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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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davon, Watson?«
    »Er ist sehr an der Sache interessiert.«
    »Ja. Sehr interessiert. Hier ist ein Faden, der uns durch das übrige Gewirr führen könnte, aber ich habe ihn noch nicht fest genug in den Händen. Fassen Sie Mut, Watson, wir haben zwar noch nicht alles Material zusammen. Wenn wir es erst haben, werden wir unsere Schwierigkeiten auch bald überwinden.«
    Ich hätte kaum gedacht, wie schnell sich Holmes' Worte bewahrheiten sollten, oder wie merkwürdig und unheilvoll diese Entwicklung weiterging, die uns eine ganz neue Untersu-chungsmöglichkeit eröffnete. Ich rasierte mich am Morgen am Fenster, als ich Hufgetrappel hörte. Ich schaute auf. Ein Jagdwagen kam in voller Fahrt die Straße herauf. Der Wagen hielt vor unserer Tür und unser Freund, der Pastor, sprang heraus und eilte den Gartenweg entlang zu unserer Haustür. Holmes war fertig angezogen und wir eilten beide, ihn zu begrüßen.
    Unser Besucher war so aufgeregt, daß er kaum reden konnte, aber schließlich kam die tragische Geschichte stoßweise heraus. »Wir werden vom Teufel heimgesucht, Mr. Holmes! Meine arme Gemeinde wird vom Teufel heimgesucht!« rief er. »Satan selbst scheint hier losge-lassen, und wir sind alle in seine Hand gegeben!« In seiner Aufregung tanzte er im Zimmer herum. Wäre nicht sein Gesicht aschgrau gewesen, hätte er einen recht komischen Anblick geliefert. Schließlich kam er mit der entsetzlichen Neuigkeit heraus.
    »Mr. Mortimer Tregennis ist in der letzten Nacht gestorben - an genau den gleichen Sympto-men wie seine Familie.« Holmes sprang auf und war im nächsten Augenblick nur noch ein Bündel von Energie.
    »Passen wir alle drei in Ihren Jagdwagen hinein?«
    »Ja, das geht.«
    »Dann, Watson, wollen wir das Frühstück verschieben. Mr. Roundhay, wir stehen völlig zu Ihrer Verfügung. Los, schnell, schnell, bevor sich dort irgend etwas verändert.«
    Der Mieter hatte zwei Räume im Pfarrhaus bewohnt, die getrennt in einem Teil des Hauses lagen, ein Zimmer genau über dem anderen. Im Untergeschoß befand sich ein großes Wohnzimmer, darüber das Schlafzimmer. Beide Zimmer überblickten den Rasen, der bis zum Fenster reichte. Wir kamen vor der Polizei und dem Arzt dort an, so daß bisher alles unberührt geblieben war. Ich möchte die Szene so beschreiben, wie ich sie an jenem nebligen Märzmo rgen vorfand. Sie hat mir einen Eindruck hinterlassen, den ich niemals in meinem Leben wieder vergessen kann.
    Die Luft im Zimmer war bedrückend und sehr stickig. Das Dienstmädchen, das als erste das Zimmer betreten hatte, hatte das Fenster geöffnet, sonst wäre die Luft wohl noch unerträglicher gewesen. Teilweise mochte es daher rühren, daß die Lampe blakend auf dem Tisch stand. Daneben saß der tote Mann, zurückgelehnt auf seinem Stuhl. Sein dünner Bart zeigte nach oben und die Brille war ihm auf die Stirn gerutscht. Sein hageres, dunkles Gesicht war dem Fenster zugewandt und trug den gleichen Ausdruck furchtbaren Entsetzens, der auf dem Gesicht seiner toten Schwester gelegen hatte. Seine Glieder waren verzerrt und die Finger so verdreht, als sei er in entsetzlicher Angst gestorben. Er war vollständig angezogen, obwohl es so schien, als habe er sich in großer Eile angekleidet. Wir hatten bereits gehört, daß sein Bett benutzt war und er offenbar die Nacht darin geschlafen hatte und daß sein tragisches Ende ihn am frühen Morgen ereilt haben mußte.
    Welch glühende Energie sich hinter Holmes phlegmatischem Äußeren verbirgt, versteht man erst richtig, wenn man einmal miterlebt, wie plötzlich eine Veränderung über ihn kommt, wie es in dem Augenblick geschah, als er das schicksalsschwere Zimmer betrat. Plötzlich war er ganz gespannte Aufmerksamkeit. Seine Augen leuchteten, in seinem Gesicht war jener ent-schlossene Zug und jeder Muskel zitterte vor Aktivität. In einem Augenblick war er draußen auf dem Rasen, dann wieder durch das Fenster, hindurch im Zimmer. Er ging umher, stieg ins Schlafzimmer hinauf und benahm sich wie ein Dachshund, der eine Fährte gefunden hat.
    Im Schlafzimmer sah er sich schnell und gründlich um. Dann stieß er das Fenster auf. Dies gab ihm einen erneuten Grund zur Erregung, denn er lehnte sich mit interessierten und freud igen Ausrufen zum Fenster hinaus. Wieder lief er die Treppe hinunter, stieg durch das Fenster auf den Rasen, wo er sich auf den Bauch legte, als suche er etwas, sprang wieder auf, um erneut ins Zimmer zu steigen. All das tat er mit der Energie eines Jägers,
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