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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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haben Sie aber schnell gearbeitet! Dabei haben sie doch erst heute morgen angefangen.
    Vielleicht hat der liebe Adalbert diesmal jemand Ebenbürtigen getroffen. Das vordere Arbeitszimmer ist dasjenige, in dem das chinesische Geschirr steht - der große gläserne Schrank zwischen den Fenstern. Hinter seinem Schreibtisch befindet sich eine Tür, die in das hintere Arbeitszimmer führt - ein kleiner Raum, in dem er Papiere und dergleichen aufbewahrt.«
    »Hat er keine Angst vor Einbrechern?«
    »Adalbert ist kein Feigling. Das können ihm nicht einmal seine ärgsten Feinde nachsagen.
    Nachts ist eine Alarmanlage angeschlossen. Was soll man übrigens bei ihm auch stehlen? Es sei denn, jemand sei an chinesischem Porzellan interessiert.«
    »Nicht gut«, sagte Shinwell Johnson mit der entschiedenen Stimme des Experten. »Kein Heh-ler will Sachen haben, die er nicht einschmelzen oder sicher verkaufen kann.«
    »Ganz richtig«, sagte Holmes. »Nun denn, Miß Winter, stellen Sie sich morgen Abend um fünf wieder bei uns ein. Ich werde mich erkundigen, wie sich ein Besuch bei der jungen Dame arrangieren läßt. Ich bin Ihnen für Ihre Kooperation sehr dankbar. Ich brauche wohl nicht zu sagen, daß mein Klient großzügig...«
    »Nichts dergleichen, Mr. Holmes«, rief die junge Frau. »Hierfür will ich kein Geld. Lassen Sie mich diesen Kerl im Dreck sehen und ich weiß, wofür ich gearbeitet habe - in den Dreck mit ihm, und meinen Schuh auf sein Gesicht! Das ist mein Preis. Ich komme morgen zu Ihnen und werde Ihnen helfen, ihn aufzuspüren. Porky wird Ihnen immer sagen können, wo ich zu finden bin.«
    Ich sah Holmes erst am nächsten Tag wieder, als wir wieder zusammen in jenem Restaurant am Strand zu Abend aßen. Ich fragte ihn, ob er mit dem Interview Erfolg gehabt habe, aber er zuckte nur mit der Schulter. Dann erzählte er die Geschichte, die ich auf meine Weise wiederholen möchte. Sein trockener Bericht benötigt die Hand des Redakteurs, die die harten Bedin-gungen des täglichen Lebens ein wenig abmildert.
    »Mich mit dem Mädchen zu verabreden, war weiter nicht schwierig«, sagte Holmes, »denn das Mädchen ist ihrem Vater in fast jedem Punkt gehorsam. Sie versucht, so den Bruch zu kitten, der durch ihre Verlobung entstanden ist. Der General telefonierte, daß alles in Ordnung sei. Die feurige Miß W. kam pünktlich, und eine Droschke setzte uns genau um halb sechs Uhr vor dem Haus Berkeley Square ab, wo der alte Soldat residiert. Es ist eines jener schrecklichen grauen Londoner Schlösser, die eine Kirche im Vergleich dazu frivol aussehen lassen. Ein Diener führte uns in ein großes Wohnzimmer mit langen, gelben Vorhängen. Die junge Dame erwartete uns blaß, unbeweglich und in sich zurückgezogen, wie ein Eiszapfen.
    Ich weiß nicht recht, wie ich es Ihnen klarmachen soll, Watson, was das für eine Frau ist.
    Vielleicht treffen Sie sie ja selber einmal, bevor die Angelegenheit erledigt ist, und können sie dann mit Ihren eigenen Worten beschreiben. Sie ist schön, aber von einer ätherischen Schö nheit wie aus einer anderen Welt - eine von diesen fanatischen Frauen, die sich ein hohes Ziel gesteckt haben. Ich habe solche Gesichter auf Bildern alter Meister des Mittelalters gesehen.
    Wie dieses Ekel von Mann es fertig bringen kann, mit seinen dreckigen Pfoten eine solche Frau zu berühren, das übersteigt mein Vorstellungsvermögen. Sie wissen, daß Gegensätze sich anziehen, das Spirituelle wird vom Animalischen, der Höhlenmensch von einem Engel angezogen. Mir ist niemals ein schlimmerer Fall vor die Augen gekommen.
    Sie wußte, weshalb ich gekommen war. Natürlich wußte sie das - der elende Verbrecher hat keine Zeit verloren, ihren Geist gegen uns einzunehmen und zu vergiften. Miß Winters Ankunft erstaunte sie zwar, glaube ich, aber sie wies uns mit einer Handbewegung Stühle zum Sitzen an, wie eine Äbtissin, die eine lepröse Abordnung empfängt. Falls Ihnen mal der Kamm schwellen sollte, mein lieber Watson, machen Sie einmal einen Besuch bei Miß Violet de Merville.
    >Nun, Sin, sagte sie mit einer kalten Stimme, die wie von einem Eisberg kam. >Ihr Name ist mir vertraut. Sie besuchen mich, wie ich annehme, um böse Gerüchte über meinen Verlobten, den Baron Gruner, zu verbreiten. Es geschah nur auf die Bitte meines Vaters, daß ich Sie ü-
    berhaupt empfange, und ich warne Sie im voraus, daß nichts, was Sie sagen, auch nur den kleinsten Eindruck auf mich machen wird.<
    Sie tat mir einen Augenblick leid,

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