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Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Gas-laterne an der nächsten Kreuzung passierte, sah ich seinen Schatten neben meinem auf der festgetretenen Erde, wie er mit jedem Schritt länger wurde. Falls er über meine unhöfliche Behandlung verärgert war, ließ er es mich nicht spüren.

    Im Gasthaus glitten wir in eine Nische, in der eine Kerze auf einem wachsverklebtem Tisch brannte. Ich bestellte uns einen Port. Ich hatte Port das letzte Mal mit meinem Vater getrunken, und viel mehr als die Vorliebe für dieses Getränk hatten wir außer unserem Nachna-men auch nie geteilt. Ich hielt es immer noch für ein typisches Ge-tränk der Europäer. Holmes Mundwinkel zuckte kurz, als er daran roch, dann nippte er und stellte das Glas sorgsam vor sich.
    „Sie sind eine mambo , Miss Aretakis“, stellte er fest. „Vielleicht die einzige weiße mambo auf Haiti.“
    „Ich habe sie nie gezählt.“
    Er lächelte. „Es ist sicher nicht leicht für Sie, sich zu behaupten.
    Der Junge – Joël – gehört er zu Ihrer Gemeinde?“
    „Ich habe keine ‘Gemeinde’, wie Sie es nennen.“
    „Wie Sie meinen.“ Offensichtlich wollte er einen Streit mit mir vermeiden; seine Selbstsicherheit aber strafte seine Bescheidenheit Lügen. „Sehen Sie, mein Begleiter und ich reisen im Auftrag eines Re-präsentanten meiner Regierung ...“
    „Ihres Bruders“, entfuhr es mir.

    Er musterte mich durchdringend. „Mir scheint, ich muss mich Ihnen gegenüber bedachtsamer verhalten, Miss Aretakis. Habe ich Ihnen irgendeinen Hinweis darauf gegeben, dass es sich um meinen Bruder handelt?“
    „Es war nur eine Vermutung.“ Manchmal arbeitete meine Intuition schneller als mein Verstand, und ich hatte mich so daran gewöhnt, bestimmte Dinge zu wissen, ohne eruieren zu können, woher, dass ich häufig vergaß, wie seltsam das auf andere wirkte; besonders auf Europäer.
    „Dennoch bestärkt es mich in meiner Zuversicht, in Ihnen die Richtige gefunden zu haben, und Sie werden mir vielleicht später den Gefallen erweisen, die Quelle Ihrer Inspiration zu erörtern. Jedenfalls bat man mich, ein gestohlenes Objekt von nicht unbeträchtlichem kulturellen Wert aufzuspüren, das vor wenigen Wochen aus dem British Museum entwendet wurde. Ein Objekt, bei dessen Sicherstellung der Rat einer ... Priesterin nicht ungelegen käme.“
    „Um was handelt es sich?“, fragte ich und fühlte, wie sich seine Augen in mich bohrten, während sich seine dünnen Finger um das Glas schlossen. Er könnte ein erfolgreicher Reporter sein mit diesem Blick, oder ein Richter; ganz sicher aber war er noch Junggeselle.
    „Den Schädel von Dutty Boukman“, sagte er, und ich verschluckte mich fast.
    „Wissen Sie eigentlich, von was Sie da sprechen?“, zischte ich, sobald ich mich wieder unter Kontrolle hatte. „Boukman ist nicht irgendein Pharao, dessen Gebeine man ausstellt, weil es niemand mehr kümmert. Für die Leute hier ist er ein Heiliger. Mehr als das!“
    „Mir ist bewusst, in was für einer peinlichen Situation wir uns befinden. Fast hundert Jahre lagerte diese Reliquie in einem Museum ...“
    „Wir reden hier nicht von einer Reliquie!“, unterbrach ich ihn und musste meine Stimme senken, denn der Wirt schaute schon herüber.
    „Das ist Grabschändung!“
    „Erzählen Sie mir von ihm“, schlug Holmes diplomatisch vor. Ich ärgerte mich, denn diese Dinge gingen ihn nichts an; gleichzeitig wollte ich ihn nicht davonziehen lassen, denn wenn er die Wahrheit sprach, waren dies unerhörte Neuigkeiten.
    „Boukman war ein jamaikanischer Sklave“, begann ich. „Er gehör-te einem Briten, und hatte das Lesen gelernt; daher der Name. Es heißt, er sei von hünenhafter Gestalt gewesen.“ Holmes nickte. „Mein Begleiter machte bereits eine Bemerkung über die außergewöhnliche Größe des Schädels.“
    „Man verkaufte Dutty nach Haiti. Mit ihm kam die Freiheit; er brachte die Aufständischen zusammen. Von ihm ging alles aus.“
    „Er und eine mambo leiteten die Zeremonie in den Alligatoren-sümpfen.“
    „Bois Caïman“, bestätigte ich. „Sie wissen also davon? Von dieser Zeremonie griff die Flamme der Revolution um sich, die die Franzosen schließlich verzehrte. Das haben sie Dutty nie verziehen. Sein Leichnam wurde geschändet, sein abgeschlagener Kopf öffentlich ausgestellt. Danach verschwanden sie, und mit ihnen Duttys Schädel.“
    „Ich frage mich, was für einen Nutzen der Schädel heute noch haben könnte? Alle, mit denen wir sprachen, zeigten sich sehr besorgt.
    Doch wie Sie es

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