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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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es aufs Entschiedenste, Mr Neville St. Clair je einmal gesehen zu haben, und versicherte, dass es ihm nicht weniger unerklärlich sei als der Polizei, wie die Kleider in sein Zimmer kämen. Was aber Mrs St. Clairs Aussage anbelange, dass sie ihren Mann leibhaftig am Fenster gesehen habe, so müsse sie entweder geistig gestört oder im Traum gewesen sein. Trotz seines lauten Widerspruchs wurde er zur Polizeistation verbracht, während der Inspektor zurückblieb, in der Hoffnung, die Ebbe möchte neue Anhaltspunkte liefern.
    Und so war es auch, obgleich auf dem Schlamm nicht das gefunden wurde, was man gefürchtet hatte: Nicht Neville St. Clair selbst, aber Neville St. Clairs Rock kam zu Tage, als die Flut sich verlief. Und was glauben Sie wohl, dass sich in den Rocktaschen vorfand?«
    »Ich kann mir’s nicht denken.«
    »Nein, Sie würden es auch niemals erraten. Jede Tasche war vollgepfropft mit Kupfermünzen – 421 ganzen und 270 halben Pennystücken. Da war es also kein Wunder, dass der Rock nicht von der Flut mit fortgenommen wurde. Aber mit einem menschlichen Körper ist’s ein ander Ding. Zwischen der Werft und dem Haus ist ein starker Wirbel, und so konnte es leicht geschehen, dass der beschwerte Rock zurückblieb, während der entkleidete Körper in den Fluss hinausgespült wurde.«
    »Ich habe geglaubt, alle übrigen Kleider seien im Zimmer vorgefunden worden. Sollte der Körper nur allein mit dem Rock bekleidet gewesen sein?«
    »Nein, gewiss nicht, aber die Tatsachen lassen doch eine ziemlich glaubwürdige Erklärung zu. Vorausgesetzt, dieser Boone habe St. Clair aus dem Fenster geworfen, ohne dass ein menschliches Auge es sah – was hätte er dann vor allem tun müssen? Natürlich sich in erster Linie der verräterischen Kleider entledigen. Er griff also nach dem Rock; im Begriff, diesen hinauszuwerfen, fiel ihm aber ein, dass er ja schwimmen würde, anstatt unterzusinken. Die Zeit drängt, denn von unten her hört er die Stimme der Mrs St. Clair, die hinaufdringen will; vielleicht hat ihm auch sein Spießgeselle, der Wirt, schon einen Wink gegeben, dass die Polizei nicht fern sei. Kein Augenblick ist zu verlieren. Er eilt zu irgendeinem geheimen Winkel, wo er die Erträge seines Bettels aufgestapelt hat, und stopft so viele Münzen, als ihm zur Hand sind, in den Rock, damit dieser gewiss untersinkt. Schnell wirft er ihn hinaus, wie er es auch mit den anderen Kleidungsstücken gemacht hätte, wären nicht Schritte genaht, sodass ihm nur noch Zeit blieb, das Fenster zu schließen.«
    »Dies klingt allerdings nicht unmöglich.«
    »So lassen Sie uns einstweilen auf diesen Voraussetzungen fußen, bis sich Besseres findet. Boone wurde also, wie ich Ihnen schon erzählt habe, festgenommen und auf die Polizeiwache gebracht, doch konnte nicht nachgewiesen werden, dass schon früher etwas gegen ihn vorgelegen hätte. Seit Jahren war er als gewerbsmäßiger Bettler bekannt, schien aber sonst ein stilles, unbescholtenes Leben geführt zu haben. So weit ist die Sache bis jetzt gediehen, und die Fragen, die einer Lösung harren, nämlich was Neville St. Clair in der Opiumhöhle zu schaffen gehabt hat, was dort mit ihm geschehen ist, wo er sich jetzt befindet und inwiefern Hugo Boone an seinem Verschwinden beteiligt war – alle diese Fragen sind noch so weit wie je von einer Lösung entfernt. Ich muss Ihnen gestehen, dass mir in meiner ganzen Erfahrung nie ein Fall vorgekommen ist, der auf den ersten Anblick so einfach erschienen wäre und dennoch solche Schwierigkeiten geboten hätte.«
    Während mir Sherlock Holmes die sonderbare Verwicklung dieser Umstände im Einzelnen darlegte, waren wir an den letzten Vorstadthäusern vorübergerollt und hatten jetzt grüne Hecken zu beiden Seiten. Als er eben am Schluss war, fuhren wir durch zwei verstreut liegende Dörfer, wo aus manchem Fenster noch Licht schimmerte.
    »Jetzt nähern wir uns Lee«, sagte Holmes; »auf unserer kurzen Fahrt haben wir nicht weniger als drei Grafschaften berührt. In Middlesex brachen wir auf, kamen durch einen Zipfel von Surrey und beschließen die Fahrt jetzt mit Kent. Sehen Sie das Licht dort zwischen den Bäumen hervorschimmern? Das kommt von ›den Zedern‹, und neben jener Lampe sitzt eine Frau, deren angstvolles Ohr ohne Zweifel schon den Hufschlag unseres Pferdes vernommen hat.«
    »Aber warum betreiben Sie die Angelegenheit nicht von der Baker Street aus?«, fragte ich.
    »Weil allerlei Erkundigungen von hier aus einzuziehen sind.

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