Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex
Ich werde mit Ihnen in Verbindung bleiben, Watson, denn vielleicht habe ich in diesem Drama eine Rolle für Sie, die Sie spielen sollen. Vielleicht tun sie aber auch den nächsten Zug, wer weiß? «
Und das taten sie. Sie schlugen zu - Nun, es wird sich wohl eher um seinen Schlag gehandelt haben, denn ich will nicht annehmen, daß er die junge Dame in sein Komplott eingeweiht ha t-te. Ich glaube, ich kann Ihnen genau den Stein auf dem Gehweg zeigen, auf dem ich stand, als meine Augen auf ein Plakat fielen. Entsetzen ergriff von meiner Seele Besitz. Zwischen dem Grand Hotel und Charing Cross Bahnhof hatte ein beinamputierter Zeitungsverkäufer seine Abendzeitungen aus- gebreitet. Seit unserm letzten Gespräch waren genau zwei Tage verga ngen. Schwarz auf gelb standen die schrecklichen Neuigkeiten:
MORDATTACKE AUF SHERLOCK HOLMES
Wie vor den Kopf geschlagen stand ich da. Danach erinnere ich mich vage daran, daß ich nach einer Zeitung griff und daß der Mann wütend wurde, weil ich sie nicht bezahlt hatte.
Schließlich fand ich mich im Eingang einer Drogerie wieder, wo ich versuchte, den schick-salsschweren Artikel zu lesen. Er lautete folgendermaßen:
Mit Bedauern hören wir, daß Mr. Sherlock Holmes, der berühmte Privatdetektiv, heute morgen das Opfer eines Mordanschlages geworden ist. Mr. Holmes befindet sich in besorgniser-regendem Zustand. Genaue Einzelheiten sind noch nicht bekannt geworden. Der Überfall geschah in der Regent Street, außerhalb des Cafe Royal. Zwei mit Knüppeln bewaffnete Männer schlugen den Detektiv zusammen. Holmes erhielt Schläge über Kopf und Körper und trug schwere Verletzungen davon. Der Arzt beschreibt seinen Zustand als sehr ernst. Er wurde ins Charing Cross Krankenhaus gebracht, bestand jedoch schon bald darauf, in seine Wohnung in der Baker Street zurückgebracht zu werden. Die Täter werden als respektabel gekleidete Männer beschrieben. Sie entkamen durch das Cafe Royal in die Glasshouse Street. Es wird vermutet, daß sie zu einer Bande gehören, die aus gutem Grund die Aktivitäten des Detektives zu fürchten hat.
Ich muß nicht extra betonen, daß ich, kaum daß meine Augen diesen Artikel überflogen ha tten, in einen Wagen sprang und so schnell es mir möglich war, in die Baker Street eilte. Dort traf ich Sir Leslie Oakshott, den berühmten Chirurgen in der Halle. Seine Kutsche wartete auf der Straße.
»Keine unmittelbare Gefahr«, berichtete er. »Zwei Kopfwunden und ziemlich heftige Prel-lungen. Einige Stiche waren notwendig. Er hat eine Morphiumspritze bekommen und Ruhe ist jetzt nötig für ihn. Aber ein kleines Gespräch, das aber nur ein paar Minuten dauern darf, will ich nicht verbieten.«
Mit dieser Erlaubnis stahl ich mich in das Krankenzimmer. Der Leidende war hellwach. In heiserem Flüsterton nannte er meinen Namen. Die Rolläden waren zu dreiviertel heruntergelassen, aber ein Sonnenstreifen fiel direkt auf den bandagierten Kopf des Verletzten. Eine rote Stelle war durch die weiße Leinenkompresse hindurchgeweicht. Ich setzte mich neben ihn und ließ meinen Kopf hängen.
»Ist doch in Ordnung, Watson, sehen Sie nicht so furchtsam drein«, murmelte er mit schwacher Stimme. »Es ist nicht so schlimm, wie es scheint. «
»Gott sei Dank dafür.«
»Mit knüppelschlagenden Kerlen habe ich gute Übung, wie Sie wohl wissen. Meistens bin ich Sieger geblieben. Aber dieser zweite Kerl war ein bißchen viel für mich. «
»Was kann ich tun, Holmes? Natürlich war es dieser verdammte Kerl, der sie gedungen hat.
Ich geh' hin und schlag ihn zusammen, wenn Sie es nur sagen.«
»Guter, alter Watson! Wir können überhaupt nichts tun, bis die Polizei nicht die Hände an diese Männer legt. Aber ihren Fluchtweg haben sie vorher sorgfältig vorbereitet, das ist einmal klar. Warten Sie ein bißchen. Ich habe einen Plan. Zunächst einmal lasse ich die Schwere meiner Verletzungen bewußt übertreiben. Man wird Sie nach neuesten Nachrichten über mich fragen. Tragen Sie es ihnen dick auf, Watson: Hat Glück, wenn er die Woche überlebt - be-wußtlos - Delirium - was sie wollen! Sie können es gar nicht schlimm genug machen!«
»Aber was ist mit Sir Leslie Oakshott?«
»Oh, der ist ganz in Ordnung. Er wird das Schlimmste von mir zu sehen bekommen. Dafür sorge ich schon.«
»Noch etwas?«
»Ja. Sagen sie Shinwell Johnson, daß er das Mädchen in Sicherheit bringen soll. Diese Kerle werden sich jetzt an ihr rächen wollen. Sie wissen natürlich, daß sie mit mir in
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