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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Dunkelheit ... und dann er .“ Ruhig leerte er sein Glas. „Manche Geister ruhen nicht, egal, wie oft man sie auch tötet. Wissen Sie, was ich meine?“
    „Er hat Sie mit Ihren innersten Ängsten konfrontiert“, schloss ich.
    „Die Petrogeister können das. Victor Lafayette ist ein boko , Mr Holmes; ein gefährlicher Mann. In den Händen eines solchen Mannes kann der Schädel Dutty Boukmans eine mächtige Waffe sein.“
    „Ein Zauberer?“, vergewisserte sich Holmes.
    „Ein boko ist jemand, der sich nicht scheut, Magie einzusetzen, dem es jedoch am nötigen Respekt vor ihr mangelt. Er denkt nur daran, was gut für ihn ist. Er spricht nicht zu den loa , mit denen ich verkehre – oder eher, die loa sprechen nicht zu ihm. Doch was die Ge-Rouge betrifft ...“
    Ich schwieg eine Weile. Die Kerze zwischen uns flackerte.
    „Also, Miss Aretakis?“, fragte Holmes. „Was sagen Sie?“
    „Sie waren zu guter Letzt ehrlich zu mir“, sagte ich. „Dennoch sollte ich mich in Ihren Kampf nicht einmischen. Rache ist ein schlechter Antrieb.“
    „Gerechtigkeit und Rache sind nicht dasselbe“, sagte er.
    „Eines müssen Sie verstehen, Mr Holmes – unsere Welt ist nicht so einfach, wie Sie vielleicht denken. Es gibt kein Gut und kein Böse auf Haiti. Es gibt nur Familie.“

    Er bestand darauf, mich nach Hause zu begleiten. Ein Herbstregen kündigte sich an; bald wäre die Straße nicht viel mehr als ein schlammiger Bach. Die kargen Palmen rauschten im Wind, und Katzen starrten uns aus ihren Verstecken heraus an.
    Schon von fern spürte ich, dass etwas nicht stimmte. Dann packte Holmes mich auf einmal am Arm und zog mich in die Schatten.
    Im nächsten Moment hörte ich ihren fast lautlosen Schritt, dann glitt sie an uns vorüber wie eine Erscheinung – den Kopf stolz erhoben, die Gewänder fließend, ein goldenes Schimmern dort, wo die Augen hätten sein sollen. Ich machte keinen Laut. Auch Holmes hielt den Atem an. Einen kurzen Moment hielt sie inne. Dann verschwand sie um eine Ecke. Im nächsten Moment hörten wir einen Peitschenknall.
    „Die Kutscherin“, flüsterte Holmes und löste seinen Griff, während Hufgeklapper in der Ferne verschwand. „Die Frau, die Lafayette vom Hafen abholte.“
    Wenige Häuser weiter weinte ein Kind. „Etwas ist passiert!“, rief ich und begann zu rennen, Holmes dicht auf den Fersen. Wie in einem Alptraum erkannte ich, wohin mich meine Schritte führen würden, doch ich wollte es nicht wahrhaben, noch als ich an Aristides Tür klopfte. Er riss sie auf, Entsetzen in seinen Augen, einen schweren Stock in seiner Hand.
    „Du!“, rief er auf Kreolisch. „Und der Fremde!“ Tränen bedeck-ten die hohen Wangen seines schönen Gesichts.
    „Was ist mit Joël?“, stieß ich aus und drängte ihn beiseite. Er ließ mich gewähren, selbst Holmes verbot er nicht den Einlass, denn in diesem Moment erhob sich ein weiterer klagender Schrei im Nebenraum.
    Joël lag angezogen auf seinem Bett. Sein Haut glänzte schweißnass vor Fieber, und in seinen Augen sah man fast nur das Weiße. Aristide trat an seine Seite und drückte ihm ein kühles Tuch auf die Stirn.
    „Es war die Frau“, fluchte er. „Die Frau mit den goldenen Augen!“
    „Ach Joël, Joël“, flüsterte ich beschwörend, „ich hatte dir doch gesagt, du darfst nichts von Fremden annehmen!“ Holmes trat bestürzt neben uns und betrachtete den Jungen. Dann traf er eine Entscheidung. „Miss Aretakis, mein Begleiter ist Arzt.
    Tatsächlich einer der besten Mediziner, die ich kenne. Ich werde ihn sofort holen.“ Er wandte sich ab und eilte davon.
    „Valérie“, klagte Aristide und schüttelte den Kopf. „Was ist nur geschehen? ‘Miss Aretakis’!“ Seine Augen glommen müde im Halbdunkel des Zimmers. „Als ob wir nicht beide wüssten, dass Fremde nur Ärger bedeuten. Deine Mutter, sie wusste es. Wann wirst du dich endlich entscheiden, zu welcher Welt du gehörst? Valérie?“ 

    Eine Stunde später klappte der schnauzbärtige Mann seine Arztta-sche zusammen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Aristide ließ ihn nicht aus den Augen, wusste jedoch, dass wir machtlos gegen den Fluch waren, den die Fremde auf Joël gelegt hatte. Wir konnten entweder zusehen, wie der Junge uns entglitt, oder die Europäer ihre eigene Magie wirken lassen. Sie berieten sich leise auf Englisch. „Er hat Spuren von Schokolade in seinem Mund gefunden“, übersetzte ich für Aristide. „Offenbar hat sie ihm das Gift in einer Kapsel

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