im zweiten Fall - im Fall von Mr. Mortimer Tregennis selber - Sie können doch nicht vergessen haben, wie stickig die Luft dort war. Ich habe mich ein bißchen umgehört. Das Dienstmädchen kam als erste in das Zimmer. Sie lief, das Fenster zu öffnen. Es wurde ihr so übel, daß sie sich ins Bett legen mußte. Watson, Sie müssen zugeben, daß diese Fakten für sich sprechen. In jedem der beiden Fälle gibt es Hinweise auf vergiftete Luft. In beiden Fällen hat Feuer im Zimmer gebrannt. In einem Fall handelte es sich um das Feuer im Kamin, im anderen um eine brennende Lampe. Das Feuer wurde benötigt, weil der Abend kalt war, aber die Lampe wurde extra angezündet. Der Vergleich mit dem verbrauchten Öl zeigt, daß sie lange nach Tagesanbruch angezündet wurde. Warum? Das hängt doch miteinander zusammen: das Brennen, die stickige Luft und das Verrücktwerden oder der Tod jener unglücklichen Menschen. Das ist doch klar, nicht wahr?«
    »Es sieht so aus.«
    »Als Arbeitshypothese können wir dies in jedem Fall annehmen: Etwas ist verbrannt worden, was die Luft veränderte und seltsame, hochgiftige Folgeerscheinungen hatte. Sehr gut. Im ersten Fall - im Fall der Familie Tregennis - wurde diese Substanz ins Feuer geworfen. Nun war zwar das Fenster geschlossen, aber notwendigerweise mußten auch einige Dämpfe durch den Schornstein entweichen. Daher sollte man meinen, daß im ersten Fall die Wirkung weniger stark war als im zweiten, wo es keine Flucht vor den giftigen Dämpfen gab. Das Resultat scheint diese Theorie zu bekräftigen. Im ersten Fall starb nur die Frau, die ja den empfindli-cheren Organismus hatte. Bei den anderen stellte man eine vorübergehende, vielleicht auch dauernde Verrücktheit fest. Dieser mentale Schaden ist sicherlich der erste Effekt der
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