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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Tabaksqualm auf. Seine schwarzen Brauen waren zusammengezogen, die Stirn in Falten gelegt und die Augen in weite Ferne gerichtet. Plötzlich legte er die Pfeife hin und sprang auf.
    »Es funktioniert nicht, Watson«, sagte er lachend. »Wir wollen zu den Klippen hinuntergehen und nach Feuersteinen suchen. Die lassen sich wahrscheinlich hier leichter finden, als eine Antwort auf dieses Problem. Das Gehirn arbeiten zu lassen, ohne genügend Material zur Verfügung zu haben, ist genauso, als ob man einen Motor im Leerlauf laufen läßt. Er geht kaputt.
    Seeluft, Sonnenschein und Geduld, Watson - alles andere kommt von alleine.
    Wir wollen uns jetzt in aller Ruhe über die Situation klar werden«, fuhr er fort, als wir zusammen den Klippen zuwanderten. »Wir wollen das wenige, was wir wissen, fest in den Griff bekommen, so daß, wenn frische Fakten auftauchen, wir diese gleich richtig einordnen können. Ich gehe davon aus, daß weder Sie noch ich daran glauben, daß teuflische Geister sich in die Geschicke der Menschen einmischen. Diese Theorie schalten wir ganz aus. Sehr gut. Es bleiben drei Menschen, die mit bewußter oder unbewußter Manipulation zu furchtbarem Schaden gekommen sind. Das ist fester Grund. Nun, wann hat die Tragödie stattgefunden?
    Wenn wir annehmen, daß seine Geschichte wahr ist, dann muß es geschehen sein, gleich nachdem Mr. Mortimer Tregennis die Familie verlassen hat. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt.
    Nehmen wir an, es ist geschehen, nachdem er ein paar Minuten fort war. Die Karten lagen noch auf dem Tisch. Es war schon über die Zeit, zu der sie sonst normalerweise ins Bett gingen. Sie hatten die Sitzordnung nicht verändert und die Stühle nicht zurückgeschoben. Ich wiederhole, was immer auch geschehen ist, hat kurz nach seinem Fortgang stattgefunden. Es kann nicht später als elf Uhr gewesen sein.
    Nun zu unserem nächsten Schr itt: Wir müssen, so weit wir können, Mortimer Tregennis Bewegungen überprüfen, nachdem er seine Geschwister verlassen hat. Dabei sollte es keine Schwierigkeiten geben, denn er scheint über jeden Verdacht erhaben zu sein. Sie kennen ja meine Methoden und haben sicherlich bemerkt, daß ich ein bißchen ungeschickt über die Gießkanne gestolpert bin. Ich erhielt auf diese Weise einen etwas genaueren Abdruck seines Fußes, als normalerweise zu bekommen war. Der nasse sandige Pfad lieferte eine gute plasti-sche Spur. Sie werden sich erinnern, daß es gestern abend ein bißchen regnerisch war. Da ich nun ein Muster seines Fußabdrucks hatte, war es nicht schwer, seine Spur unter den anderen herauszufinden und seinen Schritten zu folgen. Es sieht so aus, als ob er geradewegs zum Pfarrhaus gegangen ist.
    Mortimer Tregennis verschwindet also von der Szene, und trotzdem kommt jemand von au-
    ßen und tut den Kartenspielern etwas Schlimmes an. Wie können wir diese Person rekonstruieren? Und wie wurde solch ein Schreckenseindruck hervorgerufen? Mrs. Porter können wir ausschalten. Sie ist harmlos. Gibt es Anzeichen dafür, daß jemand im Garten herum-schlich und dann zum Fenster gekommen ist und sie auf irgendeine Weise so erschreckt hat, daß sie völlig den Verstand verloren haben? Der einzige, der diese Theorie aufbrachte, war Mortimer Tregennis. Er behauptete, sein Bruder hätte davon gesprochen, daß sich im Garten etwas bewegt hätte. Das ist nun seltsam. Gestern Abend hat es geregnet, es war auch dunkel und wolkig. Jemand, der vorhatte, die Familie zu erschrecken, mußte schon das Gesicht an die Fensterscheibe drücken, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Unter dem Wohnzimmerfenster befindet sich eine breite Blumenrabatte, aber kein Fußabdruck ist darauf zu entdecken.
    Es ist darum schwierig, sich vorzustellen, daß von außen her jemand kam, der einen solch erschreckenden Eindruck auf die Familie gemacht hat. Auch haben wir bisher kein Motiv dafür, warum so etwas geschehen sollte. Sie sehen unsere Schwierigkeiten, Watson?«
    »Die sehe ich nur zu klar«, sagte ich mit Überzeugung.
    »Und doch, wenn wir nur ein bißchen mehr Material hätten,, wären unsere Schwierigkeiten nicht unüberwindlich!« sagte Holmes. »Ich denke mir, Watson, daß Sie in Ihrem Archiv' Sachen finden können, die ebenso obskur waren. Wir wollen den Fall vergessen, bis wir neue Anhaltspunkte haben. Den Rest des Morgens widmen wir der Spur des Steinzeitme nschen.«
    Mein Freund hatte die Fähigkeit, eine Sache völlig loszulassen und sich mit ungeteiltem Interesse einer anderen
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